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TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)

TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)

Titel: TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Blick auf sich gerichtet. Er hatte schöne Augen, dunkel und ausdrucksvoll, von dichten Wimpern umsäumt. Kyla wollte den Kopf schütteln, als sie erkannte, in welch schlimmem Zustand sie war, wenn sie über derart unwichtige Dinge nachdachte, doch selbst dazu fehlte ihr die Kraft.
    »Setz dich.«
    Eine sanfte Hand schob sie zu einem schmalen Holzpodest, das sich an der Wand befand, und drückte sie darauf nieder. Kyla wollte protestieren, bekam aber den Mund nicht auf. Panik riss sie für einen kurzen Moment aus ihrer Trägheit, doch Hamids beruhigendes Murmeln verfehlte seine Wirkung nicht. Kalte Luft drang an ihren Körper, als er die Burka über ihren Kopf zog. Kyla sog scharf den Atem ein und schlang die Arme um sich. Hamid legte den Stoff wieder um sie und ließ nur ihre verletzte Schulter frei. Kyla blickte nach unten und erschrak, als sie die blutgetränkten Reste ihres als Verband missbrauchten T-Shirts sah, die Hamid gerade entfernte, indem er Wasser auf den Stoff träufelte und ihn dann vorsichtig löste. Die Wunde war geschwollen und blauschwarz verfärbt, Blut sickerte heraus. Kyla kniff die Augen zusammen und schluckte hart. Übelkeit stieg in ihr auf und wühlte in ihrem leeren Magen.
    »Ich kann nicht viel machen. Die Naht hat sich an einer Seite gelöst, und da du wach bist, kann ich sie nicht wieder schließen. Ich werde einen Pressverband anlegen. Versuch, dich die nächste Zeit so wenig wie möglich zu bewegen.«
    Eine Hand um die Kante des Holzpodests gekrampft kämpfte Kyla gegen die Ohnmacht, als Hamid ihre Haut um die Wunde herum mit eiskaltem Wasser abwusch, bevor er die Stoffstreifen fest um ihre Schulter schlang, um einen Ballen ihres T-Shirts dort zu verankern. Ein Stöhnen entschlüpfte ihr. Sie rutschte nach hinten und wäre vom Podest gefallen, wenn Hamid sie nicht aufgefangen hätte. Halb besinnungslos genoss sie für einen Moment seine starken Arme und die Wärme, die sein Körper abstrahlte. Ihre Augen öffneten sich langsam, als er sich von ihr entfernte.
    Hamid betrachtete besorgt ihr blasses, eingesunkenes Gesicht und die dunklen Ringe unter ihren Augen. Shahla hatte zu viel Blut verloren. Sie brauchte dringend Nahrung und vor allem einen Arzt. Er hatte so viel getan, wie er unter diesen Umständen konnte, aber es war nicht genug. Er hielt ihr die Wasserflasche an die Lippen und wartete, bis sie ein paar Schlucke getrunken hatte, bevor er sie senkte. Eine Ecke der Burka tauchte er in das Wasser, das er in die Schüssel gefüllt hatte, und begann, ihr Gesicht zu säubern. Er umfasste ihren Kopf mit einer Hand und wischte sanft mit dem nassen Stoff über den Schmutz, der sich in den vergangenen Tagen dort angesammelt hatte. Für ihre verklebten Haare konnte er nicht viel tun, sie würde damit leben müssen. Schließlich zog er die Burka wieder über ihren Kopf und ließ sie an ihrem Körper nach unten gleiten.
    »Wenn du noch … etwas erledigen willst, mach es jetzt, ich warte solange draußen.« Er zögerte. »Oder brauchst du Hilfe?«
    Der Gedanke allein reichte, um ihn nervös zu machen. Eilig zog er sich zurück, als Shahla ein halbes Kopfschütteln zustande brachte. Draußen erleichterte er sich, lehnte sich dann gegen die Wand des Häuschens und blickte hinauf in den tiefschwarzen Himmel. Hier gab es nur Sterne und die schmale Sichel des Mondes als Lichtquellen, die Lichter der Zivilisation waren weit entfernt. Er spürte die Kälte kaum, die unter seine Kleidung drang und seinen Atem in Dampfwolken verwandelte. Glücklicherweise waren sie mit typisch afghanischer Gastfreundschaft aufgenommen worden, es hätte auch ganz anders ausgehen können. In diesen unruhigen Zeiten wurde häufig jeder unbekannte Besucher abgewiesen, besonders wenn er einer anderen Volksgruppe angehörte. Habiba und Rajid waren an ihren leicht mongolischen Zügen als Hazaras zu erkennen. Unter den Taliban am meisten gejagt, hätten sie allen Grund, Fremden gegenüber misstrauisch zu sein. Hamid richtete sich abrupt auf. Shahla hätte schon längst fertig sein müssen. Leise klopfte er an die Tür. Keine Antwort.
    »Shahla!«
    Nichts. Schließlich öffnete Hamid die Tür einen Spaltbreit und blickte hindurch. Shahla saß zusammengesunken auf dem Holzpodest, ihr Kopf lehnte an der Wand, ihre Augen waren geschlossen. Verdammt, er hätte sie nicht allein lassen dürfen! Rasch trat er ein und überprüfte ihren Puls. Langsam und gleichmäßig, genau wie ihr Atem. Erleichtert schloss er für einen Moment die

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