TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
beschützen.«
»Für wie lange? Wir müssen weiter.«
Kylas Stimme wackelte bedenklich, aber es war ihr egal. »Sie haben uns mitten in der Nacht aufgenommen, obwohl wir Fremde waren.«
»Ist dir die Idee gekommen, dass sie uns verraten haben könnten und wer immer eben gekommen ist, uns sucht?«
Nein, die Idee war ihr nicht gekommen. »Das glaube ich nicht. Sie waren die ganze Zeit in der Hütte.«
»Woher weißt du das? Du hast geschlafen, sowie du dich hingelegt hattest.«
»Du weißt es.«
Einen Moment Stille, dann hörte sie einen leisen Seufzer. »Ja.«
Sie hatte recht gehabt! »Dann müssen wir ihnen helfen.«
»Vielleicht brauchen sie gar keine Hilfe.«
»Du willst also einfach gehen und sie ihrem Schicksal überlassen?«
Ein Lichtstrahl fiel aus der Hütte, als die Tür geöffnet wurde. Stimmen erklangen, aber sie waren zu weit weg, um sie zu verstehen. Kyla ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie wusste selbst, dass es zu gefährlich war, zum Haus zurückzugehen, um Rajid und Habiba zu beschützen. Trotzdem konnte sie nicht einfach weggehen und sie ihrem Schicksal überlassen.
»Wir müssen hier weg.«
»Nein … «
Hamid griff nach ihrem Handgelenk und zog sie weiter. Geschwächt vom Blutverlust blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. In einem Dickicht von Sträuchern hielt er schließlich an. Kyla hockte sich widerwillig neben ihn, ihr Atem ging rau. Rasch hob sie den Schleier an, damit sie Luft bekam. Kälte drang an ihren erhitzten Körper und machte ihr bewusst, wie lange es noch dauern würde, bis die Sonne die kühle Nachtluft erwärmte. Die Arme fest um ihre Knie geschlungen versuchte sie, das Zittern zu unterdrücken und so viel Wärme wie möglich zu speichern. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sich ohne Vorwarnung etwas um ihren Rücken legte. Sie griff danach … und fand eine Decke. Kyla blickte dorthin, wo Hamid neben ihr kauerte.
»Wo hast du die Decke her?«
»Mitgenommen.«
»Du hast sie gestohlen?« Er antwortete nicht. »Du hast doch gesehen, dass die Familie kaum etwas zum Leben hat.«
»Wolltest du lieber frieren?«
»Ich … nein.«
»Dann sei still.«
Kyla zog die Decke enger um sich. Wenn sie nicht so überhastet aufgebrochen wären und sie keine Gefangene gewesen wäre, hätte sie Rajid und Habiba etwas Geld als Dank für ihre Gastfreundschaft dalassen können. So konnte sie nur Hamids Beispiel folgen und versuchen, nicht zu viel Zeit und Kraft für unnütze Gedanken zu verschwenden. Sie musste ihre Nachricht überbringen, egal, was sie dafür tun musste. Stehlen oder sogar töten, sie hatte keine andere Wahl. Erneut kroch ein Schauder über ihren Rücken, diesmal nicht wegen der Kälte. Bei ihren Einsätzen im SWAT -Team hatte sie stets das beruhigende Gefühl gehabt, ohne jeden Zweifel auf der Seite der Guten zu stehen. Es gab eine klare Trennlinie: Der Geiselnehmer war der Böse, und sie mussten ihn dazu bringen, aufzugeben. Entweder durch Verhandlungen oder zur Not mit Gewalt.
Hier war es anders. Natürlich stand sie nach ihrer Überzeugung auf der Seite der Guten, sie wollte dazu beitragen, die Welt sicherer zu machen und Terroristen die Lebensgrundlage zu nehmen. Aber sie musste dafür lügen und betrügen und nun auch noch stehlen. Natürlich war eine Decke nicht viel, wenn es darum ging, ein größeres Übel zu verhindern, trotzdem kam sie sich schäbig dabei vor. In der TURT / LE -Ausbildung waren sie davor gewarnt worden, Mitleid zu empfinden oder ein Gewissen zu entwickeln, es schwächte sie und machte sie verwundbar.
Kyla vergrub die Nase in der Decke. Diesen kleinen Moment konnte sie sich gönnen – wenn sie weitergingen, würde sie sich nur noch darauf konzentrieren, ihre Mission zu vollenden.
»Denk nicht mehr darüber nach.«
Kyla legte die Wange auf ihre Knie und schwieg. Hamid zog ihr den Zipfel der Decke aus der Hand und kroch zu ihr unter die Decke. Den Protest herunterschluckend wandte Kyla sich ab. Ein Seufzen ertönte.
»Sie werden dafür entschädigt.«
Kyla drehte den Kopf so schnell zu ihm herum, dass ihre Nasen beinahe kollidierten. »Von wem?«
»Genau genommen von dir.«
»Ich … ich verstehe nicht.«
»Dein Geld. Ich habe es im Haus versteckt.«
Kyla wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Einerseits hätte sie das Geld gut gebrauchen können, andererseits freute sie sich, dass es bei den richtigen Leuten gelandet war. »Danke.«
Das schien Hamid zu verwirren. Er versteifte sich, dann atmete er tief
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