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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verstand ich, warum Herb von dem Fall nicht lassen konnte: In einer Welt, die die Gegenwart von Leuten wie Herb am liebsten ignorierte, repräsentierte Lou eine der wenigen greifbaren Verbindungen zu seiner, Herbs, Vergangenheit, zu dem, wofür sein Leben einmal gestanden hatte, was er daraus gemacht hatte.
    War es bei mir wirklich so anders?
    Lou Winter war genauso lange Teil meines Lebens
und meiner Welt gewesen. Es war durchaus möglich, dass ich mit ihm einen unerforschten Subkontinent meines Selbst verlieren würde.
    Ich erinnere mich, dass ich an genau dem Tag Gladys Tate wegen Trunkenheit am Steuer anhielt. Sie fuhr den 57er Chevy ihres Mannes Ed und fiel beim Aussteigen zweimal fast hin. Sie war bereits irgendwo gegen gefahren und hatte den Scheinwerfer und den halben Kühlergrill zertrümmert. Als ich erwähnte, dass Ed verdammt wütend sein würde, grinste sie mit einer Hälfte ihres Gesichts, zwinkerte mit der anderen und meinte nur: »Ed ist das egal. Er hat ein neues Spielzeug.« Sein neues Spielzeug war eine Frau, die er auf der Bowlingbahn oben bei Poplar Grove kennengelernt hatte, diejenige, mit der er die Stadt verlassen hatte. Gladys sah zu der alten Kirche hinüber, die inzwischen ziemlich verfallen war, in den Holzwänden große Löcher, der weiße Anstrich vergilbt, obwohl das Skelett des Kirchturms immer noch stand. Dann driftete ihr Blick träge zu mir zurück, und sie sah mir in die Augen. »Ich hab Wäsche im Trockner«, sagte sie. »Kann ich bald nach Hause?«

Kapitel Fünf
    Die Visitenkarte stammte von einem Finanzberater, dessen Büro sich in einer Seitenstraße der Monroe Avenue in Memphis befand. Das Beraterwesen hat sich mir nie erschlossen, ich habe es nie begriffen. Mit zunehmender Entwicklung der Gesellschaft entfernen wir uns immer weiter von denen, die tatsächlich noch arbeiten. Consulting war, das fand ich schon immer, so ziemlich der letzte Punkt, den man erreichen konnte, bevor man sich selbst ins Nichts katapultierte.
    Ich war mit einer klaren Absicht hergekommen. Ich würde allein sein, keinerlei Anhang, keine Verpflichtungen. Wenn ich mich jetzt umsehe, finde ich mich inmitten dieser Gemeinschaft wieder und bin so integriert, dass es mich sogar einige Anstrengungen gekostet hat, mich für ein paar Tage in Memphis freizumachen.
    Als Erstes rief ich Lonnie an. Natürlich würde er einspringen, gar kein Problem. Gut, sich wieder mal nützlich machen zu können, solange er wüsste, dass es nur vorübergehend ist.
    »Ich werde versuchen, es kurz zu machen«, sagte ich.
    »Du willst sie dir schnappen, stimmt’s?«
    »Würdest du’s nicht tun?«
    »Sie haben meiner Tochter wehgetan, Turner. Aus keinem anderen Grund, als dass sie dort war.«

    »Die glauben, sie könnten hier draußen tun und lassen, was sie wollen.«
    »Genau das glauben die. Vergiss nicht, der Polizei dort einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.«
    »Ich bin nicht sicher, ob das Memphis Police Department was von mir hören will.«
    »Ruf sie trotzdem an. Kennst du noch jemanden dort?«
    »Um ehrlich zu sein, ich hab nicht die geringste Ahnung.«
    »Dann finde es heraus. Du musst jeden Kontakt nutzen, den du auftreiben kannst, hörst du?«
    Der nächste Anruf galt Commander Bailey, der versprach, mir zwei pensionierte State Trooper zu schicken, die sich als Deputy abwechseln könnten. »Glauben Sie mir, die werden sich über die Gelegenheit freuen, mal wegzukommen.«
    Danach Val.
    »Lass mich raten. Du wirst eine Weile fort sein.« Sie lachte. »Commander Bailey hat’s mir schon gesagt.« Schließlich war sie die Anwältin der Kaserne. »Muss zugeben, dass ich nicht überrascht war. Weißt du schon, wann du ungefähr zurück sein wirst?«
    »Ich werde anrufen und es dich wissen lassen.«
    »Wehe, wenn nicht.«
    »Du wirst mir fehlen.«
    Eine weitere Salve des Lachens, das mir inzwischen so viel bedeutete. »Es ist ja erschreckend«, sagte sie, »wie sehr ich gehofft habe, du würdest was in der Art sagen.«
    Vierzig Minuten später war ich mit Lonnies Jeep, dem Chariot, auf dem Highway 51 unterwegs, hatte eine kleine Reisetasche dabei, darin Unterwäsche, Socken, zwei Hemden, nur für alle Fälle eine weitere Khakihose und meinen Waschbeutel. Die Waffe, die ich nie bei mir führte - eine.38er Police Special, die Don Lee mir unbedingt geben musste, als ich für ihn zu arbeiten anfing -, lag in ein Handtuch gewickelt in einer großen Plastiktüte unter dem Beifahrersitz. Ich meinte bereits zu spüren, wie das Ding

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