TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
weil sie davon ausgingen, dass er nicht mehr in der Nähe war. Eindeutig eine Fehlkalkulation, die sie teuer zu stehen kommen würde. Aber sein Mitleid hielt sich in Grenzen. Vermutlich hätte er sie gehen lassen, wenn sie kein Fahrzeug gehabt hätten, aber so musste er dafür sorgen, dass sie ihn nicht meldeten und er die Chance hatte, mit dem Wagen zu entkommen.
Lautlos folgte er ihnen und atmete auf, als er kurz darauf nicht nur einen Geländewagen, sondern auch eine Schotterstraße sah. Ein Schauer lief durch seinen Körper, er konnte die Wärme der Wagenheizung schon beinahe spüren.
»Steig schon ein, ich gehe noch schnell hinter einen Baum.« Der Mann warf seiner Kollegin den Schlüssel zu und verschwand wieder im Unterholz. Eine Falle? Um kein Risiko einzugehen, folgte Khalawihiri dem Agenten und verzog das Gesicht, als dieser tatsächlich den Reißverschluss seiner Hose herunterzog. Khalawihiri wartete, bis Bob beide Hände voll hatte, bevor er lautlos hinter ihn trat und ihm die Kehle durchschnitt. Ein gurgelnder Laut entfuhr dem Agenten, dann kippte er um.
Vermutlich sollte es ihm leidtun, den Mann mit aus der Hose hängendem Penis liegen zu lassen, aber es war seine eigene Schuld, wenn er nicht darauf achtete, was um ihn herum vorging. Khalawihiri wischte das Messer an der Hose des Toten ab und steckte es wieder in seine Jackentasche. Die Agentin würde schwieriger zu überwältigen sein. Sie kam ihm etwas aufmerksamer vor, und vor allem würde sie inzwischen im Wagen sitzen. Also musste er sich heranschleichen und sie überraschen. Eilig kehrte er zum Wagen zurück und kroch durch das Gebüsch, bis er sich direkt hinter dem Auto befand. Da sie auf der Fahrerseite saß, bewegte er sich an der Beifahrerseite entlang, bemüht, nicht ein Blatt zum Wackeln zu bringen. Die Vorderseite des Wagens stand zur Schotterstraße hin und war damit völlig frei.
So tief geduckt wie möglich kroch er daran vorbei, bis er neben der Fahrertür hockte. Khalawihiri duckte sich tiefer, als der Motor ansprang und das Fenster heruntersirrte. Sein Atem stockte. Wenn sie ihn jetzt entdeckte …
»Bob, nun komm endlich! Das kann ja wohl echt nicht so lange dauern!«
Khalawihiri wartete, bis sie das Fenster wieder hochfuhr, bevor er die Tür aufriss.
»Verdammt, musst du mich so erschrecken? Ich fahre …« Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, dass nicht ihr Partner vor ihr stand, sondern ein Fremder.
Es dauerte einen Moment, bis sie reagierte und ihre Hand zu ihrer Waffe zuckte. Doch es war schon zu spät. Khalawihiri stieß blitzschnell zu, zog dann behutsam das Messer wieder aus ihrer Brust und fing sie auf, als sie ihm entgegenkippte. Er legte sie auf die Erde neben den Wagen und stieg ein. Sofort sickerte Wärme durch seine Kleidung, und er stöhnte genüsslich auf. Doch die Zeit drängte, er musste hier so schnell wie möglich weg. Irgendwann würde jemand die beiden Agenten vermissen und sich auf die Suche nach ihnen begeben. Je nachdem ob ihr Aufenthaltsort bekannt und ob jemand in der Nähe war, blieben ihm vielleicht nur ein paar Minuten, um seine Flucht sicherzustellen.
Khalawihiri trat auf das Gaspedal und ließ die beiden Toten in einer Staubwolke hinter sich. Um sich zu orientieren, schaltete er das Navigationsgerät ein und prägte sich den Weg ein, bevor er das Gerät aus der Verankerung riss und aus dem Fenster warf, damit ihn niemand darüber orten konnte. Während er eine Hand am Lenkrad behielt, durchwühlte er mit der anderen die Konsole und das Handschuhfach. Erleichtert, dass er keine Handys oder anderen Geräte mit GPS -Empfänger fand, lehnte er sich im Sitz zurück. Wenn er Glück hatte, konnte er mit diesem Wagen ein gutes Stück des Weges zurücklegen, bevor er ihn gegen einen anderen austauschte.
10
Unruhig blickte Jade zu dem Empfangskomitee, das sie auf dem beleuchteten Gelände vor dem Gefängnis erwartete. Mehr als einmal hatte sie sich auf der schweigsamen Fahrt gefragt, ob es nicht ein Fehler gewesen war, hierherzukommen. Was konnte sie in ihrem Zustand schon bewirken?
Als könnte er ihre Zweifel spüren, legte Hawk seine Hand auf ihre und drückte sie beruhigend. »Wir werden uns ein Bild von der Situation machen und dann entscheiden, was wir tun wollen. Vielleicht ist Khalawihiri ja inzwischen schon gefasst.«
Jade war dankbar für seine Ruhe und Stärke, auch wenn sie genauso wie er wusste, dass sie benachrichtigt worden wären, wenn der Verbrecher sich schon in Gewahrsam
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