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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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abgesehen davon, daß er gar nicht groß und kräftig genug dafür gewesen wäre.
    Der Nickelfüßler verschwand unter dem Bett. Plötzlich ertönte eine Art Klicken und Schlürfen und kurz danach ein anderes seltsames Geräusch.
    Grundy spähte über die Bettkante. »Wer singt denn da?« fragte er in Nickelodeonsprache.
    »Ich«, erwiderte der Kasten. »Ich singe immer beim Essen.«
    Grundy zuckte die Schultern, hatte aber auch keine Einwände dagegen. In Xanth gab es sehr viele seltsame Wesen.
    »Eigentlich ist es eine recht hübsche Musik«, meinte Rapunzel.
    »Solange sie alle Nickelfüßler von Snorty abhält«, brummte Grundy.
    Sie warteten, und mit der Zeit setzte die Musik wieder ein, als nämlich immer weitere Nickelfüßler auftauchten. Was dort unten vor sich ging, war eigentlich entsetzlich, doch durch die Musik wirkte es beinahe nett und harmlos.
    »Als wir noch im Boot waren«, sagte Rapunzel nach einer Weile, »da hast du etwas getan. Darf ich dich fragen warum?«
    »Ich habe nur versucht, uns sicher an Land zu bringen«, sagte er.
    »Ja, natürlich, und das hast du auch ausgezeichnet getan, aber ich meinte etwas anderes.«
    Grundy zuckte die Schultern. »Sag mir, was ich getan habe, dann sage ich dir auch warum.«
    »Du… du hast mich umarmt.«
    »Das habe ich?« fragte er überrascht.
    »Ja, als ich dir vorschlug, einen Fisch als Boten einzusetzen. Warum hast du das getan?«
    Nun fiel es ihm wieder ein. »Ich… äh… war so abgelenkt… gar nicht darüber nachgedacht… entschuldige…«
    »Aber es hat mir doch gefallen«, sagte sie.
    Grundy überlegte aufs neue. »Es war ein so guter Vorschlag, daß ich… na ja, es war einfach meine vorschnelle Art, mich bei dir zu bedanken.«
    »Warum hast du dann nicht einfach ›danke‹ gesagt?«
    Grundy zuckte verlegen die Schultern. »Das hätte ich wohl tun können. Es ist nur… zu der Zeit schien mir das einfach besser so.«
    »Die Süße Mutter hat mich nie umarmt«, sagte sie.
    »Natürlich nicht. Die mochte dich ja auch nicht wirklich.«
    »Oh.« Darüber dachte sie eine Weile nach. Und dann: »Magst du mich wirklich, Grundy?«
    »Ich finde dich schön«, sagte er.
    »Ich glaube nicht, daß du damit meine Frage beantwortet hast.«
    »Ich weiß nicht, wie ich sie beantworten soll«, gab er zu.
    »Warum?«
    »Na ja, du bist eine schöne Frau, und ich bin ein Golem.«
    »Heißt das, daß du mich nicht magst?«
    »Das heißt«, sagte er nicht ohne Mühe, »daß ich es mir nicht erlauben kann, dich zu mögen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Er wußte, daß sie es ihm nicht nur schwermachen wollte. Sie hatte keinerlei Erfahrung mit den Bewohnern der wirklichen Welt. Sie wußte von ihnen und über sie, wußte aber nichts davon, wie sie miteinander umgingen. Sie konnte ja nicht ahnen, wie erniedrigend es war, ein Golem zu sein.
    Die Sache erforderte Feingefühl, und an so etwas war er nicht gewöhnt. Er hatte die Leute stets abgewehrt, indem er sie beleidigte und beschimpfte, doch er wußte, daß er mit Rapunzel nicht so umgehen konnte; das wäre, als zertrampelte er einfach eine zarte Blume.
    »Angenommen, Snorty würde einem weiblichen Bettungeheuer begegnen, das er… wirklich… mögen könnte«, stammelte er. »Und angenommen, daß er dann erkennt, daß es keine Weibchen seiner Art gibt und daß sie etwas anderes ist. Daß sie einfach nur so aussieht wie diese Ungeheuer. Könnte er es sich dann erlauben… sie zu mögen?«
    »Aber warum denn nicht?« fragte sie noch immer verwundert.
    »Sie würden doch verschiedenen Arten angehören«, wiederholte er.
    »Aber ist das denn nicht gut, wenn sich Mitglieder verschiedener Arten gegenseitig mögen? Magst du Snorty denn nicht?«
    »Ja, natürlich tue ich das! Aber…«
    Ihre Miene umwölkte sich. »Aber mich magst du nicht?«
    »Das ist nicht dasselbe! Snorty und ich sind nicht…«
    »Was nicht?«
    »Nicht Mann und Frau.« Gab es denn überhaupt keine feinsinnigere Art es auszudrücken?
    »Ich bin eine Frau«, sagte sie. »Bedeutet das, daß ich Snorty nicht mögen darf?«
    »Nein!« sagte er gequält. »Darum geht es doch gar nicht. Natürlich kannst du ihn mögen.«
    »Dann ist es also auch in Ordnung, wenn ich dich mag?«
    »Ja, gewiß doch! Aber…«
    »Aber du kannst mich nicht mögen?«
    Er konnte sich einfach nicht verständlich machen! Er würde sehr direkt vorgehen müssen, auch wenn es sie schockieren sollte. »Du… im Augenblick siehst du aus wie ein wunderschöner weiblicher Golem, und wenn du

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