Turm-Fraeulein
Rapunzel plötzlich auf.
Grundy sprang auf die Beine. »Was? Wo?«
»Da!« schrie sie und zeigte auf den Boden.
Grundy blickte hinab. Sein Mut sank. »Ein Nickelfüßler!« rief er.
»Genau – die suchen diese Höhlen heim. Sie mögen das Gold, auch wenn sie es nicht fressen können. Manche Wesen sind eben so. Und wo einer von ihnen ist, da sind auch hundert andere!«
»Er ist auf der Suche nach Fleisch«, sagte Grundy.
»Kann er uns hier oben auf dem Bett erreichen?«
»Mit der Zeit schon. Aber er ist nicht hinter uns her, sondern hinter Snorty.«
Erschreckt legte sie die Hand vor den Mund. »Oh!« rief sie voller Entsetzen.
»Wir müssen ihn aufhalten«, entschied er. »Wenn er nicht in sein Nest zurückkehrt, erfahren die anderen nicht, daß Snorty hier ist.« Er bewegte sich zur Bettkante.
»Aber wie sollen wir ihn aufhalten«, fragte sie und lugte dabei nach unten.
»Ich brauche eine Waffe«, sagte er. Hastig blickte er um sich. »Ich wünschte, ich hätte die Hutnadel noch bei mir!«
»Ich habe eine ziemlich große Nadel dabei«, sagte sie. »Natürlich ist sie jetzt im Augenblick klein, weil ich ja…«
»Dann verändere deine Größe und hole sie mir«, drängte er.
Sie nahm Menschengröße an, griff in ihr Kleid und holte eine große Nadel hervor. Die reichte sie Grundy, dann verwandelte sie sich wieder.
Die Nadel gab ein gutes Schwert ab. Grundy klemmte sie sich zwischen die Zähne und kletterte am Bettpfosten hinab.
Inzwischen näherte der Nickelfüßler sich einer von Snortys schlaffen Händen. Es war eine grob kreisförmige Kreatur, die ihm ungefähr bis zu den Knien reichte, doch mit ihren beiden großen Scheren griff sie drohend hinauf. Die Scheren schienen vergoldet zu sein – wirklich ein reiches, kleines Monster!
Grundy stach mit seiner Nadel nach dem Ding. Sie war zwar sehr spitz, glitt aber an dem Metall ab und fügte dem Ungeheuer keinen Schaden zu. Der Nickelfüßler ließ die Scheren klicken und kam näher, was Grundy dazu zwang, einen Satz zurück zu machen. Diese Scheren konnten kreisförmige Stücke aus Metall herausreißen; mit Sicherheit konnten sie seinem Körper noch Schlimmeres antun!
Er lief einmal um den Gegner herum auf der Suche nach einer verwundbaren Stelle. Was, wenn er eines der Augen aufspießte? Solch eine Verletzung brächte das Ungetüm zum Halten! Allerdings gab es da ein Problem: Er konnte nämlich keine Augen entdecken. Das Ding besaß Fühler oder Antennen, und wenn er nach denen stach, schwenkten sie einfach nur beiseite.
Wie stand es um die Füße? Das Wesen hatte sechs oder acht kleine fußähnliche Enden, und die konnten nicht allzu schwer gepanzert sein, denn das hätte sein Vorankommen behindert. Wenn Grundy gleich mehrere Füße ausschaltete, mochte das den Nickelfüßler möglicherweise zur Strecke bringen.
Er wartete, bis der Gegner sich eine Blöße gab, dann stach er nach einem Fuß. Er verfehlte sein Ziel – nicht so jedoch der Nickelfüßler: eine der Scheren wirbelte herum und erwischte die Nadel. KRACKS! Nun hatte Grundy nur noch eine halbe Nadel in der Hand.
Entsetzt wich er zurück. Der Nickelfüßler war sich seines Vorteils bewußt und stieß nach.
Grundy stolperte über eine Unebenheit im Gestein und stürzte rücklings zu Boden. Der Nickelfüßler ließ seine Scheren schnappen und huschte auf ihn zu.
Da senkte sich etwas Großes herab, und der Nickelfüßler verschwand.
Verwirrt rieb sich Grundy die Augen und sah noch einmal hin. Das große Ding war Rapunzel, in menschlicher Größe. Sie hatte den Nickelfüßler zertreten.
»Oh, iiihhh!« rief sie und wich wieder zurück.
Der Nickelfüßler war erledigt, sie hatte ihn zerquetscht. Im nächsten Augenblick hatte sie auch schon wieder Golemgröße angenommen, stand auf dem Bett und hatte das Gesicht in die Hände gelegt.
Grundy kletterte wieder hinauf. »Du hast mich gerettet!« rief er.
»Ich konnte es doch nicht zulassen, daß du aufgefressen wirst!« Sie schluchzte. »Oooh, so etwas habe ich noch nie getan!«
»Ich bin froh, daß du es getan hast! Ich habe die Sache mal wieder vermasselt, wie immer, und wenn du nicht…«
»Du warst ja so tapfer! Als ich dich habe stürzen sehen…«
»Ich bin überhaupt nicht tapfer!« protestierte er. »Ich war völlig entsetzt!«
»Na ja, jedenfalls hast du tapfer ausgesehen!«
Diese Art von Kompliment war er nicht gewöhnt. Er wußte nicht, wie er damit umgehen sollte, deshalb wechselte er lieber das Thema. »Mit Sicherheit
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