TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
die Fassung verlor. Normalerweise war der Agent in jeder Situation die Ruhe selbst. Ein Knoten bildete sich in Jades Magen. Hörte es denn niemals auf? Sie hatte mit ihrer Arbeit die Welt verbessern wollen, aber die schien immer nur noch finsterer zu werden.
Guy fluchte und steckte das Handy zurück in seine Tasche. »Ich muss los. Wie es aussieht, sind zwei meiner Leute verschwunden. Zumindest reagieren sie nicht und haben sich auch nicht abgemeldet.« Tiefe Sorge war ihm anzusehen.
»Sind sie zu Fuß unterwegs?« Anspannung lag in Hawks Stimme.
»Nein, mit einem Wagen. Sie patrouillieren die Schotterpisten, die zwischen Akademie und Stützpunkt durch den Wald führen.«
Jade konnte sich vorstellen, dass so ein Ziel besonders lohnend für Khalawihiri sein musste. Zu Fuß würde er bei der Witterung nicht entkommen können, aber wenn er ein Fahrzeug hatte … »Wir kommen mit.«
Zuerst sah es so aus, als wollte Guy protestieren, doch dann nickte er nur knapp.
Der General trat vor. »Geben Sie mir die Koordinaten und alle Angaben zum Wagen, damit ich meine Männer informieren kann.« Durch den Ernst der Situation schien er für einen Moment den Konflikt vergessen zu haben. So gefiel er ihr deutlich besser.
»Hanks, Sie bleiben beim General und leiten alle Informationen weiter.«
Der Agent wirkte nicht sehr glücklich über den Befehl, versuchte aber nicht, Guy umzustimmen.
Jade folgte Hawk zum Mietwagen. »Wollen wir nicht bei Guy mitfahren?«
Hawk öffnete die Beifahrertür und wartete, bis sie eingestiegen waren. »Nein. Ich will nicht von ihm abhängig sein. Außerdem halte ich es für sicherer, wenn wir mit mehreren Autos fahren.« Er sagte nicht, warum, aber sie konnte es sich vorstellen: Er wollte in der Lage sein, sie zum Hotel zurückzubringen, wenn sie der Sache nicht gewachsen war. Hawk stieg auf der Fahrerseite ein und ließ den Motor an.
»Meinst du, die beiden Agenten sind tot?«
Hawk schwieg einen Moment, sein Blick lag auf den Bäumen, die in der Dunkelheit kaum noch sichtbar waren. »So wie ich Khalawihiri einschätze, ja. Er wird keine Zeugen zurücklassen wollen. Bei dem, was ihn erwartet, wenn er wieder gefasst wird, kann er sich keine Fehler leisten. Und auch kein Mitleid, sollte er überhaupt zu so etwas fähig sein.« Hawk blickte sie eindringlich an. »Deshalb möchte ich nicht, dass du auch nur in seiner Nähe bist, Jade. Es ist zu gefährlich.«
Seine Besorgnis wärmte sie, machte sie aber gleichzeitig auch wütend. »Ich bin Agentin, Hawk, keine Sekretärin. Ich weiß, was ich tue und bin mir der Gefahr durchaus bewusst.«
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Das waren die verschollenen Agenten sicher auch.«
Jade zuckte zurück. »Das ist unfair.«
Hawk fuhr mit der Hand über seine Haarstoppel. »Ich weiß. Aber ich habe dich bereits einmal verloren, ich glaube nicht, dass ich das noch einmal ertragen könnte.«
»Daniel …« Ihr fehlten die Worte, sie konnte ihn nur stumm anstarren.
»Nein, ich werde das nicht zurücknehmen. Ich bin es leid, nicht sagen zu dürfen, was ich für dich empfinde. Wenn du noch nicht so weit bist, warte ich auf dich, aber ich werde mich nicht mehr verstecken.« Ohne sie anzusehen startete er den Wagen und fuhr hinter Guy her.
Jade war wie erstarrt, unsicher ob sie lachen oder weinen sollte. Hawk wollte sie immer noch, und nach seinen direkten Worten war sie sich ziemlich sicher, dass er nicht nur aus Schuldgefühl bei ihr war, sondern weil er es wirklich sein wollte. Womit hatte sie einen Mann wie ihn verdient? Oder anders gesagt, er hatte mehr verdient als eine beschädigte Frau, die ihm nichts mehr zu bieten hatte als Albträume und Ängste. »Ich weiß nicht, ob ich dir je mehr geben kann, Daniel. Es ist nicht fair dir gegenüber.«
Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Glücklicherweise ist es meine Entscheidung, ob ich mich darauf einlassen kann. Und ich will dich, egal wie.«
Ein Flattern entstand in ihrer Herzgegend. »Du bist verrückt.«
Hawk grinste sie an. »Und das merkst du erst jetzt? Das hätte dir als FBI -Agentin schon viel früher auffallen müssen.«
Zum ersten Mal seit langer Zeit entstand in ihr der Drang zu lachen. Er erinnerte sie daran, warum sie vor all diesen Monaten auf Hawk aufmerksam geworden war. Sie war immer jemand gewesen, der alles im Leben viel zu ernst nahm. Hawk dagegen war fast immer gut gelaunt, er lachte und scherzte mit jedem und schaffte es spielend, die Stimmung zu heben. Seit dem ersten Tag hatte
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