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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vettel sie möglicherweise niemals wiederfände, wenn sie doch sehr viel schneller und erfolgreicher als Gespenst auf Zeit handeln konnte?

11
Belagerung
    »Wir müssen von hier fort!« erklärte Grundy.
    »Das hat keinen Zweck. Als Gespenst ist sie sehr viel schneller als wir. Denn sie ist nicht an den Ort ihres Todes gebunden.«
    Grundy überlegte. »Wieviel Zeit hat sie, bis sie einen neuen Körper in Besitz nehmen muß – weißt du das?«
    »Davon hat sie mir nie etwas erzählt«, sagte die Damsell, in Tränen aufgelöst.
    Natürlich hatte sie das nicht! Doch Grundy konnte sich daran erinnern, daß das Seeungeheuer irgend etwas von zwölf Stunden gesagt hatte. Wenn es der Vettel nicht gelang, Rapunzels Körper noch im Laufe dieser Nacht an sich zu reißen, war die Gefahr vorüber.
    »Nun, wenn wir ihr Gespenst kommen sehen, mußt du ihr klarmachen, daß dein Körper dir gehört.«
    »Möglicherweise ist ihr Gespenst aber unsichtbar«, wandte sie ein. »Die meisten Gespenster kann man nicht sehen, es sei denn, sie wollen es.«
    »Trotzdem sollten wir uns jetzt besser auf den Weg machen«, entschied er. »Wir müssen die Nickelfüßler abschütteln.«
    »Wie du meinst, Grundy«, sagte sie verängstigt.
    Er schritt zu dem Bett. »Snorty, bist du wieder in Ordnung?«
    »In Ordnung«, bestätigte das Bettungeheuer. »Erst dachte ich, es wäre leichter, sich einfach in Staub aufzulösen, aber als ich dann diese Waden sah…«
    »Wir müssen sofort hinaus, sobald die Dunkelheit völlig eingesetzt hat.« Doch dann fiel Grundy noch ein weiteres Problem ein. »Das Bett! Wie sollen wir das Bett bewegen?«
    »Ich kann an einem Ende tragen«, erbot sich die Damsell.
    »Das ist keine Arbeit für ein Mädchen wie dich!« protestierte Grundy. »Es ist ein sehr langer Marsch.«
    »Vielleicht kannst du ja ein Ungeheuer fragen«, meinte sie achselzuckend.
    »Ich gehe hinaus und schau mal, was sich machen läßt.«
    »Ich komme mit!« sagte sie besorgt.
    »Aber was, wenn dann zu viele Nickelfüßler kommen? Wir brauchen dich vielleicht, damit du sie tottrampelst.«
    »Aber ich will nicht allein sein!«
    »Allein?«
    »Ich meine, ohne menschliche Gesellschaft, verstehst du…«
    »Ich bin keine menschliche Gesellschaft. Ich bin ein Golem.«
    »Ich meine… wenn sie kommen sollte, um meinen Körper zu holen…«
    Da war etwas dran. Snorty mochte den Unterschied vielleicht nicht erkennen, doch er würde es möglicherweise tun. »Sie kann deinen Körper nur holen, wenn du sie läßt. Willst du sie etwa lassen?«
    »Nein!«
    »Dann solltest du davor in Sicherheit sein, egal in wessen Gesellschaft du dich befindest.«
    »Das glaube ich nicht. Wenn sie lange auf mich einredet…«
    Immerhin hatte die Vettel zwei Jahrzehnte lang das Leben der Damsell bestimmt. Und Rapunzel konnte nur schwer nein sagen. »Du hast recht. Wir sollten besser zusammenbleiben.«
    Nun war es dunkel, und Snorty war voll einsatzfähig. »Kannst du ein Ende des Bettes tragen?« fragte Grundy das Ungeheuer.
    »Na klar.«
    »Dann schleppen wir es auf sicheres Gebiet, und dort werde ich mal sehen, ob ich ein geeignetes Ungeheuer auftreibe, das es für uns transportieren kann.«
    Snorty hob an einem Ende an und Rapunzel, in Menschengröße, am anderen. Grundy führte den kleinen Trupp aus der Höhle hinaus.
    Es war eine kurze, aber schwierige Kletterpartie auf ebenes Gelände hinaus, und die Damsell keuchte, wobei ihr Busen sich auf eine betörende Weise hob und senkte, doch immerhin kamen sie einigermaßen voran. Auf der einen Seite befand sich die Goldküste und das Meer, auf der anderen Sand und der beginnende Urwald. In dem matten Mondlicht sah dieser Urwald wirklich äußerst abweisend aus.
    Grundy stellte sich aufs Bett und sprach den nächststehenden Baum in der Baumsprache an: »Gibt es hier in der Gegend irgendwelche einigermaßen große Ungeheuer?«
    »Es gibt den Goldkäfer«, antwortete der Baum.
    »Was macht der denn so?«
    »Der marschiert ständig die Küste rauf und runter und vergoldet alles.«
    »Geht er auch jemals landeinwärts, zum Ogersee?«
    »Niemals.«
    »Den können wir also abhaken«, brummte Grundy.
    »Was hat er gemeint?« wollte die Damsell wissen.
    »Es gibt da einen Goldkäfer, aber der bleibt immer nur an der Goldküste.«
    »Das wußte ich«, sagte sie.
    »Hast du denn einen besseren Vorschlag?«
    »Da wir schon zum Ogersee müssen, sollten wir vielleicht einen Oger suchen. Die sind ja nicht alle nach Norden ausgewandert.«
    Grundys

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