Turm-Fraeulein
wird die gleiche Art von Schock für Snorty sein, wenn er erfährt, daß…«
»Du bist sehr einfühlsam, Grundy.«
»Nein, bin ich nicht. Ich weiß nur zufällig, wie das ist.«
»Wie was ist?« fragte sie verständnislos.
»Kein Weibchen der eigenen Art zu haben.«
»Aber Golems kann man doch in jeder Art herstellen!« protestierte sie.
»Aber nicht lebende Golems. Als ich noch aus Holz und Lumpen bestand, wollte ich nur eins werden – wirklich. Doch als ich dann wirklich geworden war, mußte ich entdecken, daß ich völlig allein dastand.«
»Daran habe ich ja noch nie gedacht! Das ist ja schrecklich, Grundy!«
»Na ja, jedenfalls ist das nicht meine Queste«, sagte er unbehaglich. »Ich suche nach Ivys kleinem Drachenfreund, Stanley Dampfer. Der Gute Magier hat mir gesagt, ich solle auf dem Bettungeheuer zum Elfenbeinturm reiten, und das habe ich jetzt getan, doch ich weiß immer noch nicht, wo Stanley ist.«
»Aber ich weiß es!« rief sie und klatschte freudig in die Hände. »Bei den Faunen und Nymphen gibt es einen jungen sechsbeinigen Drachen.«
»Einen Dampfer?« fragte er aufgeregt.
»Ja. Er ist vor ungefähr drei Jahren dort aufgetaucht, in einer Dampfwolke.«
»Und er ist auch in Ordnung?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Warum ist er dann nicht zu Ivy zurückgekehrt?«
»Die Faune und Nymphen wollen ihn nicht ziehen lassen.« Dann furchte sie die schöne Stirn. »Aber das ist wirklich seltsam. Angeblich sind die Faune und Nymphen doch ein harmloses Volk, das keinem Wesen etwas antut. Wie können sie da einen Drachen gefangenhalten?«
»Sie müssen noch eine andere Seite ihrer Persönlichkeit haben, von der die Vettel dir nichts mitgeteilt hat«, meinte Grundy grimmig. »Ich weiß, daß Stanley auf jeden Fall zu Ivy zurückgekehrt wäre, wenn er dies gekonnt hätte.«
Rapunzel schüttelte den Kopf. »So muß es sein. Die Faune und Nymphen befinden sich jetzt also unterhalb vom Ogersee, das ist nicht sehr weit von hier, und ich bin sicher, daß Stanley von dort nach Hause zurückkehren könnte, wenn man es ihm erlaubt.«
»Nun, ich werde ihn jedenfalls befreien und ihn mit nach Hause bringen«, entschied Grundy. »Das muß ich tun, sonst begeht Ivy noch irgendeine verhängnisvolle Dummheit. Sie ist nämlich eine kleine Zauberin, mußt du wissen.«
»Ja, eines Tages soll sie Königin von Xanth werden. Ich nehme an, daß sie aufhören wird, mir zu schreiben, wenn sie erst einmal erwachsen geworden ist. Erwachsene glauben ebensowenig an Brieffreundschaften wie an Bettungeheuer.« Sie senkte traurig den Blick. »Ich wünschte, ich wäre ihr einmal begegnet.«
»Aber du kannst ihr doch noch begegnen!« sagte Grundy. »Du bist doch jetzt aus dem Elfenbeinturm befreit!«
»Ach, ja, ich bin ja wirklich frei!« stimmte sie ihm überrascht zu. »Aber ich glaube nicht, daß ich die ganze Strecke allein reisen könnte. Die Tatsache, daß ich alles über die Drachen und die anderen Wesen von Xanth weiß, heißt ja nicht, daß ich mit ihnen zurechtkäme, wenn ich ihnen tatsächlich begegnen sollte. Ich bin mir sogar sicher, daß ich es nicht könnte.«
»Du kannst mit uns reisen«, schlug Grundy vor. »Wir werden dorthin zurückkehren, sobald wir Stanley gerettet haben.«
»Stimmt ja«, sagte sie und lächelte fröhlich. »Aber ich habe Angst, daß ich euch nur behindere.«
»Ich wüßte nicht, warum. Snorty kann uns beide tragen, kräftig genug ist er.« Doch dann fiel ihm wieder ein, in welchem Zustand sich das Bettungeheuer befand. »Nur…«
Sie seufzte. »Nur, daß er eben krank ist«, beendete sie den Satz für ihn. »Das hatte ich vergessen. Was wirst du tun, Grundy, wenn er…?«
Grundy zuckte die Schultern. »Dann werde ich wohl allein weitermachen müssen.«
»Aber dann könnte ich doch mit dir mitkommen!«
»Zu Fuß? Ich glaube nicht, daß dir das gefallen würde.«
Sie überlegte. »Vielleicht könntest du mit einigen Tieren sprechen, damit sie uns mitnehmen.«
Er nickte. »Ja, das könnte ich. Aber es wäre mir lieber, mit Snorty zu gehen. Er war mir ein zuverlässiger und guter Freund, und…«
»Er wird bestimmt wieder gesund!« sagte sie hoffnungsvoll.
»Ganz bestimmt«, pflichtete Grundy ihr bei, doch gleichzeitig schwebte ein großer häßlicher Zweifel über ihm.
»Nur…«, fing sie an.
»Ja?«
»Was ist dann mit dem Bett?«
Grundy seufzte. »Du hast recht. Das müssen wir auch mitnehmen. Aber ich müßte eigentlich ein Tier dazu kriegen, es zu tragen.«
Dann schrie
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