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Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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bei Attac . Weil er in seinem Innersten doch mehr Naturschützer ist als Herrenmensch. Am ehesten könnte man noch sagen: Er ist ein Naturschutz-Nazi. Einer, der den Naturschutz am liebsten mit den Mitteln der Diktatur durchdrücken tät. Na bumm! Da braucht jetzt die Gucki einen ordentlichen Schluck Zwetschkernen.
    Dabei muss sie noch fahren. Mit dem Leo seiner Zündapp 650 . Mit einer Maschinengewehrhalterung am Beiwagen. Deutsche Wehrmacht. No na! Weil der Leo mit seinem prächtigen Häuptlings-Kopfschmuck in kein Auto passt. Sitzt hinter der Gucki am Motorrad. Der Beiwagen voll mit Kriegsgerät: ein Mordstrumm Speer, Pfeil und Bogen, und statt einem Tomahawk dem Leo seine Zimmermannshacke. Da sollen sie nur frech werden, die Cowboys!
    Traut sich aber eh keiner. Dafür traut sich ein ziemlich ein dralles Cowgirl, dass sie den Häuptling zum Tanzen holt. Da muss man jetzt wissen, dass bei so einem Countryfest nicht zu zweit getanzt wird, sondern in militärischer Formation. Linedance heißt das. Da stehen alle wie aufgefädelt da und machen gleichzeitig dieselben Tanzschritte.
    Ich hab im Zirkus einmal eine Nummer mit dressierten Pudeln gesehen. Wirklich possierlich, wie sich alle gleichzeitig auf die Hinterfüße gestellt und im Kreis gedreht haben. Bei Menschen schaut es aber ein bisserl komisch aus. Mehr wie ein Ballett von so Blechspielzeug-Manderl: mechanisch! Wie wenn alle im Rücken einen Schlüssel stecken hätten, mit dem man sie vor dem Tanzen aufgezogen hat.
    Da ist jetzt der Leo wirklich eine wohltuende Ausnahme. Er legt einen derartigen Kriegstanz hin, dass selbst dem hartgesottensten Cowboy das Blut in den Adern gefriert. Eh klar, dass er dazu auch ein bisserl einen Platz braucht. So kann in kürzester Zeit von einem Linedance nicht mehr die Rede sein. Die armen Cowboys torkeln nur mehr herum wie die kleinen Autos im Autodrom.
    Bleibt seiner Tanzpartnerin nichts anderes über, als dass sie den Leo auf schnellstem Weg in die Schnapsbar schleift. Wo er erfährt, dass sie Susi heißt, Handarbeitslehrerin in Freistadt ist und auf ältere Herren beziehungsweise Häuptlinge fliegt.
    Kaum hat sich der Leo aber nach einem gewissen Billy erkundigt, ist die liebe Susi wie ausgewechselt. Sie gibt ihm zwar die gewünschte Auskunft: „Der große Schlanke mit Hut und Hemd in Türkis!“ Aber dann verabschiedet sie sich ziemlich schnell. Dabei hätte sich der Leo durchaus vorstellen können, dass er der Susi heute Nacht seine Stahlhelm-Sammlung zeigt.
    Klärt sich aber schnell auf. Wie dann die Gucki den Billy in die Schnapsbar schleppt. Schon beim allerersten Whiskey. Beziehungsweise Gin Fizz.
    „Was ist denn das für ein Cowboy, der Gin Fizz trinkt?“, fragt die Gucki. Und schmiegt sich noch ein bisserl enger an den Billy. Und spielt ein bisserl mit seiner überdimensionalen Gürtelschnalle, von der ein grimmiger Seeadler herunterglotzt.
    „Das ist mein Cowboy!“, dröhnt es da durch die Schnapsbar. Und ein Zwei-Meter-und-hundertdreißig-Kilo-Cowboy schiebt sich schnaufend durch das Menschengewühl. Wie ein Eisbrecher durch das Packeis. Das ist also der Joe!

VI
    Krawutisch kann man im Notfall schon mit wütend übersetzen. Nur: Es bringt nix! Geht am Kern der Sache völlig vorbei. Wenn du wütend bist, haust du vielleicht ein bisserl was zusammen oder du haust einem eine herunter – je nach Temperament halt. Wenn du aber krawutisch bist, haut es dir sämtliche Sicherungen heraus. Das ist ein so ein himmel­weiter Unterschied wie zwischen einer Taschenlampen­batterie und einer Zehntausend-Volt-Starkstrom­leitung.
    So krawutisch wie jetzt hat die Renate die Gucki noch nie erlebt. Die ganzen zehn Jahre nicht! Türen werden aufgerissen und zugeknallt. Gläser fliegen gegen die Wände und zerbröseln klirrend, das arme Fax kriegt so einen Fußtritt, dass es mit einem jämmerlichen Piepser sein Leben aushaucht, die ganze Redaktion der Mühlviertler Nachrichten ist mit Papierln übersät, wie wenn es geschneit hätte.
    Sogar der Turrini, der wirklich ein tapferer kleiner Hund ist, wird immer kleinlauter, je länger der Gucki ihr Anfall dauert. Und flüchtet schließlich mit eingezogenem Schwanz unter der Renate ihren Schreibtisch. Was ist denn los mit seinem Frauli?
    Was ist denn wirklich los mit der Gucki? Dreht sie komplett durch? Ist ihr am End alles zu viel geworden? Wär ja eh kein Wunder: kein Mann, keine Kinder, kein gar nix! Dafür aber seit zehn Jahren chronischer Alkoholmissbrauch!
    Schmarrn! Die Gucki

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