TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
Männer hatten Jade nicht erschossen, dafür aber gepackt und sie unsanft zurück zum Wagen gezerrt, während sie jeden Trick angewandt hatte, den sie kannte. Es hatte nichts geholfen. Im Gegenteil, sie waren vorgewarnt und weniger leichtsinnig. Erneut waren ihre Hände und Füße mit Stricken zusammengebunden, doch diesmal hatten sie sie zusätzlich in eine Kiste gesperrt. Vergeblich zerrte Jade an den Fesseln, sie gaben keinen Zentimeter nach. Schwer atmend lag sie einen Moment da. Die Holzwände schienen immer näher zu rücken. Obwohl sie schon immer unter leichter Platzangst gelitten hatte, konnte sie sich normalerweise gut kontrollieren. Hier jedoch war sie nicht nur gefesselt in einer engen Kiste gefangen, sie wurde auch noch irgendwo hingefahren, wo es ihr garantiert noch viel schlechter ergehen würde als bisher.
Die Burka klebte an ihrem schweißnassen Körper, wickelte sich wie eine Schlange immer enger um sie, bis sie meinte, daran ersticken zu müssen. Ihre Arme schmerzten, wo sich die Finger ihrer Entführer grob in ihre Muskeln gegraben hatten. Durch einen Spalt im Holz konnte sie erkennen, dass es Abend geworden war. Sie hatten sich inzwischen schon fast vierundzwanzig Stunden nicht mehr beim Oberkommando gemeldet, sicher würde bereits nach ihr und Kyla gesucht werden. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass sie gefunden würden. Sie hatten bei ihrer Flucht keine Spuren hinterlassen, und die Entführer hatten sicher auch nicht gerade einen Wegweiser aufgestellt. Es konnte natürlich auch sein, dass die Regierung die Agentinnen als Verlust abschrieb und einfach jemand anderen schickte, der ihre Aufgabe übernahm. Nein, das würde Hawk nicht zulassen. Für einen kurzen Moment sah sie sein Gesicht so deutlich vor sich, als stünde er direkt vor ihr. Eine seltsame Ruhe überkam sie. Was immer auch geschehen mochte, sie war nicht allein.
Der Gedanke, dass Kyla auch von den Rebellen verschleppt oder vielleicht sogar getötet worden war, belastete sie. Wenn sie wenigstens gewusst hätte, ob ihre Partnerin noch lebte und es ihr gelungen war zu fliehen, hätte sie ihrem eigenen Schicksal etwas gelassener entgegensehen können. Ihre Angst steigerte sich mit jeder Sekunde, und allein die Vorstellung, was ihre Entführer mit ihr vorhaben mochten, drohte, ihre mühsam aufrechterhaltene Fassung zu zerstören. Aber sie war lange genug in diesem Job, um zu wissen, dass sie nicht zusammenbrechen durfte, egal was auch passierte. Beim FBI hatte sie bereits viel darüber gelernt, aber das Training mit den SEAL s hatte sie in die tiefsten Abgründe ihrer Seele geführt. Und sie war gestärkt daraus hervorgegangen.
Sie waren für Situationen wie diese trainiert worden, doch nichts hätte sie auf die Wirklichkeit vorbereiten können. Der Geruch ihrer Angst, das wilde Hämmern ihres Herzens, die Panik, die sich jedes Mal ins Unendliche steigerte, wenn der Wagen schaukelnd die Fahrt verlangsamte. Sie wusste nicht, ob sie aushalten würde, was ihre Entführer für sie geplant hatten, aber sie würde bis zum Ende kämpfen. Ihre Eltern hatten schon immer gesagt, sie wäre dickköpfiger, als gut für sie war, nun würde sich bald herausstellen, ob es sie retten oder ihr einen qualvollen Tod bescheren würde.
Gott, ihre Familie! Hoffentlich sagte ihnen niemand, dass sie verschwunden war, sonst würden sie sich nur noch mehr sorgen als sowieso schon. Für ihre Eltern war sie immer noch für das FBI tätig, auf einer längeren – natürlich harmlosen – Auslandsmission. Ihr Tod würde die ganze Welt der beiden zum Einsturz bringen. Neben ihrem Bruder war sie das Wichtigste in Hearn und Gloria Phillips Leben, jemand, für den sie alles tun würden, um ihn vor Unheil zu schützen. Doch diesmal waren sie nicht hier, und Jade war froh darüber. Ihre Eltern sollten sie so in Erinnerung behalten, wie sie sie das letzte Mal gesehen hatten. Tränen stiegen in ihre Augen und schmerzten in ihrer Kehle.
Durst . Kylas Gedanken zogen sich wie Kaugummi. Ihr ganzer Körper glühte vor Hitze, Schweiß trat aus ihren Poren und rollte über ihr Gesicht. Als sie einen Tropfen wegwischen wollte, stellte sie fest, dass sie ihre Arme nicht bewegen konnte. War sie gefesselt? Der Adrenalinstoß klärte ihr Gehirn für einen Moment. Lange genug, um den Kopf zu heben und festzustellen, dass sie sich frei bewegen konnte. Oder besser gekonnt hätte, denn ihr fehlte die Kraft dazu. Mit einem dumpfen Geräusch sank sie zurück. Dunkelheit hüllte sie
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