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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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bedrohen!«
    Wieder zögerten die Wachen, denn sie wußten, daß er nicht völlig im Unrecht war. Sie kannten den Prinzen schon seit langem und hatten die Veränderung in ihm bemerkt; und nun war es Grundy, der ihnen hierfür eine Erklärung anbot.
    »Gehorcht«, herrschte die Vettel sie an, »sonst durchbohre ich euch noch!«
    »Das reicht«, sagte eine der Wachen. »Ich glaube, der Golem hat recht.«
    »Wicht!« schrie die Vettel und richtete den Bohrer auf den Elf.
    Doch die Wachen zückten ebenfalls ihre Waffen, einen Schraubenzieher und eine Kelle. Metall glitzerte. Hier oben waren sie ebenso kräftig wie der Prinz. »Die Angelegenheit ist strittig«, sagte der andere Posten. »Wir müssen ein Gericht einberufen.«
    »Nur über meine Leiche!« kreischte die Vettel, und nun glich das Gesicht tatsächlich entfernt dem der Seevettel im Elfenbeinturm.
    Unbeeindruckt blieben die beiden Wachen stehen. Es wurde deutlich, daß die Elfen ein unabhängiges Volk waren, das nichts tolerierte, von dem es wußte, daß es falsch war, auch wenn ihr eigener Prinz es befohlen haben mochte. Sie hatten inzwischen Zeit gehabt, um die Vergiftung des zahmen Drachens und den Bruch der heiligen Gastfreundschaft zu überdenken, und mehr wollten sie nicht dulden.
    Die Vettel begriff, daß sie zu weit gegangen war und sich selbst nur noch in Schwierigkeiten brachte. Sie war von Natur aus keine Elfe und konnte aber auch echte Elfen nicht lange an der Nase herumführen, nachdem deren Mißtrauen erst einmal geweckt worden war. Wenn die Sache so weiterging, würde sie ihre Glaubwürdigkeit gänzlich einbüßen.
    »Dann soll eben Gericht gesprochen werden«, sagte sie und klang plötzlich völlig vernünftig. »Ein Kampfurteil – zwischen dem Golem und mir. Der Überlebende bekommt das Mädchen.«
    Die Wachen nickten. »Das erscheint uns das beste zu sein«, meinte Kelle. »Wir berufen es für morgen ein – du gegen den Golem.«
    Grundy konnte nicht dagegen protestieren, weil seine einzige Alternative darin bestand, auf der Stelle getötet zu werden. Doch wie konnte er auch nur zu hoffen wagen, daß er gegen die schreckliche Kraft der Vettel in Elfengestalt etwas ausrichten konnte? Er fürchtete, daß er die Katastrophe lediglich herausgeschoben hatte.
    Doch Rapunzels Miene hellte sich auf. »Oh, Grundy, ich weiß einfach, daß du es schaffst! Danach wird alles in Ordnung sein!«
    Oder alles verloren. Doch würde es ihr eine Nacht lang etwas Hoffnung bescheren, und das war auch etwas wert.

16
Das Urteil
    Am nächsten Morgen wachte Grundy völlig steif und ziemlich erschöpft von den Strapazen des Vortags auf. Man hatte ihn über Nacht allein in einer Laubkammer eingeschlossen, doch die Elfenmaiden hatten ihm immerhin Nahrung gebracht und einen Nachttopf, und er hatte mit Heilsalbe die geschundenen Hände einreiben können. Er konnte sich nicht beschweren; wenn er auch ein Gefangener war, bewahrte ihn dies doch immerhin vor der Bösartigkeit der Vettel, die man ebenso eingesperrt hatte. Er wußte, daß Rapunzel bis zur endgültigen Entscheidung vor dem Kontakt mit den beiden Streitparteien verschont blieb. Tatsächlich waren die Elfen auf ihre rigorose Weise äußerst fair.
    Ein Wächter namens Drehbank kam, um ihn zum Ort des Urteils zu bringen. »Golem, du gehörst nicht zu unserer Kultur«, sagte Drehbank und berührte dabei das Werkzeug, das ihm seinen Namen gegeben hatte. Es war eine Art hölzernes Gestell auf Rädern, mit deren Hilfe Dinge in Kreisbewegung versetzt werden konnten, um sie gleichmäßig zu formen. Offensichtlich wollte er auch gerne sichergehen, daß Situationen anständige Formen annahmen. »Verstehst du die Regeln dieses Urteils?«
    »Nein.«
    »Du hast die Identität des Prinzen herausgefordert, und der Prinz bestreitet deine Anschuldigung. Da wir die Sache nicht angemessen beurteilen können, überlassen wir es einem Kampfurteil. Du hast den Prinzen beschuldigt, daher kann er die Art des Kampfes festlegen. Er hat sich für Leinen und Kästen entschieden.«
    »Für Leinen und Kästen?« fragte Grundy ungläubig. Er erinnerte sich an das Spiel, daß er im Schloß des Guten Magiers mit dem Ameisenlöwen gespielt hatte. Doch das war kein Duell auf Leben und Tod gewesen! Na ja… jedenfalls nicht das Spiel selbst. Allerdings war die Konsequenz des Verlierens der Tod gewesen.
    »Man schwingt sich auf den Leinen zu den Kästen und kappt hinter sich die Leinen. Hat man seinen Gegner in einem Kasten gefangen, wirft man ihn in

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