TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
folgte ihm zur Tür. Das Herz hämmerte in ihrer Brust, als I-Mac das Licht löschte, die Tür lautlos aufschob und durch den Spalt blickte. Wenn noch einer der Verbrecher auf dem Flur war, wäre dies der Moment, in dem sie am verwundbarsten waren. Fast erwartete sie schon, den Einschlag einer Kugel in I-Macs drahtigen Körper zu hören, doch es geschah nichts. Offenbar waren die Verbrecher gerade woanders beschäftigt. Sie mochte sich nicht vorstellen, womit.
Ein Zittern lief durch ihren Körper, und sie umfasste die Pistole fester. Nein, sie würde sich nicht von ihrer Vergangenheit besiegen lassen, sondern ihren Job machen. Ihr Peiniger war tot, und sie weigerte sich, ihr Leben weiterhin von ihm diktieren zu lassen. Wenn sie jemals wieder ihr normales Leben zurückgewinnen wollte, musste sie heute darum kämpfen.
I-Mac schlich vorwärts, und sie folgte ihm, ohne zu zögern. Auch wenn er körperlich nicht hundertprozentig fit war, gab es an seinen Instinkten und seiner Erfahrung nichts auszusetzen. Zielsicher bewegte er sich durch den dunklen Flur und sicherte ihn. Dann nickte er ihr zu. Rasch kniete sie sich neben Vanessa und legte ihre Finger an deren Halsschlagader. Es dauerte einen Moment, bis sie einen schwachen Puls fühlte. Mit Tränen in den Augen blickte sie zu I-Mac auf und nickte ihm zu.
Ein Stöhnen drang über Vanessas Lippen, und Jade beugte sich schnell über sie. »Bleib ganz ruhig, ich kümmere mich um dich.«
Vanessa ergriff mit überraschender Kraft ihre Hand. »Sorg dafür … dass diese … Mistkerle … zur Hölle fahren.«
Jade erwiderte den Druck. »Das werde ich.«
Rasch zog sie ihren Pullover aus und presste ihn auf die Wunde, die sich glücklicherweise weiter in Richtung Schulter befand, als sie es vorher gedacht hatte. Trotzdem verlor Vanessa viel Blut und musste dringend in ein Krankenhaus. Der Pullover würde zwar nicht viel bringen, aber vielleicht ausreichen, um die Agentin am Leben zu halten, bis sie zu einem Arzt kam. Vanessa schob ihre Hand weg und legte ihre eigene auf den Pullover. »Gib mir meine … Pistole und geh!«
Zögernd tat Jade, worum Vanessa sie bat. Jade wollte sie nicht alleine lassen, aber sie musste I-Mac unterstützen, sonst kamen sie nicht gegen die Verbrecher an und würden alle sterben. »Halt durch.«
Vanessa fletschte die Zähne. »Ich bin zäh.«
Das konnten sie nur hoffen.
I-Mac war beinahe bei der Küche angekommen, deshalb beeilte Jade sich, ihm zu folgen, achtete aber gleichzeitig darauf, dass sich ihnen niemand von hinten näherte. Der alte Dielenboden knarrte an einigen Stellen, daher bemühte Jade sich, möglichst vorsichtig aufzutreten, um die Verbrecher nicht zu warnen. Wo waren sie überhaupt? Sie hätte erwartet, dass sie zuerst das Erdgeschoss absuchen würden. Ihr Magen hob sich bei dem Gedanken, dass sie Nurja gefunden haben könnten und sie nun quälten. Nein, das würden sie nicht tun, schließlich waren sie nicht in Afghanistan. Diese Männer würden sie vermutlich sofort erschießen, so wie sie es mit Vanessa versucht hatten. Alles andere wäre nicht effektiv, denn sie mussten wissen, dass die anderen SEAL s bald wiederkommen würden. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Außer sie hatten dafür gesorgt, dass Kyla und den anderen ein ähnliches Schicksal widerfuhr. War alles nur eine Falle gewesen, die dazu diente, dass sie getrennt wurden und damit leichter zu besiegen waren? Es war durchaus möglich. Hoffentlich passierte ihnen nichts!
Jade schüttelte die negativen Gedanken ab und schloss zu I-Mac auf. Der gab ihr das Zeichen zurückzubleiben, während er die Küchentür mit seinem vollen Körpergewicht aufschob und in einer fließenden Bewegung abrollte. Jade gab ihm währenddessen von der Tür aus Deckung. Wie sie schnell feststellten, war das unnötig, denn der Raum war leer. I-Mac berührte mit den Fingern eine Tasse, die auf dem Küchentisch stand, und an seinem Gesichtsausdruck konnte Jade ablesen, dass der Tee noch warm war. Nurja war also vor Kurzem noch hier gewesen, doch wo war sie jetzt? Hatte sie sich versteckt, oder hatten die Verbrecher sie gefunden und mitgenommen? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
I-Macs Lippen waren fest zusammengepresst, als er zur Tür zurückging. Sie konnte ihm die Sorgen ansehen, die er sich um Nurja machte. Sie verließen die Küche so, wie sie sie betreten hatten: der SEAL vorweg, und Jade sicherte ihn von hinten. Nach einem kurzen Blick auf Vanessa, die in der dunklen
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