Turrinis Jagd: Kriminalroman
sie!
Wie nicht anders zu erwarten: lauter total uninteressante Sachen! Eine Feuerwehrzeughaus-Einweihung, drei Herbstkonzerte von drei Blasmusikvereinen, 13 Wandertage anlässlich des Nationalfeiertags und so weiter und so fort.
Will die Gucki den ganzen Berg Post schon in den hintersten Winkel von ihrem Schreibtisch verbannen, um ihn dort bis Montag liegenzulassen, da sticht ihr auf einmal ein Brief ins Aug: feinstes Büttenpapier, Adresse mit Schreibmaschine getippt, kein Absender. Hat ihr leicht gar der Eber geschrieben? In die Redaktion? Weil er ihre Hausnummer nicht kennt?
War aber leider nicht der Eber, der ihr da geschrieben hat, sondern der Mörder:
Verehrte Frau Mag. Wurm!
Der verblichene Dagobert wird nicht der einzige Geizkragen bleiben, der das Zeitliche segnet. Sie können der Ãffentlichkeit also mitteilen, dass in so manchem Bankinstitut in naher Zukunft Arbeitsplätze frei werden, während die Leichenbestatter Hochkonjunktur haben.
Mit verwegenen GrüÃen
Die Wilderer
P.S. Im Ãbrigen haben wir beschlossen, dass sämtliche Banken durch den Fleischwolf gedreht werden müssen.
Ein Bekennerbrief! Und echt ist er auch noch! Weil nur die Gucki und die Kripo die Geschichte mit der Dagobert-Duck-Maskerade kennen. Und die Gucki hat in den Mühlviertler Nachrichten nix darüber geschrieben, die Kripo aber hat eine Nachrichtensperre verhängt. Bleibt nur mehr der Mörder über: Keiner sonst kann das wissen!
Ist die Gucki so aufgeregt, dass sie komplett vergisst, dass der Mörder ja gar kein Mörder ist. Ist ja nur Körperverletzung mit tödlichem Ausgang! Trotzdem hat er weitere Morde angekündigt, ziemlich spöttisch noch dazu. Nämlich genau in der Sprache, die sonst die Industriellenvereinigung benutzt. Eine Sprache, in der Menschen gar nicht vorkommen, nur Begriffe aus der Wirtschaft: Arbeitsplätze , Hochkonjunktur .
Ãberhaupt, der Gucki ihr Briefschreiber ist einer, der es mit der Sprache hat. Verblichen oder das Zeitliche segnen , lauter altmodische Wörter, die heute abgesehen von ein paar Hofratswitwen keiner mehr in den Mund nimmt. Dafür ist Leichenbestatter ein ziemlich ein saftiges Wort, das im Gegensatz zum Bestattungsunternehmer nicht verschweigt, um was es geht.
Und dann noch das P . S.! Weist darauf hin, dass der Briefschreiber in ein Gymnasium gegangen ist, wo sie Latein gehabt haben. Weil auf ein lateinisches Zitat angespielt wird: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. Im Ãbrigen habe ich beschlossen, dass Karthago zerstört werden muss. HeiÃt es übersetzt, wenn sich die Gucki richtig erinnert. Mit diesen Worten hat ein gewisser Cato eine jede seiner Reden beendet. Praktisch wie das Amen im Gebet. Ist es doch einmal für was gut, dass die Gucki in die depperte Kreuzschwesternschule gegangen ist.
Aber noch was ist interessant: Ihr Mörder will die Banken nicht einfach zerstören, er will sie durch den Fleischwolf drehen . Schon ein griffiges Bild! Ob der am End ein Koch ist? Zuerst hätte die Gucki ja auf einen Elektriker oder auf einen Auto-Mechaniker getippt, weil der Gierlinger mit einem Haufen Kabelbinder an den Pranger gefesselt war. Später dann eher auf einen Arzt. Wegen dem Narkosemittel.
Hat aber die Gucki auf eine Idee gebracht, das Wort Fleischwolf . Jetzt weià sie wenigstens, was sie für eine Suppen machen soll: eine Consommé nämlich. Da kochst du am Vortag eine ganz eine normale Rindsuppen mit Knochen und Wurzelgemüse und allem Drum und Dran. Die wird dann kalt gestellt und am Tag drauf abgeseiht, durch ein Leinentuch. Und da kommt dann das Chili hinein und der Sherry und ein mageres Rindfleisch. Aber faschiert: Brauchst du natürlich einen Fleischwolf!
Hat die Gucki jetzt gar nimmer lang herumgetan mit dem Bekennerbrief. Dass sie die Kripo informieren könnte, an das hat sie sowieso keine Sekunde gedacht. Kennt ja die Punzenberger Helli: brunzdumm, dafür aber arrogant bis zum Geht-Nimmer! Der reibt sie den Brief nächste Wochen in den Mühlviertler Nachrichten unter die Nase.
Und da sind wir auch schon wieder: in der Gucki ihrer Küche nämlich. Da wird wieder geblasen und gekostet, dass es nur so eine Freud ist. Und noch ein bisserl Sherry und noch ein bisserl weiÃer Pfeffer. Und wieder geblasen und gekostet und gekostet und geblasen. Praktisch die Feinarbeit: wo es sozusagen um Millimeter geht!
Jetzt nur noch die Knochenmark-Pofesen ins heiÃe
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