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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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tun«, wiederholte Grundy matt. War denn ganz Xanth etwa verrückt geworden? Diese ständigen, völlig unprovozierten Angriffe!
    »Was hat es dir eigentlich zugeknurrt?« fragte sie.
    »Es hat mich beim Namen genannt«, erinnerte sich Grundy.
    »Aber woher konnte es deinen Namen wissen?«
    Da dämmerte es ihm: »Die Seevettel!« rief er. »Die alte Hexe nimmt immer neue Gestalten an!«
    »Sie haßt dich!« stimmte die Damsell ihm zu.
    Da ertönte ein Brüllen. »O nein!« rief Grundy. »Das ist eine Schimäre!«
    »Gegen die können wir nichts ausrichten!« sagte sie.
    »Wir haben überhaupt nicht darüber nachgedacht, was sie tun würde, wenn sie deinen Körper nicht bekommen sollte!« meinte Grundy. »So ist sie noch viel gefährlicher, als wäre sie bloß die Vettel oder ein Gespenst!«
    Die Schimäre pirschte sich an sie heran. Sie hatte den Kopf eines Löwen, den Schwanz einer Schlange und einen zweiten mundanischen Ziegenkopf, der aus ihrem Rücken hervorwuchs. Es war eines der wildesten und gefährlichsten Wesen Xanths.
    »So, dämlicher Golem, jetzt kommt endlich dein lächerliches Ende!« blökte der Ziegenkopf. »Wie konntest du nur jemals glauben, daß du gegen jemanden wie mich etwas ausrichten kannst?«
    »Was sagt sie da?« fragte Rapunzel, vor Entsetzen am ganzen Leib zitternd.
    »Das wirst du schon noch erfahren!« brüllte der Löwenkopf im Raubtierslang. »Golem, ich werde dich gleich auffressen, dich und dieses Bettungeheuer, ein blutiges Stück um das andere, es sei denn…«
    »Sie schlägt mir ein Geschäft vor!« flüsterte Grundy, einmal mehr verblüfft.
    »Was für ein Geschäft?« wollte die Damsell wissen, die trotz ihres Entsetzens ebenso erstaunt war wie er.
    »Sage ihr folgendes, Golem«, blökte der Ziegenkopf. »Ich werde dich und das Bettungeheuer vernichten, es sei denn, die Damsell kehrt zu mir zurück.«
    Plötzlich wurde ihm klar, was sie vorhatte. Die Seevettel hatte Rapunzel keineswegs aufgegeben; sie wollte die Damsell wieder in ihre Gewalt bekommen. Und das offenkundig nur zu einem einzigen Zweck.
    »Das werde ich ihr nicht sagen!« erwiderte Grundy.
    »Sag es ihr!« brüllte der Löwenkopf. »Sonst werde ich sie ebenfalls vernichten!«
    Und auch das ergab Sinn. Wenn die Seevettel ihre Gefangene nicht zurückbekommen konnte, dann würde ihr nichts anderes übrigbleiben als Rache zu nehmen. Mit Sicherheit würde sie es niemals zulassen, daß Rapunzel freikam und ihr eigenes Leben führte! Wäre es da nicht besser, wenigstens die Damsell am Leben zu lassen?
    »Ich weiß, was sie will!« schrie Rapunzel. »Ach, lieber würde ich sterben!«
    »Dann sollst du auch sterben!« brüllte der Löwenkopf. »Aber zuerst wirst du mitansehen, was ich deinen törichten Freunden antue, nur für den Fall, daß du es dir noch anders überlegen solltest.« Das Ungeheuer trat vor.
    Doch da ertönte neuer Lärm, und Grundy wußte, daß dies keine weitere Inkarnation der Vettel sein konnte, da die letzte ja noch nicht gestorben war.
    Einen Augenblick später waren zwei Menschen zu erkennen, ein stattlicher junger Mann und eine schöne junge Frau. »Jordan! Threnodia!« rief Grundy voller Erleichterung.
    Die Schimäre blickte mit einem ihrer beiden Köpfe zurück. »Nichts kann dich noch retten, Golem!« fauchte sie. »Die werde ich auch vernichten!«
    Grundy fragte sich, welch unglaublicher Zufall seine beiden Freunde ausgerechnet in diesem Augenblick hierher geführt haben mochte, doch er nahm sich nicht die Zeit, um lange darüber nachzugrübeln. »Ich stecke in der Klemme!« rief er.
    Jordan zog sein Schwert. »Jetzt nicht mehr«, entgegnete er zuversichtlich. Er schritt auf das Ungeheuer zu. Er war eine prachtvolle Gestalt, ein richtiger Barbarenkrieger.
    »Also gut, du Narr!« fauchte der Löwenkopf. Kein gewöhnlicher Mensch konnte es mit einer Schimäre aufnehmen, und das wußte die Vettel sehr gut.
    Jordan war jedoch auch kein gewöhnlicher Mensch. Einige hundert Jahre lang war er ein Gespenst gewesen, und nun war er wieder am Leben. In seinem ersten Leben hatte er so gut wie keine Furcht gekannt, und das hatte sich inzwischen sogar noch verstärkt. Er besaß ein besonderes Talent, von dem die Vettel möglicherweise nichts wußte.
    Die Schimäre griff an. Mit einer solchen Schnelligkeit und Wucht hieb Jordan zu, daß er dem Ungeheuer mit einem einzigen Streich den Löwenkopf vom Rumpf trennte.
    Überrascht hielt das Ungeheuer inne, drehte sich um und begutachtete die Lage. Ein gewöhnliches

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