Turm-Fraeulein
nie in der wirklichen Welt etwas gegessen«, sagte sie. »Das wird eine völlig neue Erfahrung sein.«
Welch eine Erfahrung! Doch er führte sie zu dem Sand und der Pfütze, und sie aß und trank und wirkte zufrieden.
»Wird er wieder gesund?« fragte sie.
Grundy zuckte mit den Schultern: »Ich weiß einfach nicht, wie schlimm es um ihn steht«, gestand er. »Ich hoffe, daß er lediglich Ruhe braucht.«
Sie kehrten zur Höhle zurück, doch es ging Snorty noch immer nicht besser. Da setzten sie sich aufs Bett und machten sich Sorgen. »Ich habe ihm versprochen, ihm bei seiner Suche nach Romantik und Romanzen zu helfen«, sagte Grundy niedergeschlagen. »Und was hat er statt dessen von mir bekommen?«
»Romantik?« fragte sie und kämmte dabei ihr Haar mit einem kleinen Silberkamm, den sie mit sich führte. Als sie ihr geschorenes Haar etwas gerichtet hatte, sah es schon netter aus; sie war noch immer das schönste Wesen, dem er jemals begegnet war.
»Er war einsam, so unter seinem Bett. Er wollte ein Weibchen seiner Art finden, bevor er… na ja, du weißt doch, daß Bettungeheuer es meistens nicht überleben, nachdem die Kinder auf ihren Betten erwachsen geworden sind und aufhören, an sie zu glauben.«
»Ja, natürlich. Ich bin sehr rational erzogen worden, deshalb hatte ich auch nie ein richtiges Ungeheuer unter meinem Bett. Es hat mir richtig gefehlt. Aber…«
»Warte mal«, sagte Grundy, dem etwas auffiel. »Du bist doch gar kein Kind mehr. Wie kommt es dann, daß sich Snorty unter deinem Bett verstecken konnte?«
»Das Alter ist nicht das Entscheidende«, erklärte sie. »Es ist die Einstellung. Die meisten Kinder glauben, es sei erwachsen, nicht an Bettungeheuer zu glauben, und wenn sie dann größer werden, tun sie es auch nicht mehr. Aber da ich ja kein Bettungeheuer hatte, habe ich auch nie die Erfahrung des Wirklich-daran-Glaubens gemacht, folglich konnte ich auch nicht aus ihr herauswachsen. Man muß etwas erst voll und ganz erfahren haben, bevor man es hinter sich lassen kann. In solchen Dingen bin ich also zurückgeblieben; ich bin immer noch bereit, ein Bettungeheuer zu akzeptieren, und das konnte man meinem Bett wohl ansehen.«
»Wenn du zurückgeblieben ist, dann hoffe ich, daß du niemals erwachsen wirst!« rief Grundy.
»Ich meine damit, daß ich die wirkliche Welt nicht erfahren habe«, erklärte sie. »Ich weiß zwar von ihr, aber ich habe sie niemals kennengelernt. Deshalb weiß ich auch viel über Bettungeheuer, doch Snorty ist das erste, dem ich jemals wirklich begegnet bin. Es tut mir so leid, daß er diesen ganzen Weg umsonst gemacht hat.«
»Umsonst?« fragte Grundy verständnislos.
»Er kann keine Romantik finden. Es gibt kein Weibchen seiner Art.«
»Was?« fragte Grundy entsetzt.
»Bettungeheuer pflanzen sich nicht fort, wie andere Wesen es tun. Sie bilden sich ganz spontan aus dem Staub unter dem Bett eines Kindes, und in diesen Staub lösen sie sich auch wieder auf, wenn das Kind aufhört, Kind zu sein. Snorty ist der einzige, von dem ich weiß, der jemals sein Bett verlassen hat.«
»Na ja, genaugenommen haben wir das Bett ja mitgebracht. Aber…«
»Aber sein ganzes Hoffen ist umsonst«, schloß sie. »Ich schätze, wir werden es ihm sagen müssen, wenn…«
»Wenn er diese Krise hinter sich gebracht hat«, meinte Grundy düster. »Wenn ich das vorher gewußt hätte, hätte ich doch niemals…«
»Natürlich«, pflichtete sie ihm sofort bei. »Du bist ja auch eine nette Person.«
Grundy lachte bitter. »Ich bin weder nett noch eine Person. Ich bin lediglich ein großmäuliger Golem.«
»Aber du bist wohl eine Person!« beharrte sie. »Noch dazu eine tapfere! Wie du gegen die Süße Mutter gekämpft hast…« Doch die Erinnerung ließ sie zusammenzucken. »Ach, ich wünschte, ich hätte nicht daran gedacht!«
»Sie war wirklich nicht das, für das du sie gehalten hast«, sagte Grundy peinlich berührt. »Natürlich hat sie dir nicht ihre bösartige Seite gezeigt.«
»Das erkenne ich jetzt auch. Ich sehe auch gewisse Widersprüche in dem Bild von Xanth, das sie mir vermittelte. Wenn es keine Dinge gab, von denen ich nichts wußte, warum durfte ich dann den Turm nicht verlassen? Im Turm selbst schien mir alles einzuleuchten, doch jetzt, da ich nicht mehr dort bin, erkenne ich, daß die wirkliche Realität etwas anderes ist. Und doch war die Süße Mutter die einzige Person, die ich kannte, und es tut mir wirklich leid zu wissen, daß sie…«
»Ich schätze, es
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