Twig im Dunkelwald
drehte den Kopf abrupt zur Seite und biss Twig heftig in den Arm.
»AUA!«, brüllte Twig.
»Igitt!«, kreischte der Spindelkäfer. »Er schmeckt sauer!«
»Warum beißt du mich?«, rief Twig wütend.
» Und er kann sprechen!«, sagte ein anderer verblüfft. »Steck ihn in den Ofen, bevor er Unheil anrichten kann.«
Twig stockte der Atem. In den Ofen ? Mit einem Ruck befreite er sich aus den Zangen des Insekts und rannte einen der vielen kreuz und quer verlaufenden erhöhten Wege entlang. Die vier Insekten nahmen sofort laut kreischend die Verfolgung auf.
Je weiter Twig rannte, desto mehr veränderte sich die unterirdische Landschaft. Zunächst kam er an lauter Feldern vorbei, die von gärtnernden Spindelkäfern gehackt und geharkt wurden. Etwas weiter war der Boden rosa getüpfelt; dort sah Twig etwas aus dem Boden sprießen. Dahinter waren Felder voller glänzender rosafarbener Pilze, die wie schwammige Geweihe aussahen.
»Jetzt haben wir dich«, sagte ein Verfolger.
Twig wurde langsamer. Vor ihm standen zwei der Spindelkäfer. Er drehte sich um. Die anderen beiden näherten sich von hinten. Er hatte keine andere Wahl. Er sprang von dem erhöhten Weg herunter und rannte über das Feld mitten durch die rosafarbenen Pilze.
»ER IST IN DEN BEETEN MIT DEN PILZEN«, kreischten die Käfer. »MAN MUSS IHN SOFORT STOPPEN!«
Twigs Mut sank, als er feststellte, dass er nicht der Einzige auf dem Pilzfeld war. Überall um ihn herum standen riesige, schwerfällige Tiere. Sie waren durchsichtig wie die Spindelkäfer und damit beschäftigt, die Pilze zu fressen.
Twig sah, wie die zerkauten Pilze durch Schläuche im Körper zum Magen wanderten und von dort am Rücken entlang in einen gewaltigen, knollenförmigen, mit einer rosafarbenen Flüssigkeit gefüllten Sack. Eines der Tiere sah auf und ließ ein tiefes Brummen vernehmen. Andere fielen ein und bald füllte ein ohrenbetäubendes Brummen die Luft.
»HALTET DEN SCHÄDLING!«, kreischten die Käfer. Die großen Milchtrampel marschierten auf Twig zu.
Twig rannte hierhin und dorthin und zwischen den durchsichtigen Kolossen hindurch. Rutschend und schlitternd sprang er über die zertretenen Pilze und schaffte es im letzten Moment ans andere Ende des Feldes. Er kletterte die Böschung hinauf und spürte noch den warmen Atem eines Milchtrampels, der nach seinem Knöchel schnappte.
Aufgeregt sah er sich um. Links und rechts von ihm verlief der Weg, doch war er in beiden Richtungen blockiert. Hinter ihm kamen die Milchtrampel immer näher, vor ihm fiel ein von Furchen durchzogener Hang steil ab und verschwand weiter unten im Dunkeln.
»Was jetzt?«, keuchte er. Es blieb ihm nichts anderes übrig, er musste den Hang hinunter. Hals über Kopf stürzte er auf das Dunkel zu.
»ER RENNT ZUR HONIGGRUBE!«, kreischten die Spindelkäfer. »SCHNEIDET IHM DEN WEG AB! ABER DALLI !«
Doch die Milchtrampel mit den schweren Honigsäcken, die sie vorsichtig hinter sich herschleiften, waren viel zu langsam. Twig ließ sie bald weit hinter sich zurück. Immer tiefer rannte er hinunter.
Wenn ich bloß …, dachte er. Da öffnete sich der Boden vor ihm. Er schrie, aber er war so schnell, dass er nicht mehr bremsen konnte.
»NEIN!« Verzweifelt strampelte er mit den Füßen in der Luft. »NEIIIIIIIIN!« Er stürzte ins Leere.
Ein gewaltiges Platschen ertönte. Twig war in der Mitte eines tiefen Teichs gelandet und ging unter. Im nächsten Moment kam er hustend und spuckend wieder hoch. In Panik schlug er um sich.
Die durchsichtig rosafarbene Flüssigkeit war warm und schmeckte süß. Sie lief ihm in Ohren, Augen und Mund. Etwas davon schluckte er sogar.
Er starrte die steilen Wände der Grube hinauf und stöhnte. Nun war er vom Regen in die Traufe geraten. Hier kam er nie mehr heraus.
Die Spindelkäfer und Milchtrampel hoch über ihm waren offenbar zum selben Schluss gekommen. »Da kann man nichts mehr machen«, hörte Twig sie sagen. »Das muss sie jetzt lösen. Wir haben zu tun.«
Und damit knieten die Spindelkäfer sich vor die Milchtrampel hin und begannen, an den Zitzen der Honigsäcke zu ziehen. Rosafarbene Strahlen spritzten in die Grube hinunter.
»Die melken sie ja«, keuchte Twig erstaunt. Er versuchte seinen Kopf durch Wassertreten über der klebrigen Flüssigkeit zu halten. Um ihn regnete es klebrigen Honig.
»HOLT MICH HIER RAUS!«, brüllte er. »Ihr könnt mich doch nicht hier drin lassen … blubber, blubber, blub, blub …«
Er sank nach unten. Die
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