Turm-Fraeulein
entlang, bereit, eine jede zu retten, die ich erspähen konnte. Das wiederum führte zu einigen Zusammenstößen mit anderen Idioten vom gleichen Schlag wie dieser Per-see-us, wie du dir vorstellen kannst. An einen von ihnen kann ich mich besonders gut erinnern, er hieß Ja-son; er hatte irgendeine dumme Idee, er wollte nämlich unbedingt das Goldene Floß ausfindig machen, das irgendein Drache auf dem Buckel mit sich herumschleppen sollte. Ich werde mich zwar bis ans Ende meiner Tage fragen, welches Recht er auf ein derartig wertvolles Floß zu haben meinte, aber jedenfalls beschaffte er sich ein Schiff, das Arrgh oder so ähnlich hieß, und begann mir damit gründlich auf die Nerven zu gehen. Offensichtlich nahm er an, daß ich der Drache sei. Nun muß man schon ein reichlich dämlicher Trottel sein, um den Unterschied zwischen einem Drachen und einem Seeungeheuer nicht zu bemerken, doch das paßte zu ihm. Mit seinem Nadelpiekser stach er nach mir, bis ich ärgerlich wurde und ihn einfach mit Haut und Haaren verschlang.
Nun bin ich ja kein Fleischfresser, und dieses Aas schmeckte recht übel. Angewidert erbrach ich ihn wieder, aber nun war der Schaden schon angerichtet: Noch wochenlang hatte ich einen schlechten Geschmack im Mund! Wie ich später erfuhr, hat der Narr schließlich doch noch den richtigen Drachen entdeckt und ihm das Floß gestohlen, aber in Mundania scheint es ja ohnehin nicht sonderlich viel Gerechtigkeit zu geben!
Aus Ekel über solche Erlebnisse wanderte ich schließlich nach Xanth aus. Leider verfolgten mich die üblen Verleumdungen von Per-see-us, und auch die Leute hier glaubten, daß ich auf der Suche nach Damselln sei, um ihnen zu schaden anstatt ihnen zu helfen. Doch ich lasse mich durch Undankbarkeit nicht von meinem wahren Weg abbringen. Noch immer schwimme ich die Küsten auf und ab und halte Ausschau nach Damselln in Gefahr. Das ist also meine traurige Geschichte, und der Grund für all das Unverständnis, das mich umgibt.«
Das Monster verstummte. Grundy war sich nicht ganz sicher, ob er ihm glauben sollte oder nicht, doch schließlich hielt er es für angebracht, die Geschichte des Ungeheuers als wahr aufzufassen. »Ich bin wirklich froh, daß ich endlich einmal die ganze Geschichte gehört habe«, sagte er.
»Es wäre auch gut, wenn meine Sicht der Dinge ein wenig mehr Verbreitung fände«, tutete das Monster. Merkwürdigerweise wirkte es auch gar nicht mehr so häßlich wie zuvor. Zwar hatte sich sein Aussehen nicht verändert, doch Grundy nahm es einfach nicht mehr als unangenehm wahr.
»Diese Seevettel«, fragte er, »wie schlimm ist die denn wirklich?«
»Ach ja, die Seevettel«, seufzte das Ungeheuer. »Es wäre mir wirklich lieber, wenn sie mit dieser Sache nichts zu tun hätte! Mir gefällt es überhaupt nicht, mich mit ihr anlegen zu sollen!«
»Aber du bist doch ein Ungeheuer, die Geißel der See!« protestierte Grundy. »Was hast du von ihr zu befürchten?«
»Ich will dir von ihr erzählen«, entgegnete das Monster. »Sie ist eine Zauberin, und kein Lebewesen kann gegen eine Magie von diesem Kaliber etwas ausrichten, es sei denn, es verfügt selbst über eine andere Magie auf gleicher Stufe.«
»Eine Zauberin? Aber in Xanth gibt es doch heutzutage doch nur drei davon«, wandte Grundy ein. »Iris, Irene und Ivy.«
»Ja, in Xanth leben nicht mehr als drei«, erwiderte das Monster tutend. »Aber erstens lebt die Seevettel abseits von Xanth, und zweitens ist sie auch nicht richtig lebendig. Deswegen ist sie eurer Aufmerksamkeit bisher vielleicht entgangen.«
»Aber der Gute Magier weiß doch alles!« sagte Grundy. »Er hätte es uns gesagt, wenn…«
»Von eurem Guten Magier habe ich schon gehört«, tutete das Seeungeheuer. »Gibt der seine Informationen eigentlich umsonst?«
»Nicht direkt«, gab Grundy zu.
»Und befindet er sich heute im Vollbesitz seiner Kräfte? Ich habe gehört, daß er langsam alt wird.«
»Er ist jung, nicht alt… jedenfalls war er es, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.«
»Jung? Wie kann das denn sein?«
»Er hat am Lebenselixier der ewigen Jugend genascht.«
»Am Lebenselixier! Wie schrecklich die Vettel erst wäre, wenn sie darauf ihre Hand legen könnte!«
»Niemand außer dem Guten Magier weiß, wo der Jungborn ist«, erklärte Grundy. »Und er wird sein Geheimnis mit niemandem sonst teilen.«
»Das will ich auch nicht hoffen! Es ist so ziemlich das einzige, was die Vettel noch gefährlicher machen könnte, als sie
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