Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
erspäht. Die Wolke verfinsterte sich erst, dann überlegte sie es sich anders, als sie bemerkte, was das eigentliche Problem der Freunde war. Schließlich wurde sie immer kleiner, um möglichst viel Tageslicht hindurchzulassen. Der Himmel hellte sich auf, und Snorty zog sich wimmernd so weit wie möglich unter den Sitz zurück.
    Sie jagten die goldene Felsenküste entlang, doch war das Wasser hier relativ flach, denn es herrschte Ebbe, und so konnte das Ungeheuer sie nicht ganz bis ans Ziel bringen. Unterdessen wurde das Licht immer heller, auch weil die bösartige Wolke sich immer mehr zusammenzog.
    Grundy merkte, daß nun nicht mehr die Zeit für große Finessen war. »Boot abwerfen!« schrie er. »Wir halten uns fest!«
    Das Ungeheuer packte das Boot erneut mit der Flosse und schleuderte es in hohem Bogen durch die Luft, bis es direkt unterhalb der Felsformation mit heftigem Aufprall ins flache Wasser krachte. Der Aufprall war fürchterlich stark, doch darüber konnte Grundy sich jetzt nicht auch noch Gedanken machen.
    »Rausklettern!« sagte er zu Snorty. »Das Bett ist ganz nah!«
    Doch es war schon zu hell. Snorty blieb zitternd und völlig bewegungslos unter dem Sitz. Rapunzel hatte während des Sturzflugs Golemgröße angenommen. »Werde so groß, wie du kannst«, sagte Grundy zu ihr. »Stell dich ins Wasser!«
    Sie sprang ins Wasser und nahm Menschengröße an.
    »Nun pack Snorty!« befahl Grundy. »So groß ist er nicht, zerr ihn einfach heraus und wirf ihn dort in die Höhle!«
    Sie tat, wie ihr geheißen. Das Bettungeheuer, das von der Helligkeit ringsum gelähmt war, leistete keinen Widerstand. Einen Augenblick später befand er sich auch schon in der Höhle.
    »Du bist am Ziel!« rief Grundy ihm zu. »Jetzt husch unters Bett!«
    Doch Snorty war schon allzu erschöpft. Er blieb einfach neben dem Bett liegen.
    »Schieb ihn drunter!« schrie Grundy Rapunzel zu. »Schnell!«
    Sie gehorchte. Endlich war das Ungeheuer wieder dort, wo es hingehörte. Doch war es auch rechtzeitig gewesen?
    Rapunzel hob Grundy hoch zur Höhle und setzte ihn auf dem Bett ab. Dann nahm sie ihn bei der Hand und leistete ihm in Golemgröße wieder Gesellschaft. »Ist er in Ordnung?« fragte sie besorgt.
    Grundy spreizte die Hände. »Ich weiß es nicht. Es war sehr schlimm für ihn. Wir müssen einfach abwarten und schauen, ob er sich erholt.«
    »Wie sieht's aus?« tutete das Seeungeheuer.
    »Er ist unterm Bett – aber verletzt«, meldete Grundy. »Wir wissen nicht, wie schlimm es ist.«
    »Ist die Damsell in Ordnung?«
    »Die ist in Ordnung«, versicherte Grundy ihm. »Du hast sie befreit.«
    »Dann muß ich mich wieder auf den Weg machen«, tutete das Seeungeheuer. »Ich kann nicht lange in diesem flachen Wasser bleiben.«
    »Geh nur, und sei bedankt!« willigte Grundy ein. »Du hast alles getan, was man von dir verlangen konnte.« Er hatte irgendwann im Laufe seiner Queste entdeckt, daß die Dinge besser liefen, wenn er sich ein wenig mehr auf der Plus- als auf der Minusseite irrte, was andere Wesen anging. Natürlich hatten Beleidigungen durchaus ihren Sinn, aber das galt auch für Komplimente. Es war eine interessante Entdeckung, deren Konsequenzen er erst noch gründlich erforschen mußte. »Nimm das Boot mit, damit die Vettel es nicht verwenden kann; wir haben sie im Elfenbeinturm eingesperrt.«
    Das Ungeheuer stellte das Boot auf seinen Rücken und stieß hinaus ins Meer. »Glückauf, Held und Damsell!« tutete es zum Abschied.
    Grundy zuckte zusammen. »Was hat er gesagt?« wollte Rapunzel wissen, doch Grundy war viel zu verlegen, um es ihr zu sagen. Held? Er ? Was für ein Witz!

10
Nickelfüßler
    Erschöpft von den Strapazen der Nacht, legten sie sich aufs Bett und schliefen. Es war genug Platz für beide da, da Rapunzel ihre Golemgröße beibehielt. Sie schlief am einen Ende und Grundy am anderen.
    Gegen Mittag wachte Grundy auf und erhob sich. Er spähte unter das Bett. Snorty lag immer noch reglos da. Und doch war er nicht tot; Bettungeheuer lösten sich normalerweise in Staub auf, wenn ihr Ende nahte. Also gab es immer noch Hoffnung.
    Grundy verließ die Höhle, um nach etwas Eßbarem zu suchen. Er fand ein wenig Zuckersand und eine Pfütze aus einigermaßen frischem Wasser. Damit würden sie sich behelfen müssen.
    Als er zurückkehrte, war auch Rapunzel wach. Er erklärte ihr die Sache mit dem Sand und dem Wasser, geradezu entschuldigend. Zu seiner Überraschung wirkte sie aber ganz zufrieden. »Ich habe noch

Weitere Kostenlose Bücher