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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Pfingstkirche unten
im Süden von Memphis, kurz vor der Staatsgrenze, wo schwimmende Spielkasinos auf dem Mississippi Tunica in ein zweites Atlantic City verwandelt haben. Er hatte nur mal wieder an einem Ort sein wollen, der dem ähnelte, in dem er aufgewachsen war - sagte er. Er wollte sich dort erden, es noch einmal spüren. Er hatte auf der Bank gesessen und seine Predigt ausgearbeitet.
    Der ein Jahr weiter zurückliegende Eintrag stammte aus der Zeit, als Lonnie, Don Lee und ich entdeckt hatten, wie Carl Hazelwood ermordet worden war - an jenem Tag, als der Sheriff angeschossen wurde.
    In all den Jahren hatte ich kein einziges Mal etwas erlebt, das auch nur annähernd einem Gefängnisausbruch glich, und ging daher davon aus, so etwas passiere nur in alten Western oder Gangsterfilmen. Aber es war offensichtlich, dass diese Bande ganz gezielt hergekommen war, um Judd Kurtz rauszuholen. Itaker, hatte Don Lee gesagt. Selbst unter den abgebrühtesten Typen gibt es nicht viele, die mit einer solchen Dreistigkeit gegen ein Exekutivorgan vorgehen, selbst wenn es ein so abgelegenes, schlichtes ist wie unsere Wache.
    Ich saß da und starrte das Häkchen unter dem TA an. Dann machte ich meinen eigenen Anruf; ich rief Mabel bei der Bell South an.
    »Ist mit Don Lee und Miss June alles in Ordnung?«, fragte sie sofort, als sie meine Stimme hörte.
    »Wir hoffen’s. Derweil könnten Sie mir einen Gefallen tun.«
    »Was immer mir möglich ist.«

    »Wie viel wissen Sie darüber, was hier passiert ist?«
    »Ich hab nur gehört, dass jemand reingestürmt ist und die beiden brutal zusammengeschlagen hat.«
    »Dieser Jemand ist in die Stadt gekommen, um einen Mann aus der Arrestzelle zu befreien, der von Don Lee wegen eines Verkehrsvergehens festgenommen worden war.«
    »Die nehmen Sicherheit am Steuer ernst, was?«
    Mabel war bekannt für ihre Spottlust. Aber auch für den erlesensten Tratsch der Stadt.
    »Der Mann hat aus diesem Büro hier einen Anruf getätigt, kurz nachdem Don Lee ihn offiziell eingebuchtet hatte, so gegen ein Uhr. Ich weiß, es ist …«
    »Natürlich ist es das. Und jetzt fragen Sie mich doch mal, ob ich mich darum schere. Geben Sie mir einfach fünf Minuten, sagen wir zehn.«
    »Danke, meine Liebe.«
    »Wofür? Ich mache doch gar nichts.«
    Statt fünf oder zehn Minuten dauerte es dann eher nur zwei. Sie las die Nummer vor. »Der Anruf erfolgte um ein Uhr vierzehn.« Ein Anschluss in Memphis.
    »Gibt’s eine Möglichkeit herauszufinden, wem die Nummer gehört?«
    »Als ob ich das noch nicht getan hätte. Nino’s Restaurant. Die haben zwei Leitungen. Die eine ist die offiziell gelistete Nummer, zu der nahezu alle Anrufe gehen. Die andere …«
    »Ist wahrscheinlich ein Büro oder Hinterzimmer.«
    »Anscheinend so’n Stadt-Ding«, meinte Mabel als
verbales Äquivalent zu einem Schulterzucken. »Genügt Ihnen das?«
    »Sie haben was gut bei mir, Mabel.«
    »Vergessen Sie einfach nicht, Miss June und Don Lee von mir zu grüßen, wenn Sie sie sehen.«
    »Das mach ich.«
    »’tschuldigung, Mr. Turner?« Buster stand mit wippendem Kopf im Türrahmen. »Bin hier fast fertig. Muss jetzt den Wagen vom Bürgermeister waschen. Und noch ein oder zwei andre, schätz ich mal.« Als sein Kopf zur Ruhe kam, hob er einen Arm. »Das hier hab ich da hinten gefunden.«
    Eine Visitenkarte. Ich nahm sie. Drückte ihm einen Zwanziger und einen Zehner in die Hand.
    »Verbindlichsten, Sir.«
    »Wann ist noch mal Ihr Hochzeitstag, Buster?«
    »Kommenden Donnerstag.«
    »Wie wär’s, vielleicht haben Sie Lust, an dem Abend mit Della bei mir vorbeizukommen. Val und ich kochen für Sie beide. Wir würden uns freuen, Sie kennenzulernen.«
    »Also, das würd ich ja wirklich gern, Mr. Turner. Sehr nett, dass Sie fragen. Verzeihn Sie, dass ich das jetzt so sage, aber Della würd’ sich mächtig unwohl dabei fühlen.«
    »Verstehe. Vielleicht ein anderes Mal.«
    »Ja, vielleicht.«
    »Trotzdem schade.«
    »Jawoll, Sir. Ganz bestimmt.«

Kapitel Vier
    Als moderne Kleinstadtpolizisten erfahren wir nur selten, was am Ende bei unseren Bemühungen herauskommt. Wir kümmern uns um die täglichen Kleinkriege und machen die Knochenarbeit, erledigen den Papierkram, sagen vor Gericht aus und widmen uns der nächsten Angelegenheit. Es ist nicht wie in Rauchende Colts , nicht mal wie bei NYPD Blue . Gelegentlich kommt uns zu Ohren, dass Shawn DeLee lebenslänglich hinter Gittern gelandet ist, oder wir lesen - falls wir uns die Mühe machen und

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