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Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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unter unseren Sohlen.
    Weit draußen im Wasser schnitt ein kleines Boot durch die Wellen. Ich verfolgte es mit zusammengekniffenen Augen, die Hand erhoben, um unsere Augen vor der Sonne abzuschirmen. In den ersten Jahren der Großen Kriege waren Flüchtlinge auf der Suche nach Schutz und Sicherheit in Schiffen aus dem Rest der Welt in die Americas gekommen. Anfangs war ihnen die Einreise erlaubt worden, doch dann kam es zu den Invasionen, die antihybride Stimmung griff um sich, und die Schiffe wurden abgewiesen. Viele der Hybriden, die bereits im Land waren, wurden festgenommen und in Lager gesteckt. Manche sagten, sie wurden ermordet – oder zumindest exekutiert –, weil man sie des Hochverrats verdächtigte. Danach wurden die Anstalten als Friedensangebot verstanden. Als Hort der Zufriedenheit und der Sicherheit, nicht des Mordens.
    Diese Heilmethode, von der Jenson gesprochen hatte – auch sie musste den Menschen wie ein Akt der Güte erscheinen.
    » Ich dachte, wir hätten den ganzen Sommer « , sagte ich über die Schulter zu Ryan. Ich konnte beinah das Salzwasser auf unseren Lippen schmecken, den Meeresschlick auf unserer Haut spüren. Alles roch berauschend und rau und ungezähmt. » Als wir das letzte Mal hier waren, meine ich. Ich dachte, wir hätten den ganzen Sommer, um herzukommen und zu schwimmen und draußen zu sein. «
    Ryan führte uns weiter den Strand entlang, weg von der bevölkerten Promenade. Hier waren wir ganz allein. Ich zwirbelte unsere Haare aus unserem Nacken, weil ich die heißen Sonnenstrahlen auf der Haut spüren wollte. Ich stellte mir vor, ihre Wärme könne uns bis ins Innerste durchdringen und die Schatten verjagen, die sich in unserer Brust festgesetzt hatten.
    » Hier soll es selbst im Herbst nicht richtig kalt werden « , sagte Ryan. » Vielleicht heben sie ja schon bald die Ausgangssperre auf. «
    Es war Mitte August, aber keiner hatte etwas davon gesagt, uns in der Schule anzumelden. Ich wusste nicht, ob ich darüber erleichtert sein sollte. Die Schule würde womöglich die Hölle sein – ständig eine Fassade aufrechterhalten, versuchen, Freunde zu finden, von denen wir wussten, dass sie uns sofort abschreiben würden, falls sie einen Fingerzeig erhielten, wer wir wirklich waren. Aber wenn Peter und die anderen nicht vorhatten, uns hier in Anchoit anzumelden, hieß das unter Umständen, dass sie nicht davon ausgingen, wir würden lange genug bleiben, damit es sich lohnte.
    Ich schwieg einen Moment, unsere Schuhe baumelten von unseren Fingerspitzen. Ich hatte in den vergangenen paar Wochen so viele Geheimnisse bewahrt. Hauptsächlich vor Emalia und Sophie. Aber nun wurde mir klar, dass ich ein spezielles Geheimnis auch vor Ryan und Hally bewahrt hatte.
    » Peter hat vor, uns woandershin zu schicken. «
    Ryan fuhr herum, um mich anzusehen. » Was? Wann hat er das gesagt? «
    » Vor einer Weile. « Ich wandte den Blick ab. » Es geht nicht nur um Addie und mich. Er will uns alle aus Anchoit raushaben – dich, Hally und auch Kitty. Er glaubt, hier sind wir nicht sicher. «
    » Peter hält nichts für sicher « , sagte Ryan. Die plötzliche Bitterkeit in seiner Stimme raubte dem Tag etwas von seiner Wärme.
    Dann setzte er sich mit einem Seufzen in den Sand und zog uns mit sich. Er lehnte seinen Kopf an unseren, und ich versuchte, mich zu entspannen, weil das hier so leicht, so einfach hätte sein sollen. Aber das war es nicht. Addies Abwehr blutete in unsere Muskeln, injizierte Starre in unsere Muskeln. Sie sagte nichts, aber das brauchte sie auch nicht. Ich hätte mich von Ryan lösen sollen. Aber ich wollte nicht. Stattdessen nahm ich seinen Arm und zog ihn an mich, als ich mich hinlegte, geborgen in der Wärme der Sonne und des Sandes und seiner Haut.
    Der Himmel war fast wolkenlos. So blau, dass sein Anblick schmerzte.
    » Was hältst du von dem Plan? « Ryans Stimme ertönte leise direkt neben unserem Ohr.
    Nachdem wir so lange still darüber nachgedacht hatten, fühlte es sich merkwürdig an, die Frage laut ausgesprochen zu hören. Noch merkwürdiger war es, zu realisieren, dass wir erst vor weniger als vierundzwanzig Stunden von Sabines Plan erfahren hatten.
    » Ich will es machen « , sagte ich zum Himmel, zu dem Sand, dem Meer.
    , sagte Addie. Es war kein Einwand. Sie hatte seit dem vorangegangenen Abend keinen Einwand gegen den Plan mehr vorgebracht. Aber sie betonte meinen Namen wie eine Warnung. Oder nein, keine Warnung. Eine Bitte vielleicht. Eine Bitte, noch

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