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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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Rührlöffel und steckte ihn in den blubbernden Honig. »Rühr um, rühr um, rühr um«, trällerte sie dazu. »Erst rechts, dann links, dann rundherum.«
    Sie tauchte einen ihrer Wurstfinger in den Topf und lutschte ihn nachdenklich ab. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Wunderbar«, sagte sie. »Obwohl wir vielleicht noch ein klein wenig mehr brauchen.«
    Sie legte den Rührlöffel hin und marschierte schnaufend zu einer dunklen Nische im hinteren Teil der Küche. Dort sah Twig einen Brunnen, der neben den Küchenschränken und dem Tisch ganz unpassend wirkte. Grobmutter packte die hölzerne Kurbel und begann zu drehen. Das Ende des Seils kam in Sicht und sie betrachtete es erstaunt.
    »Wo ist denn der blöde Eimer?«, murmelte sie.
    Dann fiel es ihr ein. Sie nahm den Eimer vom Haken und sah hinein.

    »Ah!«, grunzte sie überrascht. »Ich habe vergessen den Abfall wegzuschütten.«
    Sie watschelte mit dem Eimer zur Spüle. Aufgeregt starrte Twig über den Rand. Was genau meinte sie mit »den Abfall wegschütten«? Er brauchte nicht lange auf eine Antwort zu warten. Ein scharfer Wasserstrahl, der so kalt war, dass es ihm den Atem verschlug, donnerte auf ihn herab. Er wirbelte im Kreis herum, während Grobmutter den Eimer ausspülte.
    »Huuuuu!«, heulte Twig benommen. Im nächsten Augenblick kippte Grobmutter den Eimer und schüttete den Inhalt mitsamt Twig in das Abfallrohr.

    »Nein!«, schrie er, während er wild strampelnd Hals über Kopf durch das Rohr fiel. Am unteren Ende landete er mit einem Plumps auf einem warmen, weichen und feuchten Haufen.
    Er setzte sich auf und sah sich um. Die lange, biegsame Röhre, durch die er gefallen war, war nur eine von vielen. Die Röhren baumelten sacht und leuchteten im Schein der rosa glühenden, wächsernen Decke hoch über seinem Kopf. Ausgeschlossen, dass er da je wieder hinaufkam. Was sollte er jetzt tun? Immer schön eins nach dem anderen, dachte er. Auf dem verrottenden Haufen rechts von ihm entdeckte er ein noch genießbares Saftholz. Er nahm es und wischte es an seiner Hammelhornweste ab, bis die rote Haut glänzte. Hungrig biss er hinein. Roter Saft lief ihm übers Kinn.
    Er lächelte glücklich. »Schmeckt doch prima!«, murmelte er.

 
KAPITEL 7
    Spindelkäfer und Milchtrampel
     
    T wig aß das Saftholz auf und warf den Kern weg. Das schmerzhafte Kneifen in seinem Magen war vergangen. Er stand auf, wischte sich die Hände an der Weste ab und sah sich um. Er befand sich mitten auf einem gewaltigen Komposthaufen in einer unterirdischen Höhle, die genauso riesig war wie die Kolonie darüber.
    Mit fest zusammengepressten Lippen und angehaltenem Atem stieg Twig von dem faulenden Haufen herunter und kletterte auf den Wall, der den Kompost umgab. Er sah zur Decke hinauf. »Wenn es einen Weg herein gibt«, murmelte er grimmig, »muss es doch auch einen hinaus geben.«
    »Nicht unbedingt«, sagte eine Stimme.
    Er fuhr zusammen. Wer hatte da gesprochen? Etwas bewegte sich auf ihn zu, Licht fing sich auf einem durchscheinenden Körper und einem keilförmigen Kopf und erst jetzt bemerkte Twig, dass das Wesen, das gesprochen hatte, praktisch schon vor ihm stand.
    Es war groß und spitz und sah aus wie eine Art gläsernes Rieseninsekt. Twig hatte noch nie so etwas gesehen. Er kannte weder die unterirdischen Schwärme von Spindelkäfern noch die schwerfälligen Milchtrampel, die von den Spindelkäfern versorgt wurden.
    Plötzlich machte das Insekt einen Sprung nach vorn und packte Twig mit seinen Klauen am Kragen. Twig schrie auf. Der unruhig zuckende Kopf unmittelbar vor ihm schien nur aus herumfuchtelnden Fühlern und riesigen Facettenaugen zu bestehen, die in dem dämmrigen Licht grün und orange funkelten.

    »Hier ist noch einer«, rief das Insekt. Twig hörte ein trippelndes Geräusch näher kommen. Drei weitere Spindelkäfer tauchten auf.
    »Ich weiß wirklich nicht, was mit ihr los ist«, sagte der erste.
    »Eine ziemliche Schlamperei, würde ich sagen«, sagte der zweite.
    »Sie jammert als Erste, wenn der Honig nichts wird«, sagte der dritte. »Wir müssen ein ernstes Wort mit ihr reden.«
    »Das nützt doch nichts«, sagte wieder der erste. »Ich habe ihr das schon einmal gesagt, ach was, tausendmal …«
    »NUR GEMÜSE, KEINE TIERE!«, stimmten alle ein. Sie klangen sehr verärgert.
    Der Käfer, der Twig festhielt, musterte den Jungen eingehend. »Der ist anders als das Ungeziefer, das wir sonst haben«, befand er. »Der hier hat Haare.« Er

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