TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
Kyla rang nach Luft, doch das war gar nicht so einfach, während Hamids Gewicht sie zu Boden drückte. Ihre Hände fest im Griff, das Bein über ihre geworfen, damit sie ihn nicht an einer empfindlichen Stelle treffen konnte, machte er keinerlei Anstalten, sie loszulassen. Seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihr Gesicht. Panik stieg in ihr auf. Er würde doch wohl nicht … ?
Die Wagen entfernten sich, das Motorengeräusch wurde leiser, bis es schließlich ganz verstummte. Enttäuschung machte sich in ihr breit, dicht gefolgt von Verzweiflung und … Furcht. Angespannt wartete sie auf Hamids Reaktion. Bisher hatte er sie recht gut behandelt, selbst als sie versucht hatte, aus dem Keller zu fliehen. Doch diesmal konnte sie den Ärger in seinem steifen Körper spüren, in seinem harten Griff, der sich auch dann nicht lockerte, als die Kolonne schon längst in der Dunkelheit verschwunden war. Schließlich, nach Minuten endlosen Wartens, löste er seine Hand von ihrem Mund und schob sich von ihr herunter. Ihr Handgelenk hielt er weiterhin fest.
Als er sprach, war seine Stimme heiser vor unterdrücktem Zorn. »Was sollte das?« Kyla biss sich auf die Lippe und schwieg. Mit einem Ruck zog er den Schleier über ihren Kopf und umfasste ihr Kinn. »Antworte!«
Schmerz schoss durch ihren Kiefer. »Das waren Amerikaner, sie hätten mich mitgenommen!«
»Oder erschossen! Weißt du, wie oft schon jemand auf sie zugelaufen kam, mit einer Bombe am Körper? Sie hätten dich ohne zu zögern erschossen. War es das, was du wolltest?«
Kyla schluckte schwer. »Nein.« Sie senkte den Kopf und atmete tief durch. »Ich wollte nur nach Hause.«
Hamid schwieg so lange, dass sie schon glaubte, er würde nicht mehr antworten. Schließlich wehte sein Atem über ihr Gesicht. »Ich weiß.« Seine Stimme war leise, trotzdem glaubte sie, ein Gefühl darin mitschwingen zu hören. Zorn oder … Sehnsucht? Nein, das wollte sie nur hören, weil es ihr Hoffnung gegeben hätte, dass er sie irgendwann freiließ. Mit einem Ruck ließ er sie los und erhob sich. »Komm, wir müssen weiter.«
Die Zähne gegen den reißenden Schmerz in ihrer Schulter zusammengebissen, kam Kyla mühsam auf die Füße. Erneut schlossen sich Hamids Finger um ihre Hand.
»Fertig?«
»Ja.«
Falls er den gepressten Klang ihrer Stimme hörte, ignorierte er ihn. Als hätte es den Zwischenfall nie gegeben, zog er sie weiter den Weg entlang.
Bleierne Müdigkeit ließ jeden Schritt zur Qual werden. Kylas Schulter schmerzte höllisch, jede Bewegung zerrte an ihrer Wunde. Dagegen waren ihre von Sand und Steinen aufgescheuerten Füße nebensächlich, ein Ärgernis, nicht mehr. Hamids Griff hatte sich während der ganzen Zeit nicht gelockert. Er hatte sich nicht nach ihrem Befinden erkundigt, und sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als ihn darauf aufmerksam zu machen. Wahrscheinlich war er immer noch wütend auf sie wegen ihres misslungenen Fluchtversuchs. Das war dumm von ihr gewesen, denn wenn sie wirklich mitten in der Dunkelheit auf den Weg gesprungen wäre und versucht hätte, die Wagen anzuhalten, hätte man sie höchstwahrscheinlich getötet. Es sagte einiges über ihren Zustand aus, wenn sie sich nicht mehr an die einfachsten Regeln ihres Jobs erinnerte.
Kyla ballte die Hand zur Faust. Mit jeder Minute wurde es kälter, wenn sie nicht bald einen Unterschlupf aufsuchten, würde sie erfrieren. Was würde sie dafür geben, ihr T-Shirt und die Hose anzuhaben, auch wenn sie mit Blut beschmiert waren. Alles war besser als dünnes Nylon auf nackter Haut. Ein weiterer Schauder schüttelte ihren Körper und riss an ihrer Wunde. Mit zusammengepressten Zähnen unterdrückte sie ein Stöhnen. Der Stoff der Burka, den sie etwas hochgerafft hatte, rutschte ihr aus ihren Fingern, legte sich über ihre Füße und brachte sie zum Stolpern. Nur Hamids fester Griff um ihr Handgelenk bewahrte sie vor einem Sturz. Widerwillig blieb er stehen, während sie sich aufrichtete und den Stoff erneut anhob. Ihre Augen hatten sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt, sodass sie nun zumindest die Umrisse seiner hochgewachsenen Gestalt erkennen konnte. Er hatte das Tuch über die untere Hälfte seines Gesichts gelegt, nur Nase und Augen waren zu sehen. Das Mondlicht spiegelte sich darin, als er nun auf sie herunterblickte.
»Alles in Ordnung?«
»J… ja.« Sehr überzeugend, Kyla!
Der Ansicht war Hamid anscheinend auch, denn er schob ihren Schleier zurück und hob ihr Gesicht an. Hitze
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