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TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)

TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)

Titel: TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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strahlte von seinem Körper ab, lockend, einladend. Mit dem letzten Rest an Selbstbeherrschung gelang es Kyla, sich nicht in den Schutz seiner Arme zu begeben, um seine Wärme in sich aufzunehmen. Ein unkontrollierbares Zittern lief durch ihren Körper, ihre Zähne schlugen aufeinander.
    »Du frierst.« Was du nicht sagst, Sherlock! Kyla presste die Kiefer zusammen, bis ihre Wangenmuskeln sich verkrampften. Abrupt beugte er sich vor und betrachtete ihr Gesicht. Was immer er dort entdeckte, veranlasste ihn dazu, den Schleier von ihrer Schulter zu schieben. »Und du blutest. Warum hast du mir nichts gesagt?«
    »Was hätte das gebracht? Wir sind hier mitten in der Einöde, und solange du mir nicht mein Zeug wiedergeben willst, werde ich wohl frieren müssen. Und ich habe nicht bemerkt, dass ich wieder blute.« Sie wollte ihre Schulter berühren, doch er hielt sie davon ab. Kyla zuckte zusammen, als Hamid den Ausschnitt der Burka zur Seite schob und seine Hand hineinglitt.
    »Halt still.« Sanft strichen seine Fingerspitzen über den Verband an ihrer Schulter. Als er die Hand zurückzog, war sie dunkel von Blut. Ein Muskel zuckte in seinem Kiefer. »Die Naht muss sich geöffnet haben.« Er wischte die Finger an seiner Hose ab und griff in die alte Ledertasche, die er bei sich hatte. Ein dunkles Stück Stoff kam zum Vorschein.
    »Mein T-Shirt!«
    »Nicht ganz. Ich habe es als Verbandsmaterial benutzt, genau wie deine Hose.«
    Kyla blieb stumm, während er ein Stück ihres Shirts über der Wunde befestigte. Seine Nähe irritierte sie. Sie sollte ihn abstoßend finden, ihn sogar hassen, aber es gelang ihr nicht. Sicher, er machte sie wütend, und sie hasste es, ihm hilflos ausgeliefert zu sein. Das Gefühl seiner Hände auf ihrem Körper aber war nicht unangenehm, sondern … normal. Als hätte sie sich in der Zeit ihrer Gefangenschaft an ihn gewöhnt.
    »Das müsste reichen, bis wir ankommen.«
    »Wo ankommen?«
    »Komm jetzt, wir müssen weiter, bevor du noch verblutest.«
    Kyla grub die Hacken in den Sand. »Wohin?«
    Seine Hand legte sich wieder um ihr Handgelenk. »Nicht weit von hier ist ein kleines Dorf, dort werden wir übernachten.«
    Kyla konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als endlich in die Wärme eines Hauses zu kommen. Trotzdem schüttelte sie den Kopf. »Das ist zu gefährlich.«
    Hamid hob die Augenbrauen. »Für wen?«
    Verwirrt rieb Kyla über ihre Stirn. Ein Dorf bedeutete Menschen, die sie um Hilfe bitten könnte. Gegen ein bisschen Geld … vorsichtig fühlte sie nach den in die Burka eingenähten Geldscheinen. Verdammt! Hamid musste das Versteck gefunden haben, während sie bewusstlos gewesen war. Niemand würde ihr helfen, wenn sie nichts anzubieten hatte. Und das war ihm völlig klar, sonst würde er sie gar nicht erst in das Dorf bringen. Frustriert stieß Kyla den angehaltenen Atem aus. Sie konnte sich nicht einmal als Amerikanerin zu erkennen geben, weil sie nicht wusste, wie die Bewohner reagieren würden.
    »Wie weit ist es noch?«
    »Eine halbe Stunde ungefähr. Kannst du noch gehen?«
    »Natürlich!« Kyla war sich nicht sicher, aber sie glaubte, ein leises Lachen zu hören.
    Sie hielt durch, weil sie sich bei jedem Schritt vorstellte, wie sie Hamid leiden lassen würde, wenn sie sich endlich befreit hatte. Tagelang würde sie ihn fast nackt in einem Keller einsperren, ihm Betäubungsmittel einflößen … Kyla blieb abrupt stehen, als sie ein schwaches Licht flackern sah.
    »Wir sind gleich da, komm weiter.«
    »Warte, ich muss erst … « Sie verstummte, als Hamid ihr zuvorkam und den Schleier sanft über ihr Gesicht zog. Er überprüfte gewissenhaft, ob nichts zu sehen war, das ihre Identität verraten würde.
    »Bereit?«
    Kyla atmete noch einmal tief durch, dann nickte sie. »Ja.«
    »Bleib hinter mir und sag kein Wort.« Damit wandte er sich um und ging auf das Licht zu.

15
    Erst jetzt, wo Hamid sie nicht mehr festhielt, merkte Kyla, wie sehr sie auf seine Nähe und Unterstützung angewiesen war. Eilig stolperte sie hinter ihm her, um ihn in der Dunkelheit nicht aus den Augen zu verlieren. Jeder Schritt schien schwerer als der vorherige, sodass sie erleichtert war, als er vor der Tür einer Lehmhütte hielt, hinter deren Fenster Lichtschein lockte. Ohne sich umzudrehen, griff er nach ihrer Hand und drückte sie kurz, bevor er klopfte. Mit angehaltenem Atem lauschte Kyla auf Geräusche aus dem Innern des Hauses. Erschrocken zuckte sie zurück, als die Tür ohne Vorwarnung

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