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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden bald weitere Nickelfüßler kommen. Wir brauchen eine bessere Methode, um sie abzuwehren.«
    »Wenn wir doch ein Nickelodeon finden könnten«, sagte sie verunsichert.
    »Ein was?«
    »Die fressen Nickelfüßler. Sie sollen irgendwo entlang der Goldküste leben, aber ich weiß nicht genau wo.«
    »Ich gehe hinaus und suche eins!« sagte er.
    »Aber was, wenn ein weiterer Nickelfüßler kommt, bevor du zurück bist?« jammerte sie.
    »Dann zerstampf ihn!« fauchte er und krabbelte am Bettpfosten hinunter, um durch die Höhle zu laufen.
    Sie gab keine Antwort. Er war nicht gerne unfreundlich zu ihr, aber er wußte, daß sie noch sehr viel Schlimmeres erleiden mußten, als nur verletzte Gefühle, wenn er nicht bald das Problem der Nickelfüßler löste. Die Nickelfüßler in der näheren Umgebung würden schon binnen kurzer Zeit das Blut des ersten wittern und sich zusammenscharen, und wenn sie das erst einmal getan hatten, nutzte kein auch noch so beherztes Stampfen mehr.
    Die erste Pflanze, die er draußen vor der Höhle wahrnahm, sprach er sofort an: »He, Blatthirn – hast du hier in der Gegend irgendwelche Nickelodeons gesehen?«
    Zu seiner Überraschung erwiderte die Pflanze: »Natürlich. Da ist eins, das ständig hier herumlungert.«
    »Zeig' in seine Richtung!« rief er.
    Schon bald war er auf dem Weg. Er konnte seinem Glück kaum trauen. Tatsächlich dauerte es nicht lange, und er hatte sein Nest aufgestöbert. Das Ding erwies sich als ein etwas klobiger Kasten mit einem Schlitz an der Seite. Es sah zwar nicht besonders eindrucksvoll aus, doch mußte er sich einfach auf Rapunzels Information verlassen. Er hoffte nur, daß es lebendig war, damit er mit ihm sprechen konnte.
    »Bist du lebendig?« fragte er vorsichtig in Menschensprache.
    Der Kasten schüttelte sich. »Was für eine Frage!« rumpelte er.
    Diese Bemerkung ermöglichte es dem Golem, seine Sprache zu erkennen. »Hast du Hunger?« fragte er das Nickelodeon.
    »Ich habe immer Hunger!« erwiderte es. »Aber es wird immer schwieriger, eine ordentliche Mahlzeit aufzutreiben.«
    »Wenn du mit mir kommst, dann weiß ich einen Ort für dich, wo die Nickelfüßler von alleine hinkommen. Wenn du dort dann ganz still wartest…«
    »Bin schon unterwegs!« willigte das merkwürdige Wesen ein. Es erhob sich auf einer Unzahl kleiner Beine und setzte sich in Bewegung.
    Als sie wieder in der Höhle ankamen, stellten sie fest, daß Rapunzel völlig aufgelöst war. Sie hatte drei weitere Nickelfüßler zertrampelt, fürchtete sich aber immer noch vor ihnen und war über sich selbst entsetzt. »Ach, ich wünschte, ich hätte nie den Elfenbeinturm verlassen!« rief sie und putzte sich die Nase mit einem allerliebsten Taschentuch. Schon sehnte sie sich wieder nach ihrer Gefangenschaft zurück! Wie schlimm würde es erst werden, wenn die Seevettel sie alle in ihre Gewalt brachte und wieder mit ihrer »Süße-Mutter-Nummer« anfing?
    »Du kriechst unter das Bett neben das Bettungeheuer und wartest«, sagte Grundy zu dem Nickelodeon. »Nimm dir aber nur jene vor, die tatsächlich unter das Bett kriechen, damit du die anderen nicht warnst. Kannst du das?«
    »Kannst dich darauf verlassen, daß ich was von meinem Geschäft verstehe«, erwiderte das Wesen. Es zwängte sich unter das Bett.
    Grundy stieg seinerseits wieder nach oben. »Komm hier herauf«, rief er Rapunzel zu. »Im Kleinformat.«
    Einen Augenblick später war sie bei ihm, noch immer schniefend. »Es war entsetzlich!« sagte sie. »Ich weiß gar nicht, was ich schlimmer finde: diese Nickelfüßler oder, sie zertrampeln zu müssen!«
    »Ist schon bald in Ordnung«, sagte er beruhigend. »Ich habe ein Nickelodeon aufgetrieben.«
    »Ach, wie wunderbar!« rief sie, und ihre Miene erhellte sich sofort. Sie mochte zwar auf schlechte Erfahrungen sehr heftig reagieren, tat es aber umgekehrt ebenso bei freudigen Erlebnissen. Grundy war es nicht gewohnt, mit Leuten zusammenzusein, deren Stimmungen derart schwankend waren, doch er mußte feststellen, daß es ihm recht gut gefiel. Rapunzel war überhaupt nicht affektiert; ihre Reaktionen waren völlig ehrlich, wie die eines Kindes.
    Sie warteten und hielten Ausschau und erblickten schon bald einen weiteren Nickelfüßler, der sich, aus einem Schatten kommend, heranschlich. Wie das Bettungeheuer konnten auch diese Lebewesen nicht allzu viel Licht vertragen, doch konnte Grundy es sich leider nicht leisten, Snorty zum Schutz einfach hinaus ans Tageslicht zu befördern,

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