Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
Vom Netzwerk:
ist, erscheinen die Mühlviertler Nachrichten schon am Dienstag. Redaktionsschluss also heute. Ist gleich: Die Gucki hat heut am Vormittag in Rekordzeit eine ganze Zeitung zusammenschustern müssen. Hat aber am Vormittag die Dagobert-Duck-Fotos noch nicht gehabt. Muss sie also schnell die Titelseite ändern, geht ja eh ruck, zuck mit ihrem Laptop. Statt dem rauschebärtigen Lois, einem 75-jährigen Wandertag-Veteranen, der schon 40 Nationalfeiertags-Wandertage auf dem Buckel hat, lacht jetzt der Dagobert Duck von der ersten Seite. Und drunter steht:
    Bankangestellte im Visier des Mörders
    Auf Fotos von den gesprengten Banken kann die Gucki wirklich verzichten. Haben die Tageszeitungen eh schon gebracht. Sprich: alter Hut! Dafür gibt es auf Seite 3 den Bekennerbrief in voller Länge. In Original­größe und in Originalschrift. Das Original selber, also den Brief, den wird die Gucki sowieso nimmer lang haben, weil sich den die Punzenberger Helli unter den Nagel reißen wird. Allein schon wegen der DNA -Spuren. Na, die wird vielleicht einen Tobsuchtsanfall kriegen, die Helli, wenn sie morgen die Mühlviertler Nachrichten sieht.
    Wer sind die Wilderer? Das ist der Titel von der Gucki ihrem Leitartikel. „Wer sind die Wilderer?“, fragt sie jetzt beim zweiten Bier aber auch den Eber. „Kannst du dir sowas vorstellen, eine Art Occupy-Wall-Street -Bewegung mitten im tiefsten Mühlviertel? Und noch dazu extrem gewalttätig.“
    â€žDie Wilderer, wirklich kein schlechter Name!“, erklärt der Eber statt einer Antwort. „Praktisch die österreichische Spielart der deutschen Piraten. Die sitzen in Deutschland schon in ein paar Stadträten, und wenn sie weiter so einen Zulauf haben, ziehen sie im nächsten Jahr gleich in ein paar Landtage ein.“
    â€žPiraten? Nie gehört!“, muss die Gucki zugeben, weil sie sich für Politik nicht interessiert. Nicht für die österreichische Politik und für die deutsche schon gar nicht. „Und diese Piraten, sprengen die auch Banken und killen Filialleiter?“
    â€žNein, die sind einfach eine Protestpartei: einfach gegen alles, was das politische System ausmacht. Drum werden sie ja auch gewählt, weil ziemlich vielen Leuten das ganze System stinkt.“
    â€žUnd was unterscheidet sie dann von der FPÖ ?“, fragt die Gucki nach. „Die ist ja auch überall nur dagegen.“
    â€žDa gibt es sehr wohl einen Unterschied!“, entgegnet der Eber. „Die FPÖ will einen starken Staat, einen, der alles fein säuberlich regelt, während die Piraten möglichst wenig Staat wollen. Sonst haben die Piraten eigentlich kein Programm, außer dass sie den uneingeschränkten Zugang zum Internet fordern. Die Partei der Computer-Freaks könnte man sagen.“
    Dass ihr ein Mann die Welt erklärt, so hat sich die Gucki ihr erstes Date wirklich nicht vorgestellt. Knallt deshalb auch schon den Bekennerbrief auf den Tisch: „Da sind die Wilderer aber aus einem ganz einem anderen Holz geschnitzt. Statt einem E-Mail eine mechanische Schreibmaschine. Und dann auch noch auf Büttenpapier. Die haben wenigstens Stil, die Wilderer!“
    â€žOder sie sind einfach nur schlau? Eine E-Mail kannst du zurückverfolgen, einen Brief nie und nimmer.“
    â€žWarum denn nicht?“ Jetzt ist die Gucki in ihrem ureigensten Element, in der Kriminalistik. „Was glaubst du, wie viele mechanische Schreibmaschinen es gibt, die noch funktionieren? Höchstens ein paar im ganzen Mühlviertel. Jetzt gibt es aber in Oberösterreich nur mehr ein einziges Geschäft, das alte Schreibmaschinen herrichtet. In Linz unten.“ Weiß die Gucki aus eigener Erfahrung, weil sie eine halbe Ewigkeit gebraucht hat, bis sie einen Schreibmaschinen-Mechaniker aufgetrieben hat. Für die Olympia, die sie vom Opa geerbt hat.
    â€žUnd dort landet irgendwann einmal eine jede alte Schreibmaschine, zur Reparatur!“, setzt sie triumphierend fort. „Brauch ich nur mehr hineinspazieren und mir die Kundenliste anschauen. Und mir die aus dem Bezirk Freistadt herauskletzeln. Dann hab ich sie auch schon, deine schlauen Wilderer.“
    â€žAn dir ist wirklich eine Kriminalistin verlorengegangen!“, lobt der Eber die Gucki. „Bist du als Journalistin genauso gut?“, fragt er dann aber im selben Atemzug.
    â€žWie meinst du das?“
    â€žDie Sprache mein ich – warum sich die

Weitere Kostenlose Bücher