Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Leute waren nicht mehr da – sie mussten das Gebäude betreten haben, während ich mit Christoph und Sabine gekämpft hatte. Nur die Autos waren noch da, sie glitzerten in der schwindenden Sonne.
Ich blickte über die Schulter zurück. Christoph hatte es aufgegeben, uns folgen zu wollen. Seine Lippe war wieder aufgesprungen. Ich konnte das Blut sehen. Sabine stand ein Stück hinter ihm.
» Wie lange habe ich? « , verlangte ich zu wissen. » Wie lange, bis die Bombe hochgeht, Sabine? «
» Es ist jeden Moment so weit « , erwiderte sie.
Ich schüttelte den Kopf. » Du wärst nicht so nah rangekommen, wenn das stimmen würde. «
» Ich bin gekommen, um dich aufzuhalten « , sagte sie. » Ich bin gekommen, um dich zu retten … «
» Und ich werde dort hineingehen. « Ich zeigte mit dem Kinn auf die Anstalt. » Wie viel Zeit habe ich, um heil herauszukommen, Sabine? «
Sie machte einen Schritt auf uns zu. Sie brachte ihre Stimme unter Kontrolle, bis sie so ruhig klang wie immer. » Du hast gar keine Zeit, Eva. Komm einfach wieder her … «
» Ich gehe dort hinein. « Meine Ruhe stand ihrer in nichts nach. » Ich werde sie nicht alle sterben lassen, Sabine. Das kann ich nicht. Damit könnte ich nicht leben. Ich werde nicht zulassen, dass Ryan damit leben muss. « Ich fixierte sie und flüsterte: » Ich werde nicht zulassen, dass du damit leben musst, Sabine. Jetzt kannst du mir entweder verraten, wie viel Zeit ich habe, um heil da rauszukommen, oder ich werde mein Glück einfach mit Schätzen versuchen. «
, sagte Addie.
Sabine starrte uns schweigend an.
Ich wandte mich ab und ging auf die Anstalt zu.
» Dreizehn Minuten « , sagte Sabine. » Dreizehn Minuten. Mehr nicht. «
Kapitel 38
An der Tür auf der Rückseite des Gebäudes stand ein Wachmann. Er guckte überrascht, als er mich auf sich zurennen sah, dann machte er mit weit ausgebreiteten Armen und erhobenen Händen einen Schritt auf mich zu. » Hey, hey! Was machst du hier? Das … «
» Sie müssen da raus! « , schrie ich. Er versuchte, mich zu packen, und ich sprang zurück, außer Reichweite. » Sie müssen sie da rausholen! « Unser Herz schlug so laut, dass ich meine eigenen Worte kaum hörte, so fest, dass jeder Schlag eine Explosion in unserem Brustkorb auslöste. » Da ist eine Bombe. Da ist eine Bombe im Gebäude. Sie müssen sie alle rausholen. «
Der Wachmann runzelte bloß die Stirn. Er glaubte mir nicht. Mein Gott, er glaubte mir nicht!
Ich schob mich an ihm vorbei, ignorierte seine Rufe. Im Gebäude war es kalt. Meine Schuhe quietschten auf den Fliesen, das Geräusch hallte von den weißen Wänden wider. Weit und breit war niemand anders zu sehen.
Innerhalb von Sekunden waren Addie und ich quer durch die Empfangshalle gelaufen und die Treppe hinaufgestürmt. Was, wenn sie im obersten Stockwerk waren? Oder am anderen Ende des Gebäudes?
Ich warf einen Blick auf unsere Armbanduhr. Noch ein bisschen mehr als elf Minuten.
Wir erreichten den ersten Stock.
» Hallo? « , rief ich.
Unsere Stimme erzeugte ein Echo, aber sonst nichts. Ich rannte den Flur entlang, noch immer rufend, spähte in Räume, durch Fenster. Wir erhaschten kurze Blicke auf schmale Metallbetten, um deren Matratzen die Laken bereits festgesteckt waren. In spartanisch eingerichtete Waschräume, die an Umkleidekabinen erinnerten. Die Porzellanoberflächen schimmerten blitzblank. Aber keine Menschen.
Dann waren wir zurück im Treppenhaus, rannten zur anderen Seite des Gebäudes. Die Treppen hier waren eng und lang, zwei Fluchten pro Stockwerk. Wir waren außer Atem vom Rennen und Rufen.
Mit einem schwachen Ruf stürzten wir auf den Flur des zweiten Stocks. » Irgendjemand hier …? «
Sie wandten sich wie ein Mann zu uns um. Die ganze Gruppe. Wir erstarrten, unser Mund stand noch offen, unsere Kehle versuchte nach wie vor, das Ende unserer Frage hervorzupressen.
Dreizehn insgesamt, mehr Männer als Frauen, alle formal gekleidet.
Bei dem, der Addie und mir am nächsten war, handelte es sich um Jenson.
Er starrte uns an, genau wie die anderen. Aber im Gegensatz zu ihnen keimte in seinem Blick Wiedererkennen auf. Seine Nähe brachte mich fast zum Straucheln. Ich schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen.
» Sie müssen alle hier raus « , sagte ich. » Sie müssen das Gebäude verlassen. «
Niemand rührte sich vom Fleck. Eine Frau wandte sich Jenson zu, dessen Blick unverwandt auf unserem Gesicht
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