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Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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ein nackerter Uhu ist. Also: Der Uhu ist ein Vogel. Aber nicht nur in der Zoologie, sondern auch beim Tarockieren. Das heißt, du kannst ihn ansagen. Wenn du den Uhu ansagst, wettest du praktisch, dass du den Tarock II-er als zweitletzten Stich machst. Solltest du also möglichst viele Tarock haben, dass dir kein anderer den Uhu abstechen kann. Viele Tarock hat die Gucki aber nicht, kann ja nicht einmal Tarock ansagen. Hat also weniger als acht Tarock in ihren Karten, deswegen nackert . Ist gleich: ohne das Drumherum, das eigentlich dazugehört, dass man den Uhu ansagen kann.
    Wird der Gucki ihr Uhu natürlich geschossen. Spielt ja einen Dreier , die Gucki, das heißt: allein gegen die anderen drei. Aber kaum hat der Mandi „Schuss!“ gesagt, drischt die Gucki auch schon mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Biergläser nur so scheppern, und sagt: „Retour!“
    Der Mandi natürlich wieder: „Schuss!“ Hat ja sieben Tarock. Das heißt: mindestens genausoviel wie die Gucki. Die Gucki aber wieder: „Retour!“ Wird dreimal hin- und hergeschossen, bis man beim Steyrerwagen angelangt ist, mehr geht nicht. Wird eh schon teuer genug, genauer gesagt 51,20 Euro pro Mann und Nase.
    Heißt für die Gucki, dass sie in diesem einen Spiel entweder 150 Euro gewinnt oder halt verliert. Scheißt sich aber kein bisserl was. Wenn der Turrini da wär, würd sie wahrscheinlich „No risk, no fun!“ zu ihm sagen. So aber sagt sie zum Mandi: „Gemma’s an, sagt ’s Weib zum Mann!“, und spielt auch schon aus.
    Jetzt muss man da vielleicht dazusagen, dass die Gucki ihren kleinen Turrini normalerweise immer ins Wirtshaus mitnimmt. Weil er gern mit Leuten zusammenkommt. Und das Trinken schmeckt ihm sowieso. Nur zum Tarockieren nimmt sie ihn nicht mit. Ist ihm zu fad. Weil alle nur blöd dasitzen und sinnlos auf den Tisch dreschen. Hat der Turrini eines schönen Tages so eine Wut gekriegt, dass er sich eine von den blöden Tarockkarten geschnappt hat – und zerbissen. Ratzfatz! Seither muss er daheimbleiben, wenn die Gucki tarockieren geht.
    Nur heute nicht. Heute hat er nicht daheimbleiben können. Weil so ein Tarockturnier viel zu lang dauert. Das hält er nimmer aus, blasenmäßig. Ist ja schon ein älterer Hund, der öfter Gassi gehen muss.
    Eigentlich hätt er ja den Abend heute beim Leo-Herrli verbringen sollen. Bei dem ist er immer, wenn ihn die Gucki nicht mitnehmen kann. Wenn sie auf Urlaub fahrt, zum Beispiel. Da macht dann der Turrini in St. Moritz Urlaub. Aber keinen Erholungsurlaub – mehr das Gegenteil!
    Weil der Leo und der Turrini dann immer eine Wirtshaustour machen. Wobei der Turrini aber schon deutlich weniger trinkt als wie der Leo. Sonst könnt er sich ja die ganzen Kunststückln, die ihm der Leo da beibringt, gar nicht dermerken.
    So hat er im letzten Urlaub, wie die Gucki mit ihren Nachbarbuben in Tirol Bergwandern und Tarockieren war – besser gesagt eigentlich Tarockieren mit ein bisserl Bergwandern –, da hat also der Turrini in kürzester Zeit das Jägermeister -Trinken gelernt: Jägermeister -Flascherl zwischen die Vorderpfoten klemmen, den Schraubverschluss aus Blech mit den Zähnen herunterkletzeln, Flascherl zwischen die Zähne, Kopf in den Nacken – und dann ex! Dabei sitzt der Turrini aber ganz artig auf seinem Barhocker und stellt dann das leere Flascherl wieder aufrecht hin. Und wenn er dann die rechte Pfote auf die Bar legt und winselt, dann heißt das, dass er noch einen Jägermeister haben will.
    Jetzt hat die Gucki natürlich nichts gegen das Saufen – nein, der Grund, warum sie ihren kleinen Turrini heute nicht zum Leo gebracht hat, ist der, dass sie sich unlängst mit dem Leo zerstritten hat. Das erste Mal, seit sich die zwei kennen – seit elf Jahren also –, haben sie ernsthaft gestritten.
    Am letzten Dienstag ist das gewesen. Die Gucki war heilfroh, dass sie die Geschichte mit dem Hias unter Dach und Fach gehabt hat und Feierabend machen kann. Hat ja noch mit dem Turrini Gassi gehen müssen, bevor sie in die Meierhansl-Hütte geht. Weil das ist der absolute Fixtermin in der Gucki ihrem Leben: Jeden Dienstag um acht am Abend ist in der Meierhansl-Hütte Tarockieren angesagt. Mit den Nachbarbuben. Außer der Heilige Abend fällt auf einen Dienstag. Und am Faschingdienstag fällt das Hütten-Gehen auch aus, weil da sowieso den

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