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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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er früher ja vielleicht auch einmal gewesen war. Grundy war völlig hilflos.
    Der Prinz hielt den Bohrer angriffsbereit. »Und jetzt werde ich dich durchbohren, wie ich es eigentlich schon früher hätte tun sollen«, sagte er.
    »Nein!« rief Rapunzel.
    »Nein?« fragte der Prinz und richtete die Spitze der Waffe auf Grundys Magen. »Und warum sollte ich es nicht tun, Damsell?«
    Rapunzel war völlig fassungslos, denn sie wußte, was er wollte. Doch wenn sie ihm das gab, würde sie Grundy auf eine andere Weise verlieren.
    Grundy konnte ihr keinen Rat geben. Sie mußte ihre eigene Entscheidung treffen.
    »Verschone ihn«, sagte sie mit gebrochener Stimme. »Dann werde ich… werde ich… dich… h-h-heiraten…« Schluchzend sank sie zu Boden.
    Der Prinz lächelte. »Es hat den Anschein, als seist du mir schließlich doch noch von Nutzen, Golem. Das hätte ich nie gedacht, als ich dich im Turm vorfand. Aber natürlich habe ich dich auch einfach nicht richtig eingesetzt. Warum soll ich dich umbringen und es dadurch provozieren, daß die Damsell sich selbst tötet, wenn ich doch die vollkommene Gewalt über sie haben kann, indem ich dir einfach nur drohe? Du sollst also leben, aber du wirst nicht frei sein.« Er wandte sich dem Eingang, einem Loch in der Bodenmitte, zu. »Wachen!«
    Im Turm? Plötzlich dämmerte es Grundy auf schreckliche Weise. »Die Seevettel!« rief er.
    Der Prinz schnitt eine Grimasse. »Verflucht! Das hätte ich nicht sagen sollen! Na ja, es macht sowieso keinen Unterschied mehr. Wenn ich sie erst einmal geheiratet hab, werde ich in diesem Körper Selbstmord begehen, dann wird sie Königin der Elfen, und ich nehme ihren Körper an.«
    »Dem wird sie niemals zustimmen!« rief Grundy.
    »Ach nein – auch nicht, wenn dein Leben noch immer auf dem Spiel stehen sollte?«
    Grundy begriff, daß Rapunzel in der Tat erneut nachgeben würde – nämlich um ihn zu retten. Ihre Liebe war echt, und das war eben auch ihre Schwäche. Er war ein Narr gewesen zu glauben, daß die Vettel ihren Plan aufgegeben hatte, nur weil sie als Bienenkönigin nicht gewillt gewesen war, Rapunzel zu Tode zu stechen. Sie hatte lediglich einen anderen Ausweg gesucht – und ihn nun gefunden. Da trafen die Wachen ein. »Packt diesen Wicht hier in einen Käfig«, befahl die Vettel. »Und diesmal bewacht ihn gefälligst. Sorgt dafür, daß er nicht entkommt.«
    »Tut es nicht!« rief Grundy. »Das ist kein Prinz, das ist die Seevettel!«
    »Er ist nicht nur frech, er ist auch noch verrückt«, sagte die Vettel. »Wie ihr seht, habe ich mich nicht verändert.«
    »Er hat sich verändert, er hat sich wohl verändert!« rief Grundy. »Ihr wißt doch, wie er sich schon den ganzen Tag verändert verhält – eben seitdem die Vettel seinen Körper übernommen hat. Das hier ist ein Hochstapler, überhaupt nicht euer Prinz!« Die Wachen zögerten. Offensichtlich hatten sie das Gerede ebenfalls mitgekriegt und wußten, daß der Prinz sich merkwürdig gebärdete. Doch waren sie nicht bereit, sich gegen ihn zu stellen. Sie traten auf Grundy zu.
    »Hätte euer Prinz jemals einen freundlichen, zahmen Drachen vergiftet?« wollte Grundy wissen.
    Als sie dies vernahm, ruckte Rapunzels Kopf hoch. »Was?«
    »Sie haben Stanley vergiftet!« sagte Grundy zu ihr. »Und mich hat er in eine feuchte Zelle werfen lassen!«
    »Oh, ich muß diesem Ort entfliehen!« rief sie und nahm in ihrer Qual wieder Menschengröße an. In dieser Gestalt schien sie den Raum praktisch auszufüllen, und ihr Gewicht belastete das Bodenastwerk.
    »Wenn du das tust, wird er sterben!« sagte der Vettelprinz ungerührt und preßte die Spitze des Bohrers in Grundys Bauch.
    »Oh!« wiederholte Rapunzel, aufs neue entsetzt. Dann nahm sie wieder Elfengröße an.
    »Gib der Vettel nicht nach!« schrie Grundy sie an. »Sie wird mich sowieso töten, wenn sie deinen Körper erst einmal in ihrer Gewalt hat! Fliehe jetzt, rette dich selbst. Begib dich hinunter zu Stanley und reite auf ihm zurück nach Schloß Roogna! Er kennt den Weg!«
    Doch seine Logik war zu unerbittlich, als daß ihr mädchenhaftes Herz sie hätte ertragen können. Bewußtlos sank sie zu Boden.
    »Und jetzt sperrt ihn ein«, befahl die Vettel ihren Wachen. »Ich kümmere mich um die Damsell.«
    »Aber das ist doch gar nicht euer Prinz!« schrie Grundy verzweifelt. »Fragt, wen ihr wollt! Fragt die Dienstmädchen! Ihr wißt, daß er sich verändert hat. Kein Elf verhält sich so wie er, unschuldige Leute mit dem Tod zu

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