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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann noch, daß sie die Vettel ist, und kann sich an alles erinnern, was sie getan hat, doch ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten sind eben die ihres Wirts. Das ist noch ein Grund, um eine ganze Weile auf die Ausbildung zu verwenden. Immer vorausgesetzt, daß die Gefangene nichts von der wirklichen Natur der Vettel erfährt. Deshalb weiß Rapunzel wahrscheinlich so ziemlich von allem, wo es liegt, damit die Vettel dann später in ihrem Wirtskörper alles finden kann.«
    »Ja, das leuchtet ein«, Grundy nickte. »Ivys Beschreibungen zufolge ist Rapunzel eine ganz nette Person.«
    »Das wird sie nicht mehr lange bleiben, sobald die Vettel ihren Körper an sich gerissen hat.«
    »Ja, sie ist mit Sicherheit eine Damsell in Gefahr«, schloß Grundy. »Und wir müssen sie retten.«
    »Einverstanden«, tutete das Ungeheuer. »Aber das wird nicht leicht sein. Ich glaube, schon andere haben in früheren Jahrhunderten versucht, in den Elfenbeinturm einzudringen, und alle sind dabei zu Schaden gekommen.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, meinte Grundy düster.
    »Es ist wirklich ein interessanter Zufall, daß dein Guter Magier dich gerade jetzt auf diese Mission ausgeschickt hat, da die Damsell mit Sicherheit der Rettung bedarf.«
    »Das ist überhaupt kein Zufall!« sagte Grundy halb erzürnt. »Der Gute Magier muß doch von der Seevettel gewußt haben und hat mich losgeschickt, um ihr übles Tun zu unterbinden!«
    »So ist es zweifellos«, meinte das Monster.
    Leider war sich Grundy gar nicht sicher, ob er dieser Herausforderung gewachsen war. Schließlich war er gerade mal so groß wie die gespreizte Hand eines Menschenmannes. Er war alles andere als ein Held!
    Nun brach die Dämmerung auch schon an, und es wurde Zeit, das Bett und Snorty zu holen und sich auf ihre Expedition zum schrecklichen Elfenbeinturm zu begeben.

7
Elfenbeinturm
    Sie schwammen die Küste entlang nach Süden. Das Ungeheuer war so groß und verhielt sich so ruhig im Wasser, daß es wie eine schwimmende Insel wirkte; das Bett stand einfach auf seinem schuppigen Rücken, ohne abzurutschen, und Grundy und Snorty saßen darauf. Doch kamen sie nur recht langsam voran, denn das Ungeheuer war kein Geschwindigkeitsfanatiker. Die Reise dauerte mehrere Tage. Tagsüber legten sie an einem abgelegenen Bergzug an, der, wie das Ungeheuer versicherte, verläßlichen Schutz bot.
    Je weiter sie nach Süden kamen, um so mehr veränderte sich das Aussehen der Küste. Das normale Grün und Braun der Bäume verblaßte, um erst durch Braun und schließlich durch Gelb ersetzt zu werden, bis am Ende alles nur noch wie leuchtendes Gold aussah. »Was ist denn mit dem Land los?« fragte Grundy, als das Ungeheuer eine Pause einlegte. »Wußtest du das nicht? Das hier ist die Goldküste.« Oh. Das erklärte zwar nicht viel, doch wollte Grundy auch nicht das volle Ausmaß seines Unwissens offenbaren, deshalb fragte er lieber nicht nach.
    Schließlich kamen sie in Sichtweite des schrecklichen Elfenbeinturms. Der war, wie Grundy entdeckte, ein Leuchtturm. Von seiner Spitze schwang ein gelber Lichtstrahl herum und beleuchtete die wogende Oberfläche des Meeres und die hervorragenden Felsen der Küste. Es war eine sehr einsame Gegend, abweisend und unschön. Mundanier mochten dieses goldene Land vielleicht schön finden, doch Golems hatten einen besseren Geschmack. Grundy wäre niemals freiwillig hierher gekommen, hätte er sich nicht auf einer Queste befunden.
    In einiger Entfernung hielten sie an. Grundy wußte, daß das Ungeheuer es nicht wagte, sich dem Turm allzu sehr zu nähern, aus Angst, daß die Seevettel es erspähen könnte. Also oblag es Grundy, den nächsten Abschnitt des Abenteuers zu meistern.
    Wenn man die Klippen bei Ebbe überquerte, war es durchaus möglich, so hatte das Ungeheuer ihm versichert, von Land aus an den Turm zu gelangen. Allerdings blieb dafür nicht sehr viel Zeit, denn sobald die Flut wieder einsetzte, würde der Turm wieder von den Landmassen abgeschnitten sein. Da Snorty aber selbst steilste Abhänge emporklettern konnte, machte sich Grundy deswegen keine Sorgen. Wichtiger war es ihm da schon, wo sich die Seevettel aufhielt. Befand sie sich gerade im Turm oder war sie woanders?
    Im Augenblick herrschte ziemlich hohe Flut. Das Ungeheuer wagte sich dicht an die goldene Küste vor und ließ sie in der Nähe einer goldenen Grotte an Land gehen, indem es das Bett mit einer Flosse hochhob. Es war ein schwieriges Unterfangen, aber es gelang; nun

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