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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sekunde.«
    Wir saßen da und betrachteten uns über das Archipel seines Schreibtischs hinweg.
    »Du hast im Dienst Scheiße gebaut, Turner.«
    »Nicht nur im Dienst.«
    »Sagt man.« Er starrte mich an, lächelte und schnaufte ein bisschen, bevor er fragte: »Und? Wo hast du gesteckt?«
    »Zu Hause, mehr oder weniger.«
    »Und jetzt bist du zurück.«
    »Nur kurz. Kleiner Zwischenstopp. Bin schon so gut wie wieder weg.«
    »Hab eben mit Lonnie Bates telefoniert.«
    »Schätze, das erklärt, warum ich mir bei Sergeant Collins die Beine in den Bauch stehen konnte.«
    »Sheriff Bates erzählt nur Gutes von dir. Scheinst ein anständiger Kerl zu sein.«
    »Er ist selbst einer. Er könnte glatt als Hochstapler arbeiten. Die Leute halten ihn für einen Provinztrottel, und er spielt die Rolle perfekt. In Wahrheit ist er einer
der cleversten Burschen, mit denen ich je zusammengearbeitet habe. Das Gleiche gilt übrigens auch für seinen Deputy.«
    »Seinen anderen Deputy, willst du sagen.«
    »Genau, seinen anderen Deputy.«
    Sam nickte. Als er das tat, bildeten sich dicke Hautfalten an seinem Hals. »Bates hat mir erzählt, was passiert ist.«
    Er spielte mit einem Webster-University-Becher herum. Ein Schwung Kugelschreiber, Brieföffner, Scheren, fünfzehn Zentimeter lange Plastiklineale, mehrere Strohhalme in Papierhüllen, eine billige Zigarre, noch in der Aromaschutzfolie.
    »Ein Deputy Sheriff aus einem anderen County wird’s hier in Memphis nicht sonderlich weit bringen.«
    »Das weiß ich. Andererseits habe ich nun mal einen Haftbefehl.«
    »Das hat mir Sheriff Bates bereits gesagt. Nachdem ich mit ihm telefoniert habe, hab ich deshalb sofort bei unserem eigenen Sheriff angerufen und mit den Kollegen von der Fahndungsstelle gesprochen, mit Leuten, mit denen man sich im Normalfall absprechen sollte. Wir helfen ihnen manchmal aus. Nach dem Motto: ›Mutter, wie weit darf ich?‹, du kennst das Spielchen.«
    Ich nickte. »Sie haben dir die Erlaubnis gegeben, einen Riesenschritt zu machen?«
    »Wie der Zufall es will, ja, das haben sie.«
    »Deine Stadt, Sam, und deine Show. Ich würde es nur sehr begrüßen, dabei zu sein.«

    »Natürlich müssten wir zuerst mal herausfinden, wo dabei ist.«
    »Der Name Judd Kurtz kommt dir nicht irgendwie bekannt vor?«
    »Nein, leider nicht. Das Nino’s kennen wir. Auch Semper Fi Investments. Wir halten die Augen offen. Warte mal kurz.«
    Er tippte die Nummer einer Nebenstelle ein, ließ es einige Male klingeln.
    »Hamill. Erzählt man sich auf der Straße was von einer Viertelmillion, die verschwunden ist? … Ich verstehe … Wenn ich dir den Namen Judd Kurtz ins Ohr flüstern würde, bekäme ich dafür ein Küsschen? … Danke, Stan.«
    Er legte auf.
    »Stan ist der Leiter unserer Sonderkommission Organisiertes Verbrechen. Er sagt, vor ein oder zwei Wochen wäre so ein kleiner Fisch aufgetaucht, hätte den Klingelbeutel rumgereicht, wie Stan sich ausdrückte, und wäre dann urplötzlich verschwunden. Man munkelt, er sei der Neffe von einem der Bosse. Stan erzählt außerdem, irgendwer hätte sich die größte Mühe gegeben, die Geschichte unter Verschluss zu halten.«
    »Aber selbst der beste Verschluss schließt nicht hundertprozentig.«
    Sam nickte.
    »Hat Stan auch irgendeine Idee, wo wir diesen mutmaßlichen Neffen finden können?«
    »Bist du wirklich so lange weg gewesen, Turner?
Denkst du, wir werden diesen Burschen finden? Glaubst du, der zockt einen der Bosse ab und lässt sich daraufhin irgendwo in der Provinz einbuchten, weswegen die dann die Stiernacken losschicken? Klingt das für dich wie eine karrierefördernde Maßnahme? Neffe oder nicht, der liegt inzwischen längst unter Mud Island.«
    »Was bedeuten würde, dass ich die Stiernacken finden muss.«
    »Hab ich’s nicht geahnt!« Seine Augen wanderten zum Fenster, durch das man in die Wache sehen konnte. Alles, was gut war, passierte da draußen. Früher war er selbst dort draußen gewesen. »Du weißt, dass sich dein Haftbefehl nicht auf sie erstreckt.«
    »Ich bitte dich nicht um Hilfe, Sam. Ich möchte nur, dass du und deine Leute sich mir nicht in den Weg stellen.«
    »Oh, ich denke, ein bisschen mehr haben wir schon zu bieten.«
    Wieder tippte er eine Nummer in den Apparat. »Tracy, hast du mal eine Minute?«
    Zehn, zwölf Herzschläge später, und die Tür ging auf.
    Um die dreißig, geknöpfte Jeans, dunkles T-Shirt unter dem Blazer, Stupsnase, silberne Klammer am Ohrrand.
    »Tracy Caulding, Deputy Sheriff

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