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Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Titel: Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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umarmt hatte.
    »Von wegen Missverständnis. Du hast mein Auto gestohlen, du kleine Ratte.«
    »Nein, ich habe es mir ausgeliehen. Ich hatte bloß nicht daran gedacht, es dir zu sagen.«
    »Das ist widerrechtliche Aneignung! Du schuldest mir mindestens eine Entschädigung.«
    »Wie wär’s damit: Ich bezahle dir eine Tankfüllung, und wir sind quitt?«, schlug Rae vor.
    »Das ist doch nicht dein Ernst«, antwortete ich hitzig.
    »Rae«, mahnte Dad.
    »Du hast im Moment weder Job noch Geld. Ich trete dir gern einen Teil meiner Einnahmen von heute Nacht ab«, redete sie fröhlich weiter.
    »Pass auf, jetzt drehe ich dir den Hals um«, sagte ich.
    »Hier? Dann behalten sie dich gleich da.«
    Ich wollte mich gerade auf sie stürzen, als Henry mich mit beiden Armen zurückhielt und meinem Vater zurief: »Nehmen Sie Rae endlich mit!«
    Während Mom und Dad sie hinausbegleiteten, rief ich ihr noch ein paar Drohungen hinterher:
    Du bist tot!
    Glaub ja nicht, dass du so billig davonkommst!
    Warte nur, bis du dein eigenes Auto hast!
    »Bist du jetzt fertig?«, fragte Henry, als meine Familie längst außer Hörweite war und ich immer noch aus vollem Halse schrie.
    »Ja«, sagte ich und spürte, wie die Ungerechtigkeit dieser Situation mich mit voller Wucht ereilte.
    Das war aber noch nicht alles. Ich musste geschlagene zwei Stunden warten, bis mein Auto vom Abschlepphof freigegeben wurde. Henry leistete mir Gesellschaft, wobei wir meist müde schwiegen. Zum Abschied – zum Trost – sagte er: »Wir können ihr immer noch die kalte Schulter zeigen.«
    Auf der Heimfahrt ging mir das Benzin aus.

BYE-BYE, MORTY
    Sonntag um 15 Uhr sollten Ruth und Morty nach Miami fliegen, so dass meine Mutter für sie einen Abschiedsbrunch in der Spellman-Residenz veranstaltete. Mein Anwalt hatte sich Moms ewige Dankbarkeit erworben, als er mich im vergangenen Jahr vor dem Knast bewahrte. Und wie alle, die ihn kannten, war sie traurig, ihn ziehen zu sehen.
    Um Mom zur Hand zu gehen, tauchte ich früher als die anderen Gäste in der Clay Street 1799 auf. Während sie noch aufräumte, arrangierte ich Häppchen, Schnittchen und Gebäck auf Servierplatten. Rae sollte den Tisch decken. Als sie mich in der Küche sah, sagte sie »Hi«, als ob nichts vorgefallen wäre. Ich zeigte ihr die kalte Schulter, aber das merkte sie gar nicht, weil sie bereits wieder ins Wohnzimmer flitzte. Und als sie zurückkam und mich fragte, wie viele Gäste erwartet wurden, antwortete Mom, bevor ich den Mund nicht aufmachen konnte: »Wir brauchen zehn Gedecke.«
    Kurz darauf fanden sich alle Gäste ein: Henry, David, Gabe, Petra – und natürlich Ruth und Morty, die Ehrengäste.
    In der Küche wisperte ich Mom zu: »Bisschen seltsam, David die Anwesenheit seiner Ex-Frau zuzumuten, findest du nicht?«
    »Wir sind doch alle erwachsen«, antwortete sie, als Rae gerade an uns vorbeiging.
    »Nicht alle«, sicherte ich mir das letzte Wort.
    Am Tisch herrschte eine durchwachsene Stimmung: Manche Gäste waren traurig, manche beklommen, der eine unleidlich (Dad, weil er Hunger hatte) und die andere orientierungslos (Rae). Morty schien von allem etwas zu empfinden und versuchte, sich zu beruhigen, indem er sich mit Häppchenvollstopfte. Das ging so weit, dass Ruthy irgendwann sagte: »Du wirst auch in Miami nicht darben müssen, Morty.«
    Petra und David wechselten manchmal einen betretenen Blick, aber Mom war jetzt viel netter zu ihrer Ex-Schwiegertochter. Dafür brauchte Rae eine Weile, bis ihr aufging, dass Henry ihr die kalte Schulter zeigte.
    »Kannst du mir bitte die Kekse geben, Henry?«, fragte sie.
    Er rührte keinen Finger.
    Rae dachte, er hätte sie nicht gehört, und schrie fast:
    » HENRY , GIBST DU MAL BITTE DIE KEKSE RÜBER ?«
    In der Hoffnung, den schwelenden Konflikt erst gar nicht aufflammen zu lassen, reichte David die Schale weiter, aber Rae nahm davon keine Notiz. Sie starrte Henry unentwegt an, um ihn aus der Fassung zu bringen, was ihr auch nach längerer Zeit nicht gelang.
    »Oh, jetzt verstehe ich. Du redest wieder nicht mit mir«, sagte sie. Dann drehte sie sich zu mir: »Du etwa auch nicht?« Sie versuchte, meinen Blick aufzufangen, aber ich reagierte nicht.
    Rae musterte die anderen Gäste reihum: »Wer von euch noch mit mir spricht, möge die Hand heben.«
    Alle außer Henry und mir hoben milde lächelnd die Hand.
    »Ihr solltet euch alle was schämen«, sagte ich.
    Zwei Stunden und mehrere Pfund Lachs später löste sich die Runde allmählich auf.

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