TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
niemand hielt sie auf.
Als sie kurz darauf die Treppe fand, unterdrückte sie gerade noch ihr erleichtertes Aufatmen. Jeder noch so kleine Laut konnte ihren Bewacher alarmieren und ihre Flucht scheitern lassen. Rasch fuhr sie mit ihren Händen über die Steine, um sicherzustellen, dass nichts darauf lag, das herunterfallen konnte, bevor sie die Burka lüftete und auf die erste Stufe trat. Das leise raschelnde Gewand zwang sie, ruhig und langsam hinaufzuklettern, obwohl sie am liebsten so schnell wie möglich die letzte Barriere zur Freiheit überwunden hätte. Ihre Fingerspitzen berührten glattes Metall. Versuchsweise drückte sie dagegen. Knarrend öffnete es sich einen Spaltbreit. Obwohl ihre Schulter dagegen protestierte, schob Kyla die Klappe eilig weiter auf. Sie würde nur wenige Sekunden Zeit haben, bevor der Fremde vom Lärm aufwachte und sie aufhielt. Gerade als sie die letzte Stufe erreichte, schlang sich eine Hand um ihren Knöchel.
Trotz des Schrecks gelang es ihr, einen Schrei zu unterdrücken. Es würde ihr nicht helfen, wenn jemand außerhalb des Kellers auf sie aufmerksam wurde – im Gegenteil. Wahrscheinlich würde man sie sofort in ein Gefängnis sperren, aus dem sie garantiert nicht entkommen konnte. Stumm wehrte sie sich gegen den Griff und trat mit ihrem freien Fuß nach dem Mann. Ein leises Grunzen zeigte ihr, dass sie getroffen hatte, doch sein Griff lockerte sich nicht. Erneut holte sie aus, doch diesmal war er schneller: Die zweite Hand schlang sich um ihr Knie. Kyla verlor das Gleichgewicht, stürzte von der Treppe und riss ihren Bewacher mit sich zu Boden. Über ihr schlug die Klappe laut scheppernd zu. Obwohl sie relativ weich landete, schoss Schmerz durch ihre Wunde und ließ sie aufstöhnen. Eine Hand legte sich auf ihren Mund und drückte ihr die Luft ab. Verzweifelt kämpfte Kyla darum, freizukommen. Ihre Hände krallten sich in den Arm ihres Gegners, zerrten mit aller Kraft daran, doch ohne Erfolg. Also nutzte sie ihre einzige Möglichkeit: Sie biss zu.
Die Befriedigung, als sie seinen leisen Fluch hörte – und es musste eine Verwünschung sein, auch wenn er sie in einer ihr fremden Sprache ausstieß – dauerte nur kurz. Mit einem Ruck rollte er sich unter ihr heraus und schob sich über sie. Stumm kämpfte sie darum, die Oberhand wiederzugewinnen, doch es war unmöglich. Der Mann schien genau zu wissen, wo sie als Nächstes angreifen würde, und wehrte jeden Versuch mühelos ab. Seine Bewegungen verrieten eine Geschmeidigkeit, die zu den harten Muskeln passte, die sie unter seiner Kleidung spüren konnte. Dies war kein einfacher Wachmann, sondern jemand, der genau wusste, was er tat. Hoffnungslosigkeit senkte sich über sie, doch sie weigerte sich, aufzugeben. Es musste ihr gelingen zu fliehen, sonst war nicht nur ihr Leben verwirkt, sondern eventuell auch Jades. Und das Hunderter unschuldiger Menschen, wenn die Informationen stimmten, die sie vor Kurzem erhalten hatten. Momentan konnte sie jedoch nichts tun, ihr Gegner war einfach zu stark. Vielleicht hätte sie ihn unverletzt besiegen können, aber das Fieber und der Blutverlust hatten sie zu sehr geschwächt. Kyla entspannte ihre Muskeln und ließ ihre Hände sinken. Sofort wurde die Berührung des Mannes sanfter, auch wenn er sie nicht ganz losließ.
»Was sollte das werden, wolltest du dich umbringen?« Rau und tonlos drang seine leise Stimme an ihr Ohr.
» Ich habe mich nicht von der Treppe heruntergezogen!«
»Nein, aber dafür hast du einen Lärm veranstaltet, der Tote wecken könnte! Sollte jemand oben auf der Straße gewesen sein, werden wir gleich Besuch bekommen.«
»Und weshalb sollte Sie das stören?« Stille antwortete ihr. Sie zuckte zusammen, als eine Hand unter ihre Burka schlüpfte und an ihrem Bein nach oben fuhr. »Hey!«
»Bleib endlich still liegen, ich überprüfe nur, ob du wieder blutest. Die Kugel ist glatt durchgegangen, deshalb hast du sogar zwei Wunden: hinten die Einschuss-, vorne die Austrittswunde.«
Jeden Muskel im Körper angespannt, duldete Kyla die Invasion mit zusammengebissenen Zähnen. Sie durfte ihre Kraft nicht unnötig vergeuden. So zuckte sie nur zusammen, als raue Fingerspitzen flüchtig ihre Brust streiften, bevor sie den Verband berührten. Der leichte Druck sandte einen heißen Schmerz durch ihren Körper, der ihr fast das Bewusstsein raubte.
»Alles in Ordnung, die Nähte haben deine Dummheit überstanden.«
»Das beruhigt mich ungemein!« Die gezischte Antwort schien
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