Turrinis Bauch - Kriminalroman
ewigen Jeans und die ewige Lederjacke schon zum Hals herausgehängt sind. Und weil er halt doch ein bisserl ein alter Nazi ist und endlich einmal ein Deutsches Mädel haben wollt.
Jetzt aber interessant. Glaubst du, dass die Gucki ihr Dirndl auch nur ein einziges Mal angezogen hätt? Praktisch dass sie dem Leo die Freude macht? Nein, wirklich nicht! Zufleiß nicht! Hat es ein Jahr lang im Kasten hängen lassen. Aber jetzt zieht sie es auf einmal an? Da soll sich einer noch auskennen mit die Weiber!
Hat aber schon ihre Gründe, die Gucki. Warum sie heute ihr Dirndl anlegt. Erstens wegen der Provokation, zweitens wegen der Provokation, und drittens – richtig geraten! – wegen der Provokation. Wenn wer das Wort Provokation nicht kennt: Wie erklär ich das jetzt? Ich bin ja mehr zuständig für so Mühlviertler Ausdrücke – und nicht für Fremdwörter. Am ehesten könnt man es mit Anstänkern übersetzen.
„Aber geh!“, wird man jetzt sagen. „Ein so ein fesches Dirndl ist doch keine Provokation, sondern eine Augenweide!“ Höchstens dass es einen Mann zum Ununterbrochen-auf-den-Busen-Hinschauen provoziert. Wenn es gar recht weit ausgeschnitten ist.
Grundsätzlich schon. Grundsätzlich ist ein Dirndl keine Provokation. Aber eben nur grundsätzlich. Wenn du aber – wie die Gucki und die Vivi – zusätzlich noch ein Kopftüchl umbindest, dann regt das bei uns die Leute schon auf. Praktisch rotes Tuch . Auch wenn es gar nicht rot ist, sondern bunt. So wie die zwei schönen bunten Kopftüchl, die sich die Gucki von der Frau Hemmelmeier ausgeborgt hat. Von Zimmer 24. Eines aus Mariazell und eines aus Maria Taferl.
Verstehen tu ich das eh nicht, dass so ein Kopftüchl die Leute so aus dem Häusel bringt. Statt dass sie froh sind, dass das Kopftüchl vor dem Aussterben gerettet wird. Weil ja heutzutag eh keine mehr ein Kopftüchl aufhat. Höchstens zur Stallarbeit. Und halt die ganz alten Weiber. Über siebzig ist das Kopftuch schon noch ein Muss. Sagen wir einmal im Altersheim in St. Hans. Neunundneunzig Prozent der Heimbewohnerinnen tragen Kopftuch. Und die paar, die sich selber anziehen können, die vergessen beim Anziehen auf die Socken oder auf die Unterhose, auf ihr Kopftüchl aber hat noch keine vergessen.
Sonst ist das Kopftuch bei uns ja verschwunden. Die Einzigen, die eins tragen, sind die Türkinnen. Angeblich aus religiösen Gründen. Vielleicht sind sie aber auch nur zu faul zum Haarwaschen? Auf jeden Fall fühlen sich die Leute bei uns durch die Türkinnen-Kopftücher provoziert. Warum, weiß ich auch nicht. Vielleicht haben sie einfach ein schlechtes Gewissen, wenn sie eine Frau mit Kopftuch sehen? Weil es sie an die Oma erinnert, die sie ins Heim gesteckt haben?
Jetzt natürlich ein Mords ein Auflauf, wie die Gucki und die Vivi mit ihren Kopftüchln daherkommen. Zwei Türkenweiber im Dirndl! Am Trillinger Feuerwehrfest! Das ist ja doch die Höhe! Eh klar, dass bei derana Aufregung keiner die Gucki derkennt. Nicht einmal der Otter Burli. Obwohl die Gucki seit zehn Jahren praktisch jeden Sonntagvormittag im Gasthaus Otter verbringt.
Muss sich der Burli gefallen lassen, dass sie ihn fragt: „Haben sie dir geschissen in die Hirn, weil schauen gar so deppert?“ Obwohl er der Trillinger Feuerwehrkommandant ist und einen ganzen Haufen glitzernder Orden auf der Brust von seiner Feuerwehruniform hat.
„Das da nix Türken-Disco! Das sein Feuerwehrfest!“ Ist der Burli so durcheinander, dass er gleich auch nimmer Deutsch kann.
Zumindest nicht so gut wie die Vivi. „Deswegen ja da!“, haucht sie dem Burli ins Ohr. „Fesches Feiawehrmann ausziehen und vernaschen!“ Und fangt wirklich an, dem Burli seine Uniform aufzuknöpfeln.
Eigentlich interessant, wie die Sache weitergegangen wär. Aber akkurat in dem Moment kommt jetzt der Fuzzi daher. Da nutzt das ganze Dirndl und das ganze Kopftüchl und auch die ganze Schminke nix: Der Fuzzi kennt seine Gucki! Und begrüßt sie auch schon liebevoll: „Servus Gucki, du schiache Haut! Wer ist denn das fesche Weiberl, das du da heut mithast?“
Wird es direkt noch ein lustiger Abend. Was heißt da Abend ? Eine lustige Nacht wird es in Trilling! Die Aisttal Buam martern ihre Instrumente und plärren sich die Seele aus dem Leib, die Kellnerinnen kommen mit dem Bierholen nimmer nach, die Schnapsbar ist so bummvoll, dass auch die Bewusstlosen nicht umfallen, vor dem Damenklo so eine Schlange wie beim morgendlichen Stau in Linz, auf der Tanzfläche geht es zu
Weitere Kostenlose Bücher