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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden.
    »Zu Tode werde ich dich stechen«, brummte sie hämisch. »Danach werde ich deine erbärmlichen Freunde stechen. Wenn Rapunzel sieht, wie sie alle sterben, und weiß, daß sie auf alle Zeit allein ist, wird sie zu niedergeschlagen sein, um sich noch gegen mich stellen zu können. Dann werde ich ihren Körper sofort übernehmen und ihn so brutal verwenden, wie es mir nur einfällt. Was hältst du davon, Golem?«
    Grundy zog sein Nadelschwert. »Du wirst mich sogar töten müssen, Vettel, denn niemals überlasse ich dir Rapunzel, solange ich noch am Leben bin.«
    Sie sirrte so heftig vor Lachen, daß sie fast ins Trudeln geriet. »Du glaubst, damit könntest du etwas gegen mich ausrichten, Golem? Selbst wenn es dir gelingen würde, auch mich zu töten, bevor ich dich töte, würde es keinen Unterschied machen, denn ich kann ganz einfach in einer anderen Gestalt zurückkehren. Und selbst wenn du mich töten solltest, wirst du am Ende doch verlieren. Ich habe dich besiegt, Golem!«
    Dann griff die Vettelbiene an. Grundy wappnete sich gegen den Ansturm, da ihm keine andere Wahl blieb, obgleich er wußte, daß er keine Chance hatte.
    Plötzlich schoß eine riesige Hand hervor, packte die Biene und riß sie fort. Es war Rapunzel in Riesengestalt. Sie hielt die Biene in der Hand fest. »Ich habe dich, Vettel!« rief sie. »Stich mich, wenn du es wagst! Dann hast du nämlich überhaupt nichts mehr!«
    Wütend brummte die Biene in ihrer geschlossenen Hand, stach aber nicht zu – denn das wäre wirklich sinnlos gewesen. Der einzige Körper, den die Vettel nicht töten durfte, war Rapunzels.
    »Und ich brauche dich gar nicht einmal zu töten«, fuhr Rapunzel fort, »selbst wenn ich es könnte. Da du nämlich keine weitere Macht mehr über mich hast, Vettel. Ich weiß, was du bist, und niemals sollst du meinen Körper haben, denn niemals werde ich einwilligen, was immer du auch für Untaten begehen magst. Wenn du mich meiner Freunde beraubst, werde ich mich einfach selbst töten.« Dann öffnete sie die Hand und ließ die Biene unversehrt davonfliegen. »Nun, warum versuchst du nicht, meinen Bluff zu entlarven?« forderte sie die Vettel heraus.
    Die Vettelbiene zögerte, dann schwirrte sie zum See davon. Ein Fisch sprang aus dem Wasser und verschluckte sie. Endlich hatte Rapunzel die Seevettel von Angesicht zu Angesicht besiegt und war ein für alle Male frei von ihr.
    Erschöpft, aber froh nahm sie wieder Golemgestalt an. Grundy lief auf sie zu und nahm sie in die Arme. »Und du hast gesagt, ich wäre tapfer!« rief er.
    »Na ja, sie hat dich doch angegriffen«, sagte sie.
    »Ist sie nun lebendig oder tot?« wollte Jordan wissen.
    »Wahrscheinlich tot, für den Augenblick«, meinte Grundy. »Aber ihr Gespenst wird schon noch einen anderen Körper übernehmen. Ich glaube, jetzt wird sie uns in Ruhe lassen, weil sie weiß, daß es keine Möglichkeit mehr gibt, sich Rapunzels zu bemächtigen, solange sie noch lebt.«
    »Also brauchst du dich jetzt nur noch um deine Queste zu kümmern«, sagte Threnodia. »Und auch wenn ich es nicht gerne sage, fürchte ich, daß…«
    Am Eingang des Lagers ertönte ein Brüllen. Die verbliebenen Faune und Nymphen kreischten auf und stoben in der Dunkelheit auseinander.
    Ein riesiger Mann mit einem Tigerkopf tauchte auf. »Aha!« knurrte der Tigerkopf in der Sprache der Raubtiere. »Köstliche, saftige Beute! Ich werde sie alle auffressen!« Selbstsicher schritt er voran.
    Doch als er an dem Bett vorbeikam, schoß eine große haarige Hand hervor und ergriff seine Wade. Wieder erklang ein schreckliches Gebrüll.
    Der Tigerkopf war so überrascht, daß er einen Riesensatz vollführte, kehrtmachte und floh.
    Die Nymphen stürzten wieder zu dem Bett. »Snorty hat uns gerettet!« riefen sie, ließen ihre hübschen Beine herabbaumeln und lachten, als er nach ihnen grabschte. »Er ist ein Held!«
    Stanley Dampfer, der sich gerade aufgeplustert hatte, um gegen den Eindringling zu kämpfen, stieß ein angewidertes Knurren aus.
    »Vielleicht…« sagte Jordan.
    Die Idee traf Grundy wie ein Keulenschlag. Er eilte zum Bett hinüber. »Snorty, wie gefiele es dir, hierzubleiben und die Faune und Nymphen vor Belästigungen zu schützen?« fragte er. »Mit dem Splitter Umkehrholz könntest du bei Tag oder bei Nacht operieren und zu anderen Zeiten einfach, äh, nach hübschen Beinen grabschen. Ich meine, das wäre doch ziemlich, äh, romantisch.«
    »Romantik und Romanzen!« stimmte Snorty entzückt zu.

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