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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gefaltet gewesen war.
    »Lonnie. Mr. Turner.«
    »Die erste Anschaffung im neuen Jahrtausend, Brett?«
    »Das Letzte ist einfach auseinandergefallen, als Betty es gewaschen hat. Sagt zu mir: ›Brett, du kommst besser mal raus zu mir‹, und hält ein Knäuel nasser Fetzen hoch. Gottverdammte Schande.«

    »Wirklich ärgerlich.« Lonnie tippte sich zum Abschied mit dem Zeigefinger an die Stirn. Brett stieg in seinen Truck, der für mich immer wie etwas aussah, das plattgeschlagen und dann wieder ausgebeult worden war, vielleicht mit mächtig starken Magneten.
    »June hat Recht«, sagte Lonnie nach einer Weile. »Ich habe ihr dauernd Vorwürfe gemacht, habe in meinem Kopf immer alles so lange gedreht und gewendet, bis es schließlich ihre Schuld war. Ich weiß auch nicht, warum.«
    »Vielleicht aus Enttäuschung. Du erwartest von ihr genau so viel wie von dir selbst - und zum großen Teil genau dasselbe. Wir entwerfen im Kopf Szenarien, wie wir die Welt gern hätten, und regen uns mächtig auf, wenn die Welt so ist, wie sie ist. Wir sind alle unterschiedlich, Lonnie. Haben unterschiedliche Stärken, unterschiedliche Schwächen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das schon mal gesagt habe, aber es gibt Momente, da komm ich mir in deiner Gegenwart wie ein kompletter Idiot vor. Wir reden, und du sagst mir, was ich ohnehin schon weiß. Was so ziemlich die übelste Sorte von Blödheit sein muss.«
    »Das liegt alles nur an meiner Ausbildung.«
    »Scheiße auch.«
     
    Lonnie lud June an diesem Abend zum Essen ein, nur sie beide. Sie hatte den Tag damit verbracht, ihr Haus mit T.J.s Hilfe wieder auf Vordermann zu bringen. Er zog sein bestes Hemd an und eine Krawatte und das
Jackett eines Freizeitanzugs, der seit fast dreißig Jahren ganz hinten in seinem Schrank gehangen hatte, begrüßte sie an der Tür mit einem Strauß Nelken und fuhr mit ihr bis ganz nach Poplar Crossing ins beste Steakhouse des Countys. »Jeder muss gedacht haben, er wäre so ein alter Spinner, der einer jungen Frau den Hof macht«, sagte June, als sie am nächsten Morgen zur Arbeit kam.
    Wo sie jetzt da war, um die Stellung zu halten, beschloss ich, Don Lee besuchen zu gehen. Er war ins County-Krankenhaus verlegt worden, etwa eine Fahrstunde entfernt.
    Inzwischen hing er nicht mehr am Beatmungsgerät. Ein dünner Sauerstoffschlauch schlängelte sich über das Bett zu seiner Nase. In einem Plastikbehälter blubberte Wasser. Infusionsbeutel, manche prall, andere fast leer, hingen an den Ständern. An einem dieser Gestelle befand sich ein an ein Barometer erinnerndes Gerät, das eine Doppelfunktion erfüllte, nämlich einerseits den Hirndruck zu messen und gleichzeitig Flüssigkeit abfließen zu lassen.
    »Er ist jetzt mit Unterbrechungen bei Bewusstsein«, sagte mir eine Krankenschwester. »Was wir auch so erwartet haben. Sind Sie ein Verwandter? Ein Freund?«
    »Eigentlich ist er mein Chef.« Es bestand überhaupt kein Grund, ihr die Dienstmarke zu zeigen, aber ich tat es trotzdem. Sie sagte, es tue ihr leid, sie sei direkt draußen vor der Tür und kümmere sich dort um ihre Krankenblätter. Dann ließ sie uns allein.
    Ich legte eine Hand auf Don Lees Hand dort auf dem
Bett. Er öffnete die Augen, starrte zur leeren Zimmerdecke hinauf.
    »Turner?«
    »Ich bin hier, Don Lee.«
    »Es ist ganz schön hart.«
    »Ich weiß.«
    »Nein. Es ist hart.«
    Ich erzählte ihm, was in Memphis passiert war.
    »Hast da unten irgendwie ordentlich die Sau rausgelassen, was?«
    »Schätze, das hab ich wohl.«
    »Mit dir alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Gut. Ich bin müde, richtig müde … Warum haben die mir hier einen Eispickel in den Kopf gerammt, Turner?«
    »Das ist eine Drainage.«
    »Eine Blamage?«
    »Nein, eine Drainage.«
    »Du meinst, so was wie die Rohre auf dem Acker?«
    »So in der Art.«
    Er schien darüber nachzudenken.
    »Man sagt es mir immer wieder, und ich vergesse es immer wieder: Mit June ist alles okay, oder?«
    »Ihr geht’s gut. Ist seit heute wieder im Dienst.«
    Ich dachte schon, er wäre wieder weggetreten, als er plötzlich fragte: »Du willst ganz bestimmt nicht Sheriff werden?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Kluge Entscheidung«, sagte er.

     
    Ich setzte den Chariot gerade von einem Besucherparkplatz zurück, als der Pieper losging. Ich saß da und starrte die Nummer an, als ein Auto und ein SUV, ungefähr so groß wie ein Panzer, mich wie verrückt anhupten.
    June.
    Ich fuhr zurück in die Parkbucht, verdiente mir damit den gereckten

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