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Turner 01 - Dunkle Schuld

Turner 01 - Dunkle Schuld

Titel: Turner 01 - Dunkle Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
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wieder.

    »Wär alles erheblich einfacher, wenn Sie pro Woche zahlen würden.«
    Ich sah ihn einfach nur an, mit diesem eiskalten Gefängnishofblick, und schaute zu, wie sein Gesicht ganz sanft wurde. Er schob mir eine Quittung über den Schreibtisch zu, ohne mir noch mal in die Augen zu sehen. Dann schnappte er sich einen dicken Schlüsselbund und folgte mir die Treppe hinauf, um mein Zimmer wieder zugänglich zu machen. Die Schlüssel befanden sich an einer riesigen stählernen Sicherheitsnadel und klimperten wie ein winziges Windglockenspiel, während wir nach oben gingen.
    In meinem Zimmer schaltete ich den Fernseher ein, es lief gerade die Wiederholung eines alten Kriminalfilms, irgend so ein eins fünfzig großer Zwerg, ständig gereizt, mit Schultern, so breit wie ein Flusskahn, und einer Vorliebe für breite Kragen, glänzende Stoffe und Flüche. An allen seinen Hemden schienen die drei obersten Knöpfe zu fehlen. Ein goldenes Medaillon nistete in seiner Brustbehaarung. Ich fragte mich, was es wohl wäre, wenn es erst mal schlüpfte.
    Schritte kamen die Treppe hoch.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Bullen und Knackis, man erkennt sie immer. Wie sie stehen, wie sie gehen, etwas in ihren Augen. Der vordere stand praktisch mit der Nase an meiner Tür, lächelte, war locker, aber dennoch bereit, sich in den Raum zu drängen oder mich auszuschalten, sollte er meinen, es sei erforderlich. Er war einer der seltenen Menschen, denen Kleider von der Stange perfekt passten; sein dunkler Anzug von JCPenney saß tadellos, war sorgfältig gebügelt, wenn auch schon leicht abgetragen. Sein Partner (der den Crown Vic
gefahren hatte, der unten schräg vor dem Haus stand) stand etwas abseits am Geländer. Seersucker bei ihm, eingebackene Flecken in der Krawatte.
    »Mr. Turner?«
    Ich nickte.
    »Was dagegen, wenn wir reinkommen?«
    Ich trat zurück und setzte mich aufs Bett. Nachdem er die Hosenbeine leicht angezogen hatte, um die Bügelfalte zu schonen, setzte Big Dog sich auf den Stuhl neben dem Nachttisch. B-side blieb an der Tür stehen. Er hatte ein Funkgerät in der Hand. Alle paar Sekunden knackte es.
    »Mir ist natürlich aufgefallen, dass Sie gar nicht unsere Dienstmarken sehen wollten. In so einer Situation wie jetzt würden die meisten Leute danach fragen.«
    »Ich bin nicht die meisten Leute.«
    »Das ist wohl wahr.« Er schaute sich um, als könnte die durchhängende Kommode oder der exakte Winkel der Badezimmertür etwas Entscheidendes offenbaren. »Nettes Zimmer. Schon wie lange hier? Vier, fünf Tage? Gefällt’s Ihnen?«
    »Hab schon Schlimmeres gesehen.«
    Er nickte. B-side hob die Gardine an, um einen Blick nach draußen zu werfen. »Hey! Verschwindet da!«, brüllte er. »Scheißkids!« Er trat auf den Gang hinaus und machte genauso weiter. Nach einem Moment kehrte er zurück.
    »Turner, kennen Sie einen Mann namens Roy Brenning?«
    »Schon möglich.«
    »Vier-null-vier Commerce Parkway? Sie haben ihm vor zwei Tagen einen Besuch abgestattet.«

    »Hab ihm eine Nachricht überbracht. Mehr war da nicht.«
    »Und die Nachricht lautete?«
    »Ist privat.«
    »Klar.« Er stand auf und ging ins Bad, kam mit meinem Rasierapparat wieder heraus. »Mit dem Wörtchen privat muss man sehr vorsichtig umgehen. Wissen Sie das?« Er setzte sich wieder und ließ die Rasierklinge mit leichtem Druck den Rand des Nachttischs entlanggleiten. Furnier schälte sich ab, dünne Späne kringelten sich. »Die Sache ist die. Einen Tag nach Ihrem Besuch wird Branning tot aufgefunden. Da müssen wir uns schon fragen, was Sie darüber wissen. Ist das für Sie eine Überraschung?«
    »Nicht wirklich. Nach allem, was ich so gehört habe, war er ein ziemlich großes Arschloch.«
    »Da haben Sie richtig gehört.« Ein Kommentar von B-side an der Tür.
    »Dann können Sie uns also nichts erzählen? Jetzt, wo es noch einen Unterschied machen könnte? Bevor das hier weitergeht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Sorgfältig legte er den Rasierapparat auf dem Nachttisch ab, stand auf und schlenderte zu B-side, der das Funkgerät in die andere Hand nahm, um die Tür zu öffnen.
    »Wir melden uns.«
    »Seien Sie vorsichtig dort draußen, Detective.«
    »Danke für Ihre Besorgnis. Das interessiert nur so wenige.«
    Sein Lächeln weckte in mir Erinnerungen an eine von einem Ohr zum anderen durchschnittene Kehle.

Kapitel Fünfundzwanzig
    Schon möglich, dass Hühner nicht besonders viel auf dem Kasten haben, aber wenn sie mal angefangen haben, ziehen sie

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