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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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was ich bekomme, sind Haferflocken?«
    Sie bekam, was sie haben wollte, und ich ebenfalls, und nach weniger als einer Stunde inklusive Duschen, Rasieren, Haferflocken-Frühstück und einem Satz frischer Klamotten parkte ich vor dem Rathaus ein. Der Chariot und Don Lees Pick-up standen immer noch da, genau wie Junes Neon. Die Fensterläden waren geschlossen.
    Diese Fensterläden waren nie geschlossen, außer nachts.
    Und die Tür war abgeschlossen.
    Wenn ich vorher noch nicht ganz wach gewesen sein sollte, so war ich es definitiv jetzt.
    Ich hatte natürlich einen Schlüssel. Was ich jedoch nicht hatte, war eine Idee, wo dieser Schlüssel sein könnte. Also war das der rechte Augenblick, um auf meine umfassende Erfahrung als Polizist zurückzugreifen. Ich
trat die Tür ein. Glücklicherweise hatte eine Dekade brütender Sommermonate gute Vorarbeit geleistet. Beim dritten Versuch zersplitterte das Holz um das Schloss herum.
    Donna, eine der beiden Sekretärinnen aus der anderen Hälfte des Rathauses - Amt des Bürgermeisters, Büro des Stadtrats, die Ämter für Wasserversorgung und Stadtentwässerung, die ganze Kommunalverwaltung eben - tauchte neben mir auf und meinte trocken: »Also, wir haben einen Ersatzschlüssel.« Dann warf sie einen Blick hinein.
    June lag dort, unter ihrem Kopf eine Blutlache in der Form eines Kleeblatts, die Handtasche noch über der Schulter. Sie atmete langsam und gleichmäßig; in ihrem rechten Nasenloch formten sich mit jedem Atemzug Blutbläschen und platzten. Wie auf einer Kinoleinwand sah ich sie zur Arbeit kommen, so als würde ich sie auf frischer Tat ertappen. Sie hatte vermutlich die Tür aufgeschlossen und war reingekommen. Eine Hand auf der.22er, die bei ihrem Sturz aus der Handtasche gefallen sein musste, nahm ich an. Genau wie ich hatte sie bestimmt geahnt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
    Also noch zwei kleinere Fragen zu der einen großen.
    Warum hatte June eine Waffe in ihrer Handtasche?
    War Don Lee bei ihrem Eintreffen bereits außer Gefecht gewesen?
    Er lag neben der Tür, die nach hinten zum Abstellraum und den Arrestzellen führte. An der linken Seite
seines Kopfes prangte eine Beule in der Farbe und Größe einer überreifen Roma-Tomate. Durch die offene Tür sah ich, dass die Zelle leer war. Don Lees Augen zuckten, als ich mich neben ihn kniete. Er versuchte etwas zu sagen. Ich beugte mich tiefer herunter.
    »Tacker?«
    Er schüttelte den Kopf
    »Itaker«, sagte er.
    Donna hatte inzwischen Doc Oldham angerufen, der wie üblich murrend auf der Bildfläche erschien.
    »Nicht mal in Ruhe zu Mittag essen kann man heutzutage! Was, zur Hölle, führen Sie jetzt schon wieder im Schilde, Turner? Das hier war mal ein schönes ruhiges Fleckchen Erde, wussten Sie das? Und dann sind Sie aufgekreuzt.«
    Er ließ sich neben June auf ein Knie sinken. Einen Moment lang hätte ich geschworen, er würde umkippen. Schweißperlen, die der Erdanziehung trotzten, standen ihm auf der Glatze. Er tastete nach Junes Halsschlagader, legte kurz eine Hand auf ihren Brustkorb. Stützte mit der Linken behutsam ihren Kopf ab, während er ihn mit der Rechten abtastete, einen Blick auf ihre Pupillen warf und die Ohren untersuchte.
    »Ich nehme an, das haben Sie alles auch schon gemacht, stimmt’s?«, fragte er.
    »Pupillen sind beide gleich groß und reaktiv, also deutet nichts auf eine Gehirnerschütterung hin. Kein Fremitus, keinerlei Hinweise auf Atemwegsprobleme. Auch kein echter Anhaltspunkt für einen Kampf. Ich vermute
mal, jemand hat an der Tür Schmiere gestanden. Ein einziger Schlag, der sie lediglich ausschalten sollte.«
    Oldham sah mich an. Wir hatten das alles beide schon viel zu oft gesehen.
    »Nicht schlecht für einen Amateur, wollte ich gerade sagen. Aber Sie sind ja keiner, nicht wahr? Also hätte ich mich fast zum Affen gemacht. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen. Aber hoffentlich auch nicht das letzte Mal.« Er zog sich an einer Tischplatte schwankend wieder auf die Füße. »Muss ich mir den anderen noch ansehen?«
    »Pupillen unterschiedlich groß, aber reaktiv. Momentan bewusstlos, aber er hat vorhin mit mir gesprochen und reagiert auf Schmerz. Anscheinend kein größerer Blutverlust. Vitalfunktionen okay. Den Blutdruck schätze ich auf etwa neunzig zu sechzig.«
    »Krankenwagen schon unterwegs?«
    »Ist verständigt.«
    »Könnte etwas dauern. Rory ist nicht immer leicht zu wecken, wenn er sich erstmal hingelegt hat. Scheiße auch, wir haben hier den scheiß Tatort

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