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TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)

TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)

Titel: TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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und das war es dann, oder?«
    Sie hatte es ziemlich genau getroffen. Rose lehnte den Kopf an die Nackenstütze und schloss die Augen. Solange sie denken konnte, war sie sich selbst genug gewesen. Ihre Eltern hatten versucht, für sie und ihre vier Geschwister genug Zeit zu haben, aber da sie beide arbeiten mussten, um die große Familie durchzubringen, hatte sie schnell gelernt, nicht zu viele Ansprüche zu stellen. Der Kontakt zu ihren Eltern und Schwestern war weiterhin herzlich, aber sie wollte die anderen nicht noch länger mit ihren Problemen belasten. Auch Ramons Familie hatte versucht, sie zu unterstützen, aber ihr eigener Verlust war zu groß gewesen. Jedes Mal wenn sie sich sahen, wurden sie alle wieder daran erinnert, dass Ramon in ihrer Mitte fehlte.
    Kennengelernt hatte sie Ramon in der Schule, an der sie damals arbeitete. Eines Tages hatte er seinen jüngsten Bruder abgeholt, war über eine Hecke gesprungen, um den Weg abzukürzen, und dabei fast auf ihr gelandet. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Sie hatten sich in die Augen gesehen und gewusst , dass sie zusammengehörten. Einige Monate später waren sie verheiratet gewesen, eine Entscheidung, die Rose nie bereut hatte. Auch wenn sie wegen seines Jobs als SEAL ständig Angst um ihn gehabt hatte, waren diese Jahre mit ihm die glücklichsten ihres Lebens gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein anderer Mann jemals Ramons Platz einnehmen würde.
    Abrupt setzte Rose sich auf. Ihre Freundin hatte nur alle paar Monate die Gelegenheit zu einem ausführlichen Telefongespräch, und sie saß hier und suhlte sich in Selbstmitleid, anstatt herauszufinden, was Cassandra in letzter Zeit erlebt hatte. Normalerweise hatte sie sich besser im Griff. Es musste an dem Zusammentreffen mit Roderic liegen, anders konnte sie es sich nicht erklären.
    »Wie sieht es bei dir aus, hast du jemanden kennengelernt?«
    »Jede Menge Leute. Aber wenn du einen bestimmten Mann meinst … ja, ich denke, ich habe einen geeigneten Kandidaten entdeckt. Mehr kann ich dir aber nicht darüber erzählen, er gehört einer Spezialeinheit an.«
    »Amerikaner?«
    »Nein.«
    Es war klar, dass Cass nicht mehr darüber sagen würde. Und Rose würde auch nicht darauf hinweisen, wie gefährlich es war, einen Soldaten zu lieben. Wobei es wahrscheinlich nicht Liebe war, die ihre Freundin dort suchte, wie sie in ihrer Zeit in Afghanistan erfahren hatte. Bei ihrem Engagement für die Hilfsorganisation war eine normale Beziehung auch gar nicht aufrechtzuerhalten, und Cass ersparte sich mit der praktischen Herangehensweise viel Kummer. Stattdessen erzählte sie von ihren Hilfsprojekten, ließ aber ihre Arbeit für die RAWA aus. Zumindest würde ein möglicher Lauscher keine Hinweise darüber erhalten, denn sie benutzten einen Code, der nur Eingeweihten bekannt war. Aber sie würden über das Telefon sowieso nie Namen oder Verstecke preisgeben, egal wie sicher die Leitung war.
    Eine Viertelstunde später legte Rose den Hörer auf, gleichzeitig erfreut über die erfolgreiche Arbeit der Frauenbewegung und frustriert darüber, dass Frauen selbst unter der neuen Regierung für ihre Rechte kämpfen mussten. Natürlich war es jetzt besser als vorher, aber auch nur dort, wohin der Arm des Gesetzes reichte. Rose legte das Buch zur Seite und stand auf. Unruhig ging sie zum Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit. Cassandras Bericht über die entführten Frauen ging ihr nicht aus dem Sinn. Würde diese Spirale der Gewalt denn nie aufhören? Was passierte, wenn die Hilfsorganisationen irgendwann ihre Mitarbeiter ganz abzogen, weil sie es nicht mehr riskieren konnten, sie in die Krisengebiete zu schicken? Ganz auf sich allein gestellt, würden noch viel mehr Menschen verhungern oder Krankheiten zum Opfer fallen, als es jetzt schon der Fall war.

4
    Nach einer größtenteils schlaflos verbrachten Nacht stieg Rock am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang die Stufen zu der als Lagezentrum für TURT -Operationen umfunktionierten Baracke hinauf. Normalerweise schlief er wie ein Stein, vor allem nach einem derartigen Arbeitsmarathon, aber diesmal hatte sich der Schlaf nicht eingestellt. Mit unter dem Kopf verschränkten Händen hatte er blicklos an die Decke gestarrt und gegrübelt. Er hatte die verschiedenen Szenarios durchgespielt, was den beiden Agentinnen zugestoßen sein könnte. Keine der Antworten gefiel ihm.
    Noch weniger aber ließ ihn der Gedanke an Rose zur Ruhe kommen. Obwohl sie versucht

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