TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
und danach würden sie es ihn nie wieder vergessen lassen, dass er durch seine eigene Ungeschicklichkeit verletzt worden war. »Nein, danke.«
In der Dunkelheit konnte er Jades Blick auf sich fühlen. »Warum nicht? Ich dachte, du verstehst dich gut mit den SEAL s.«
»Mit den meisten schon. Aber ich bin keiner von ihnen, und das lassen sie mich unbewusst auch deutlich spüren.«
Jade drückte sanft seine Seite. »Das wusste ich nicht.«
Hawk hob die Schultern und zuckte vor Schmerz zusammen. »Sie machen es nicht absichtlich. Es ist einfach die Art, wie sie sich mit ein paar Worten oder Handbewegungen verständigen, deren Bedeutung nur sie verstehen. Ihre Ausbildung und ihre Missionen schweißen sie zusammen, da ist es nur natürlich, dass ein Außenstehender wie ich nicht in den inneren Kreis gelassen wird.«
»Das tut mir leid.«
Hawk biss die Zähne zusammen, um nicht noch mehr zu sagen. Jade war tagelang gefoltert worden und er jammerte, weil er sich manchmal wie ein Außenseiter fühlte. Es wurde Zeit, sich wieder auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. »Gehen wir.«
Jade trat näher und schob ihre Schulter unter seine Achsel. »Stütz dich auf mich und geh so langsam wie nötig.«
Dankbar für die Hilfe schob er einen Fuß vor und atmete gegen den Schmerz an, den die Bewegung in seinem ganzen Körper auslöste. Erleichtert bemerkte er, dass Jade in ihrer rechten Hand weiterhin ihre Waffe hielt und wachsam die Umgebung im Auge behielt. Die Gefahr hatte anscheinend die Agentin in ihr wieder zum Vorschein treten lassen, die vorher verschüttet gewesen war.
Beinahe automatisch setzte Hawk einen Fuß vor den anderen und bemühte sich, sein Gewicht nicht zu sehr auf Jade zu stützen. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren, deshalb blieb er überrascht stehen, als auf einmal ein Lichtstrahl auf sie fiel. Verspätet versuchte er sich zu ducken und riss Jade dabei mit sich. Noch im Fallen drehte er sich, damit er nicht auf ihr landete. Da er sie umklammert hielt, konnte er sich nicht mit den Armen abstützen und prallte ungebremst auf den Boden. Sein Körper erstarrte, als der Schmerz in einer Schockwelle durch ihn raste. Sein Blick blieb an Jades Gesicht hängen, die ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Ihre Lippen bewegten sich, doch er verstand sie nicht. Er konnte die Gegenwart von anderen Menschen spüren, der Suchtrupp war eingetroffen. Beruhigt, dass Jade jetzt in Sicherheit war, schloss er die Augen und ließ los.
Auch Stunden später gelang es Jade nicht, die Furcht um Hawk ganz zu verdrängen. Seine Augen hatten sich geschlossen, und er war einfach unter ihr zusammengesackt. Für einen winzigen Moment hatte sie gedacht, er wäre tot, doch schließlich hatten ihre zitternden Finger einen kräftigen Puls an seinem Hals erfühlt. So sehr sie das auch erleichtert hatte, die Tatsache, dass er nicht wieder aufgewacht war, egal was sie auch versuchte, löste in ihr die schlimmsten Befürchtungen aus. Die Fahrt zur Krankenstation der Militärbasis kam ihr unendlich lange vor, und die Wartezeit, bis die erlösende Nachricht kam, dass Hawk nur etliche Prellungen und eine Gehirnerschütterung davongetragen hatte, schien ewig zu dauern.
Jade beugte sich über das Bett und strich mit dem Zeigefinger über die Furche zwischen Hawks Augenbrauen. Selbst im Schlaf schien er trotz starker Schmerzmittel noch Schmerzen zu haben, und Jade wünschte, sie könnte sie lindern. Doch sie war machtlos, wenn es um diesen Mann ging. Sowie er in der Krankenstation aufgewacht war, hatte er verlangt, dass sie ihn ins Hotel brachte. Der Arzt hatte widerwillig zugestimmt, da keine akute Gefahr bestand, sofern jemand bei ihm blieb und ihn alle paar Stunden weckte.
Und nun saß sie hier an seinem Bett und wünschte, sie könnte ihm die Erschöpfung aus dem Gesicht wischen. Oder sich einfach neben ihn legen und seine Nähe genießen. Aber dann würde sie sofort einschlafen, und das durfte sie nicht, solange Hawk noch verletzt war. Also begnügte sie sich damit, ihren Blick über ihn wandern zu lassen und die Veränderungen der zehn Monate seit ihrer Beziehung an ihm zu katalogisieren. Angefangen von den tieferen Falten in Augen- und Mundwinkeln, über den Gewichtsverlust, der die Knochen in seinem Gesicht schärfer hervorstehen ließ, bis hin zu den ersten grauen Stoppeln in seinen blonden Haaren. Noch schlimmer fand sie aber, dass er sein Lachen und seine lockere Art verloren hatte. Es tat ihr weh, zu sehen, wie viel ihn ihre
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