TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
Händen hielt sie die Flasche an ihren Mund und trank gierig. Kleine Rinnsale liefen an ihrem Kinn entlang und tropften auf ihre Brust. Schließlich setzte sie widerstrebend ab. Es war besser, etwas von dem Wasser für später aufzuheben. Wenn sie floh, würde sie es brauchen. Erneut strichen raue Finger über ihre Hand, dann nahm er ihr die Flasche aus der Hand. Sie stieß einen protestierenden Laut aus.
»Später.«
Er wollte ihr also nur kleine Portionen zubilligen, um sie an der Flucht zu hindern. Sicher würde er sich wundern, wenn sie sich dadurch nicht aufhalten ließ. Doch solange sie noch das Gefühl hatte, in Treibsand gefangen zu sein, war ein Entkommen aussichtslos. Zuerst musste sie wieder zu Kräften kommen. Wenn er dann einen kleinen Moment unachtsam war, würde sie … Bevor sie ihren Gedanken zu Ende bringen konnte, war sie wieder eingeschlafen.
Der Mann beugte sich zu ihr herunter und prüfte ihre Atmung. Zufrieden lehnte er sich zurück, als er erkannte, dass sie schlief. Ruhig nahm er erneut den Lappen auf, den er zur Seite gelegt hatte, und fuhr damit fort, ihren fiebergeschwächten Körper abzukühlen. Sanft glitt der wassergetränkte Stoff über ihre Schultern, ihre Brust, ihren Bauch und setzte seine Reise dann an ihren Oberschenkeln fort. Ihr stiller Widerstand hatte ihn überrascht und vor allem neugierig gemacht. Aber das zählte jetzt nicht, er musste dafür sorgen, dass das Fieber endlich sank. Sie würde alle Kraft brauchen, um das zu überstehen, was vor ihr lag.
Der Hieb mit dem Gewehrkolben kam völlig unerwartet. Schmerz breitete sich in ihrem Rücken aus und durchströmte sämtliche Gliedmaßen. Jade krümmte sich auf dem kalten, feuchten Boden der Zelle zusammen, in die sie eben grob gestoßen worden war. Es war ihr egal, ob es so aussah, als hätte sie aufgegeben. Selbst wenn sie es gewollt hätte – sie konnte nach unzähligen Stunden in der engen Kiste nicht aufstehen. Ihre Entführer riefen ihr noch ein paar wüste Beleidigungen zu, dann schlug die Zellentür mit einem lauten Knall zu. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, durch die dicke Eisentür hörte sie nur noch gedämpft, wie sich die Schritte der Männer entfernten. Jade biss auf ihre Lippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken, als sie sich nach einer Weile langsam aufrichtete. Vermutlich sollte sie es genießen, endlich allein zu sein, doch sie wusste, dass der Aufschub nur wenige Stunden dauern würde.
Auf dem Weg vom Wagen bis zu dem in der Dunkelheit nur als riesiger grauer Klotz erkennbaren Gebäude hatten ihre Entführer darüber gestritten, ob sie den Sarkardeh , ihren Anführer,wecken sollten, um die Ankunft der Geisel anzukündigen. Anscheinend waren sie übereingekommen, dass er es ihnen sicher übel nehmen würde, wenn sie ihn aus seinem wohlverdienten Schlaf rissen. Wofür sie unendlich dankbar war. Sie war in keiner Verfassung, ihrem Feind gegenüberzutreten, vor allem aber wurden ihre Chancen, gerettet zu werden, mit jeder Minute, die sie durchhielt, höher. Während sie in der Kiste gewesen war, hatte sie beschlossen, davon auszugehen, dass ihre Regierung jemanden schicken würde, der sie hier herausholte. Egal was passierte, solange sie diesen Glauben nicht verlor, würde sie alles ertragen können.
Zitternd legte sie die Arme um ihren Oberkörper. Hier in den Bergen wurde es nachts extrem kalt, selbst die Burka schützte sie nicht. Auch wenn sie lieber damit bis zum Morgen gewartet hätte, richtete sie sich auf, bis sie schwankend stand. Einen schmerzhaften Schritt nach dem anderen ging sie in eine Richtung, bis sie die Wand berührte. Rauer Beton rieb über ihre Handfläche, während sie an der Mauer entlang bis zur Ecke der Zelle weiterging. Die nächste Wand, die nächste Ecke, bis sie den Raum umrundet hatte. Danach kam der Boden an die Reihe. Nichts. Es gab weder Möbel noch eine Decke, noch etwas, wo sie ihrem Bedürfnis nachgehen konnte. Die Zelle war – bis auf sie selbst – leer. Ein Schauder lief über Jades Rücken. Es war kein gutes Zeichen, wenn einem Gefangenen nicht das Geringste zugestanden wurde. Sie hatte nicht wirklich erwartet, hier auf die Genfer Konventionen zu stoßen, aber wenigstens auf … irgendetwas.
Die Tür war aus Metall, mit einem kleinen vergitterten Fenster in Kopfhöhe. Etwas tiefer befand sich ein kreisrundes Loch ungefähr in der Größe ihrer Faust, doch wofür es dienen sollte, konnte sie sich nicht vorstellen. Die Scharniere der Tür waren mit Metall
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