TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
gelang es ihr, und sie spürte, wie das Blut in ihre Füße zurückkehrte. Die Zähne gegen den stechenden Schmerz zusammengepresst, wartete sie auf die geeignete Gelegenheit zu fliehen.
Langsam, immer dicht an der Ladefläche, damit der Fahrer sie nicht im Rückspiegel entdeckte, schlängelte Jade sich unter der Plane heraus. Ein weiteres tiefes Schlagloch hob sie in die Höhe und schleuderte sie wieder zu Boden. Wie Spiderman mit allen vieren auf das heiße Metall gepresst, versuchte sie die Balance zu halten. Langsam kroch sie auf die Fahrerkabine zu. Der einzige Ort, an dem der Fahrer sie nicht entdecken würde, war ein etwa zwanzig Zentimeter breiter Streifen Metall an der Rückseite der Kabine. Dort konnte sie sich aufrichten und endlich einen Blick auf das Gelände werfen.
Obwohl sie geahnt hatte, was sie erwarten würde, grub sich die Verzweiflung beim Anblick der baumlosen Berghänge tiefer in ihr Herz. Selbst im Dunkeln wäre es schwierig gewesen, hier unbemerkt zu flüchten, bei Tageslicht war es nahezu unmöglich. Doch sie hatte keine Wahl. Je weiter sie in die Berge hineinfuhren, desto geringer waren ihre Überlebenschancen. Schon jetzt lag ihre Zunge wie ein trockenes Stück Holz in ihrem Mund, sie brauchte dringend etwas zu trinken. Es sah nicht so aus, als würden die beiden Entführer sich viel daraus machen, ob sie tot oder lebendig ankam – wo auch immer sie hinfuhren.
Ebenso langsam robbte Jade zurück zum Ende des Wagens. Angespannt wartete sie auf die Gelegenheit, über die metallene Klappe zu springen und in die raue Bergwelt zu flüchten. Die Enden der Burka stopfte sie in ihren Hosenbund, damit das lange Gewand sie nicht beim Laufen behinderte. Als der kleine Lastwagen schließlich abbremste und holpernd um eine enge Kurve bog, hechtete sie geduckt über die Klappe. Hart schlug sie auf dem festgefahrenen Boden auf und rollte sofort weiter in die niedrigen Büsche, die am Straßenrand wuchsen. Sie wartete nicht ab, ob die Entführer ihr Entkommen bemerkt hatten, sondern rannte gebückt los. Die dornigen Büsche rissen an ihrer Kleidung, so als versuchten sie, ihre Flucht zu verhindern. Verdammt, selbst das Land war gegen sie!
Die Hände über die Burka gepresst, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten, stolperte und rutschte sie den steinigen Abhang hinunter. Je steiler der Hang wurde, desto weniger Sträucher wuchsen dort. Einerseits erleichterte das ihr Fortkommen, andererseits konnte sie sich auch nirgends verstecken. Jade wagte einen kurzen Blick über die Schulter. Was sie sah, ließ sie abrupt stehen bleiben. Der Wagen hatte gefährlich dicht am Hang gestoppt, die beiden Männer waren herausgesprungen und gestikulierten wild. Ihre Waffen waren deutlich sichtbar, aber bisher schossen sie nicht. Ein gutes Zeichen. Jade beschloss, die Verwirrung ihrer Entführer zu nutzen und rannte weiter. Viel mehr konnte sie auch nicht tun, schließlich hatte sie keine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Von oben erklangen Rufe, doch sie drehte sich nicht mehr um. Sie benötigte ihre gesamte Konzentration, um in dem schwierigen Terrain nicht ins Straucheln zu geraten. Der laute Knall eines Schusses hallte als Echo von den Bergwänden wider. Obwohl sie damit gerechnet hatte, zuckte Jade erschrocken zusammen und erstarrte, bevor sie sich zu Boden warf. Viel zu spät, natürlich. Wenn die Waffe auf sie gerichtet gewesen wäre, hätte sie nichts mehr machen können.
Hastig rappelte sie sich wieder auf und lief weiter. Es erklangen keine weiteren Schüsse, dafür rutschten kleine Gerölllawinen auf sie zu. Die Entführer verfolgten sie! Jade versuchte, noch schneller zu laufen, doch die Männer kamen immer näher. Verzweifelt sah sie sich um. Weit und breit war nichts zu entdecken, das ihr einen Vorteil verschaffen würde. Kein Versteck, kein Fluchtweg, keine Waffe. Sie konnte es mit Nahkampf versuchen, doch solange ihre Verfolger Gewehre bei sich hatten, die sie sicher auch benutzen würden, war das aussichtslos. Trotzdem dachte sie nicht daran, aufzugeben. Es konnten immerhin irgendwelche Spezialeinsatzkräfte in der Nähe sein, die sie retten würden. Sie verschluckte sich fast am Schnauben. Ja, sicher. Erst jetzt wurde Jade bewusst, wie allein sie war. Ihr Blick glitt über die steinigen Bergrücken, die vom aufgewirbelten Sand mit einem Schleier bedeckte Sonne, die wenigen grüngrauen Sträucher und bodenbedeckenden Pflanzen, die sich an den Berghang krallten. Hier würde sie also
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