TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
jedoch … Die Vorstellung, sie dazu zu zwingen, ihren Verlust wieder und wieder zu durchleben, war alles andere als angenehm. Ganz zu schweigen davon, wie er sich fühlen würde, wenn er sie jeden Tag sah, ihr nahe war und immer wieder daran erinnert wurde, wie er Ghosts Leichnam zum Hubschrauber getragen hatte. Und sie gleichzeitig zu begehren. Denn das tat er. Verdammt !
Rose schreckte von ihrem Manuskript hoch, als jemand an ihre Tür hämmerte, als wollte er sie niederreißen. Durch das Milchglasfenster konnte sie schemenhaft eine riesige Gestalt erkennen. Hatte Hulk heute etwa Ausgang? Der kurze Anflug von Humor verschwand sofort wieder, als ihr klar wurde, dass außer ihr vermutlich niemand mehr im Gebäude war. Die meisten Professoren arbeiteten in den Ferien lieber zu Hause, und die Sekretärinnen gingen gern früher. Wäre sie nicht auf ihre hier gelagerten Unterlagen und vor allem die gut ausgestattete Bibliothek angewiesen, hätte sie das vielleicht auch in Betracht gezogen. Andererseits fühlte sie sich in ihrem kleinen Büro sehr wohl – sofern niemand ihre Tür einriss. Furcht ließ ihren Nacken prickeln, doch Rose schüttelte sie energisch ab. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Verbrecher vor ihrer Tür stand und höflich anklopfte, bevor er sie überfiel. Gut, über das »höflich« konnte man debattieren …
»Herein!«
Die Tür öffnete sich so schnell, dass Rose keine Gelegenheit hatte, sich auf den Anblick ihres unerwarteten Gastes vorzubereiten. Roderic war der letzte Mensch, den sie jemals in diesem Raum zu sehen erwartet hätte. Während sie seine mehr als finstere Erscheinung anstarrte, setzte sie sich automatisch aufrechter hin. Sie mochte es nicht, wenn jemand so über ihr aufragte, besonders nicht hier, in ihrem Territorium. Mit Hulk hatte sie jedenfalls gar nicht so unrecht gehabt. Ein wenig grüne Farbe …
»Hallo Rose.«
Roderics tief rumpelnde Stimme brachte sie ruckartig zurück. Bei ihrem letzten Treffen war sie außer Balance gewesen, nur ein Schatten der Frau, deren Gelassenheit und Stärke sie sich nach Ramons Tod erst langsam wieder erkämpfen musste. Diesmal würde sie sich nicht unterkriegen lassen, erst recht nicht hier in ihrem Reich. Sie stand auf und widerstand dem Drang, ihre Arme über der Brust zu verschränken oder ihm einen Stuhl anzubieten.
»Roderic.« Erneut trug er ein schwarzes T-Shirt, das sich über seinem mächtigen Brustkorb spannte, dazu Jeans und knöchelhohe Stiefel. Als sie bemerkte, wohin ihr Blick gewandert war, riss sie die Augen wieder hoch, und ihre Blicke trafen sich. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, der Mund wirkte verkniffen. Irgendeine Laus musste ihm heute über die Leber gelaufen sein, aber sie hatte kein Interesse daran, zu erfahren, wo sein Problem lag. Er sollte einfach nur wieder verschwinden, möglichst ohne noch einmal sämtliche Narben in ihr aufzureißen. Sie wollte nicht fragen, weshalb er gekommen war, aber als er immer noch keinen weiteren Ton herausgebracht hatte und sie stattdessen auf eine höchst beunruhigende Weise anstarrte, hielt sie es nicht mehr aus. »Was führt dich hierher?« Gut – höflich, aber in keiner Weise ermutigend, sich länger als irgend nötig aufzuhalten.
Anstelle einer Antwort ließ er seinen Blick durch ihr Büro wandern, bis er an dem großen Panoramafenster hängen blieb, von dem aus man auf einen Teil des Grünbereichs rund um die Universität blickte. Ein sehnsüchtiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. Sie verstand, dass er lieber dort draußen gewesen wäre als hier in ihrem Raum, aber warum ging er dann nicht einfach und ließ sie endlich zu ihrer Arbeit zurückkehren?
»Ich bin gekommen, um dich etwas zu fragen.«
Mit einem Mal verstand sie. »Matt hat dich geschickt.« Das unglückliche Kräuseln seiner Lippe war Antwort genug. »Nein, danke.«
»Rose … «
»Nein, Roderic, ich habe kein Interesse. Sag das deinem Vorgesetzten.«
»Matt ist nicht mehr mein Captain.«
»Nun, dann sag es wem auch immer. Ich habe zu tun, wenn du mich jetzt entschuldigen würdest … «
»Wenn du nur einen Moment zuhören könntest … «
»Nichts, was du sagst, könnte meine Meinung ändern. Matt hat mir bereits ein Angebot gemacht, und ich habe abgelehnt. Ich hätte nicht gedacht, dass er es nötig hat, trotz meiner deutlichen Ablehnung jemand anderen zu schicken, der es noch einmal versucht.« Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick, der ihre Enttäuschung zeigen sollte. »Und
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