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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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kühlen Luftzug auf dem Gesicht.

    Er schloss die Augen und atmete die frische Luft tief ein. Als er die Augen wieder öffnete, war der Kobold verschwunden. Twig ging um eine Ecke und sah vor sich Licht. Sonnenlicht, das durch das große Eingangstor hereinströmte.
    Er begann zu laufen, immer schneller, und konnte gar nicht glauben, dass er es geschafft hatte. Durch einen letzten Tunnel … durch die Eingangshalle und … HINAUS!
    »HURRA!«, brüllte er.
    Vor ihm standen drei Kobolde. Sie drehten sich zu ihm um und starrten ihn betrübt an.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Twig gut gelaunt.
    »Sehen wir etwa so aus?«, sagte einer.
    »Grobmutter wollte uns vergiften«, sagte ein anderer.

    »Und deshalb haben wir sie bestraft«, ergänzte der dritte.
    Niedergeschlagen sah der erste auf seine dreckigen nackten Füße. »Aber das war nicht klug«, sagte er.
    Die anderen beiden nickten. »Wer gibt uns jetzt zu essen?«, sagten sie. »Wer beschützt uns vor dem Schleimschmeichler?«
    Plötzlich brachen alle drei in Tränen aus. »Wir brauchen Grobmutter doch«, jammerten sie alle gleichzeitig.
    Twig starrte die Kobolde in ihren dreckigen Lumpen an und schnaubte verächtlich. »Jetzt müsst ihr eben selbst für euch sorgen«, sagte er.
    »Aber wir sind müde und haben Hunger«, wehklagten die Kobolde.
    Twig sah sie böse an. »Na …« Er brach ab. Er hatte sagen wollen: »Na und?«, wie die drei Kobolde damals zu ihm gesagt hatten, als er ihre Hilfe gebraucht hatte. Aber er war kein Kobold. »Ich auch«, meinte er deshalb nur. »Ich auch.«
    Und damit drehte er der Koboldkolonie den Rücken zu, überquerte den Vorplatz und kehrte in den Dunkelwald zurück.

 
KAPITEL 8
    Der Banderbär
     
    B eim Gehen knöpfte Twig die Knebel seiner Felljacke auf. Der Wind hatte gedreht und die Luft roch herbstlich frisch. Das Wetter war so wenig berechenbar wie überhaupt alles im tückischen Dunkelwald.
    Ein Schneeschauer war niedergegangen, doch der Schnee auf den Blättern über ihm schmolz rasch. Der ganze Wald tropfte. Twig, dem immer noch heiß war, blieb stehen, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Eisige Wassertropfen spritzten ihm ins Gesicht. Es war wunderbar erfrischend.
    Da streifte etwas Großes und Schweres seinen Kopf – so heftig, dass er hinfiel. Bewegungslos blieb er liegen und wagte nicht aufzusehen. Was hatte ihn gestreift? Der Schleimschmeichler? Gab es das Ungeheuer denn wirklich? Wenn ja, dann hatte es sowieso keinen Zweck, sich am Boden zu verkriechen. Twig öffnete die Augen, sprang auf und zückte das Messer.
    »Wo bist du?«, schrie er. »Zeig dich!«
    Nichts geschah. Zu hören war nur das stete Tropfen von den Bäumen. Wieder fiel etwas Großes, Schweres mit einem Plumps herunter, diesmal direkt hinter ihm. Er fuhr herum. Eine gewaltige Schneehaube hatte sich von den Ästen über seinem Kopf gelöst und einen Kammbusch platt gedrückt.
    Twig griff an seinen Kopf. In seinen Haaren war Schnee und überall um ihn herum war Schnee. Er musste lachen. »Schnee«, sagte er. »Das ist des Rätsels Lösung. Es war nur Schnee.«
    Er ging weiter. Das Tropfen wurde immer lauter. Das Wasser kam herunter wie bei einem heftigen Regenschauer. Twig war bald bis auf die Haut durchnässt. Je tiefer er in den Wald drang, desto sumpfiger wurde der Boden und jeder Schritt kostete ihn Anstrengung – eine Anstrengung, die durch den Hunger noch verstärkt wurde.
    »Bei den Schlächtern habe ich zum letzten Mal etwas Richtiges gegessen«, murmelte er. »Und der Himmel weiß, wie lange das her ist.«
    Er sah auf. Die Sonne schien wieder hell, er spürte die zunehmende Wärme sogar hier unten auf dem mit Sonnenflecken gesprenkelten Waldboden. Aus dem feuchten Boden stiegen dünne Nebelschwaden. Die Hammelhornweste trocknete allmählich und es war, als ob Twig dabei selbst anfing zu dampfen.
    Sein Magen knurrte ungeduldig. Er konnte den Hunger, der in seinen Eingeweiden nagte, nicht länger beiseite schieben. »Ich weiß schon«, sagte er. »Du kriegst was, sobald ich was finde. Das Problem ist nur, dass es essbar sein muss.«
    Er kam zu einem Baum, der voller dicker, runder, tiefroter Früchte hing. Einige waren so reif, dass die Haut aufgeplatzt war und goldgelber Saft heraustropfte. Twig leckte sich die Lippen. Die Früchte sahen einfach köstlich aus, so saftig und süß. Er langte nach oben und zog an einer.
    Sie fühlte sich weich an und löste sich mit einem Schmatzen vom Stängel. Twig drehte sie in seiner Hand

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