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Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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ganzen Tag im Gasthaus Weiß tarockiert wird. Da kann dann am Abend keiner mehr die Tarockkarten derhalten. Aber sonst hat die Gucki in den letzten elf Jahren noch keinen einzigen Dienstag in der Meierhansl-Hütte versäumt.
    Und wird ihn auch heute nicht versäumen. Muss ja nur kurz in Frankys Bar hineinschauen, weil der Turrini gar so freudig bellt, wie er dem Leo seine Zündapp sieht. Steht direkt vor der Bar. Die übrigens wirklich eine Bar ist und kein Wirtshaus. Da kriegst du einen richtigen Schnaps und keinen Industriefusel. Und eine richtige Musik statt dem jämmerlichen Ö3-Gedudel. Weil der Franky halt mehr so ein Sir ist und nie ohne Tweedsakko und Krawatte hinter der Bar steht. Und dann noch die Lage: mitten auf der Gucki ihrem Heimweg von der Arbeit! Reißt es sie schon öfter hinein. Praktisch Stammlokal.
    Aber heute hat sie sogar eine gute Ausrede. Muss ja den Leo fragen, ob er am Samstag den Turrini nimmt. Damit sie zum Tarockturnier nach Windgschlief fahren kann. Parkt sie also auch schon direkt neben der Zündapp 650 ein. Wirklich eine fesche Beiwagen­maschine. Im Grau der Deutschen Wehrmacht. Weil der Leo halt doch ein bisserl ein alter Nazi ist.
    Aber wegen dem hat sich die Gucki nicht mit ihm zerstritten. Wegen dem pflanzt sie ihn höchstens ein bisserl. Weil Streiten mit einem alten Nazi nix bringt: so und so unverbesserlich! Das kennt die Gucki ja schon vom Opa. Und außerdem mag sie den Leo. Erstens hat sie von ihm ihren kleinen Turrini gekriegt. Ist sie ihm natürlich ewig dankbar! Und zweitens ist der Leo eigentlich ein lustiger Kerl, mit dem du, abgesehen von der ganzen Nazi-Scheiße, über alles reden kannst.
    Nur heute nicht. Heute kann man mit dem Leo gar nicht vernünftig reden. Ist der Gucki gleich aufgefallen, wie sie die Zündapp gesehen hat: statt der Deutschen Reichskriegsflagge auf der Fahnenstange vom Beiwagen auf einmal eine schwarze Fahne! Ist gleich: Trauer. Aber warum?
    â€žAber Leo, trauerst du leicht noch immer wegen Stalingrad?“, hat ihn die Gucki gleich angeflogen.
    Normalerweise wär der Leo sofort darauf eingestiegen und hätt zurückgestänkert. „Ich trauer ja nur, weil dein Busen auch nimmer das ist, was er einmal war!“, hätt er normalerweise jetzt gesagt. Heute nicht, heute wirklich in Trauer. Ganz in Schwarz. Praktisch im Partnerlook mit der Gucki. Nur dass die Gucki kein bisserl trauert – wegen dem dritten Todestag vom Jörg Haider.
    Sicher war der Haider, verglichen mit den jämmerlichen Zniachtln, die man sonst aus der Politik kennt, ein schneidiger Vollblutpolitiker. Und wie sie der Leo dann einmal zu einem Auftritt vom Haider in das Bierzelt beim Freistädter Volksfest geschleppt hat, hat sogar die Gucki zugeben müssen, dass der Jörg ein begnadeter Redner ist. Aber halt ein Populist, der dem Pöbel nach dem Maul redet. Und weil bei uns der Pöbel – verharmlosend sagt man heute der Stammtisch –, weil also dieser Stammtisch hauptsächlich aus alten und jungen Nazis besteht, hat der Jörg halt in erster Linie von seinen Nazi-Sprüchen gelebt.
    Und außerdem: Wie dem Jörg seine Partei dann an die Regierung gekommen ist, hat sich herausgestellt, dass diese Partei nur aus Deppen besteht und dass diese Deppen dann auch noch die allerkorruptesten Schweine waren.
    â€žKann der Jörg froh sein, dass er das nimmer derleben hat müssen!“, sagt also die Gucki und zählt auch schon die ärgsten Korruptionsfälle vom Jörg seinen Parteifreunden auf. Ist aber nicht wirklich als Trost gedacht, schon mehr so als Anstänkern.
    Stößt aber beim Leo auf taube Ohren. Besser gesagt: Dem Leo seine Ohren sind kein bisserl taub, sein Hirn aber sehr wohl. Weil er schon mehr als eine halbe Flasche Wodka intus hat. Praktisch im Gedenken an den Jörg. Der hat ja bekanntlich auch eine Flasche Wodka gesoffen, bevor er dann mit 1,8 Promille sein Dienstauto zusammengehaut hat.
    Trotzdem steigt der Leo kein bisserl von seiner Verschwörungstheorie herunter: dass niemand anderer als der israelische Geheimdienst den armen Jörg auf dem Gewissen hat. „Der Jörg wär auch mit 1,8 Promille noch tadellos gefahren, wenn nicht der Mossad die Bremsleitungen angesägt hätt!“, behauptet er fest und steif. „Und das werd ich dir auch beweisen!“
    Leider stellt sich jetzt heraus, dass der Leo nicht etwa einen Kfz-Sachverständigen kennt, der

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