Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)

TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)

Titel: TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
Stimme war nur ein Hauch und klang, als käme sie von weit her.
    »Ich bin bei dir. Es ist alles in Ordnung.« Seine Finger glitten über ihre Wange, so als müsste er sich davon überzeugen, dass es ihr gut ging. Falten durchzogen sein Gesicht, und Besorgnis leuchtete ihr aus seinen grünen Augen entgegen. »Ich rufe besser einen Arzt, der dich durchcheckt. Du hast mir wirklich Angst eingejagt, Jade.«
    Sie bemühte sich um ein beruhigendes Lächeln, doch es gelang ihr nicht. Zu nah war noch die Furcht. »Ich mir auch.« Sie versuchte, sich an der Wand aufzurichten, doch sie sackte wieder in sich zusammen. »Ich brauche keinen Arzt. Es gibt nichts, was er tun kann, um diese Flashbacks zu stoppen. Glaub mir, ich habe alles probiert.«
    »Jade …«
    Sie legte ihre Finger auf seine Lippen. »Kannst du mich bitte einfach zum Bett bringen? Bitte.«
    Hawk zögerte noch einen Moment, doch dann hielt er ihr seine Hand hin und zog sie hoch. Sie wollte wegen seiner Verletzungen protestieren, doch er brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. Anschließend legte er seinen Arm um ihren Rücken und stützte sie auf dem kurzen Weg zum Bett. Da sie von ihren Erinnerungen noch zu angegriffen war, lehnte sie nur ihre Wange an seine Brust und ließ ihm seinen Willen.
    Laut klopfte sein Herz an ihrem Ohr, offensichtlich hatte sie ihm tatsächlich Angst gemacht. Sie hatte sich nie selbst in solch einer Episode erlebt, aber sie konnte sich vorstellen, wie es auf jemand anderen wirken musste, wenn sie geistig völlig woanders war und ihr Gegenüber nicht einmal erkannte. Besonders wenn es jemand war, dem sie so nahe gestanden hatte.
    Vorsichtig setzte Hawk sie auf der Matratze ab und beugte sich über sie. »Kann ich dir etwas bringen?«
    »Wasser, bitte.« Jades Hand zitterte, als sie kurz darauf den Plastikbecher an den Mund setzte, es aber schaffte, einen Schluck zu trinken, ohne etwas zu verschütten. Ihre Kehle fühlte sich an wie ausgedörrt, als wäre sie tatsächlich stundenlanger Folter ausgesetzt gewesen, mit gerade so viel Nahrung und Wasser, dass sie nicht starb. Auch jetzt, noch Monate später, schaffte sie es nicht, irgendwo hinzugehen, ohne für alle Fälle etwas zu trinken mitzunehmen. Tat sie das nicht, durchlebte sie regelrechte Durstattacken, die sich zu allumfassender Panik steigerten, wenn sie nicht sofort etwas trank.
    Schließlich setzte sie die Flasche ab und legte sich im Bett zurück. »Danke.« Hawk setzte sich auf den Stuhl und nahm ihre Finger zwischen seine Hände. Es lag so viel Wärme in seinen Augen, dass sich ihre Kehle zusammenzog. »Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe, das wollte ich nicht.« Sie holte tief Luft. »Das ist einer der Gründe, warum ich …«
    Als sie nicht weitersprach, schoben sich Hawks Augenbrauen zusammen. »Warum du mich auf Abstand hältst?« Jade nickte. Seine Hände drückten fester. »Es ist schlimm, das mitzuerleben, aber es ist noch viel schwerer zu wissen, dass du so etwas alleine durchmachst und ich nicht bei dir sein kann. Dich nicht halten und die Erinnerungen wenigstens für kurze Zeit verdrängen kann.«
    Ihre Stimme war rau, so sehr bemühte sich Jade, die Tränen zu unterdrücken. »Das weiß ich, Daniel. Aber ich möchte nicht, dass du mich so siehst. Ich ertrage mich selbst nicht mehr.« Sie wollte ihr Gesicht abwenden, aber Hawk ließ das nicht zu.
    »Sieh mich an, Jade.« Er wartete, bis sie sich ihm wieder zugewandt hatte, bevor er weitersprach. »Ich meinte das, was ich im Krankenhaus in Deutschland gesagt habe: Ich möchte jeden Schritt mit dir gemeinsam gehen. Mir ist klar, dass es nicht einfach wird, aber ich bin mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen können.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Für mich bist du immer noch die Jade, in die ich mich damals verliebt habe.«
    Tränen liefen ihre Wangen hinunter. »Aber die bin ich eben nicht mehr! Kannst du das denn nicht sehen?«
    »Innen bist du noch die gleiche, Jade. Sieh dich an, du bist stark, mutig und mitfühlend, genauso wie früher. Natürlich kannst du aus solch einer Erfahrung nicht völlig unverändert hervorgehen, aber ich bin mir sicher, dass du stärker werden kannst als vorher.«
    Wenn sie ihm doch nur glauben könnte! »Und wie mache ich das?« Ihre Stimme war nur noch ein Hauch.
    »Indem du dir jeden Tag sagst, dass du gewonnen hast. Du bist hier und kannst tun, was du willst, während Mogadir im Gefängnis schmort. Du kannst entscheiden wie dein weiteres Leben

Weitere Kostenlose Bücher