erklären lässt.«
Ich hätte David mehr als eine Erklärung liefern können: seine kürzlich erfolgte Scheidung, die nahenden mittleren Jahre und den Zeitgeist. Oder den Discovery Channel.
Stattdessen sagte ich: »Meine Therapeutin wäre von dir begeistert.«
»Und wie steht’s mit dir? Wie läuft die Therapie?«, fragte er, froh, das Gespräch ganz selbstverständlich auf mich lenken zu können.
»Hab schon 19 Sitzungen überstanden, inklusive der mit Dr. Ira. Jetzt bleiben nur noch fünf.«
»Hast du denn irgendetwas Neues über dich erfahren?«
»Klar, aber ich kann dir nicht sagen, was, wegen der Schweigepflicht.«
David verdrehte die Augen, konnte aber ein Grinsen nicht unterdrücken. »Die gilt nur für die behandelnden Ärzte, nicht für die Patienten. Du kannst ganz offen sprechen.«
Ich schwieg. Lange.
»Warum bist du eigentlich hier?«, fragte er, leicht entnervt.
»Gute Frage«, erwiderte ich. »Und jetzt fällt mir auch ein, was ich dich fragen wollte: Warum hast du diese Frau mit den merkwürdigen Fragen auf Maggie angesetzt?«
David ging zur Hausbar und schenkte sich einen Drink ein. Er drehte mir bewusst den Rücken zu, als er sagte: »Warum sollte ich so etwas tun?« Das hörte sich glaubwürdig an, aber ich glaubte ihm keine Silbe. Er war schließlich ein Spellman, das Lügen lag ihm im Blut.
»Das hätte ich dir fast abgenommen, wenn du dir die komplett schwachsinnige Frage nach den Monkees verkniffen hättest. Niemand weiß besser als ich, dass du diese Band aus unerfindlichen Gründen hasst, während der Rest der Welt längst vergessen hat, dass es sie jemals gab.«
David zögerte kurz, bevor er sich doch noch zu einer ehrlichen Antwort aufraffte. »Ich könnte niemals mit einer Frau zusammen sein, die mal für Davy Jones geschwärmt hat. Einfach undenkbar. Eine Frage der Selbstachtung.«
»Wie soll Maggie für ihn geschwärmt haben? Als sie geboren wurde, waren die Monkees schon Geschichte.«
»Ich mag sie wirklich sehr«, sagte er leise, als handele es sich um ein dunkles, gefährliches Geheimnis.
»Das habe ich mir schon gedacht«, antwortete ich. Schließlich hatte Rae keine Mühen gescheut, um die beiden miteinander bekannt zu machen. Und sei es nur, um Henry eins auszuwischen.
»Was soll ich tun?«, fragte er.
»Erst mal gar nichts. Lass Rae für dich arbeiten. Sie wird sich bestimmt noch ein paar Verkupplungsmaßnahmen einfallen lassen. In wenigen Wochen ist es dann so weit, und du kannst Maggie ausführen.«
»Was ist mit Henry?«
»Um ihn brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich habe ihn neulich mit einer anderen Frau überrascht.«
»Du findest also nichts dabei?«, hakte er nach.
»Nein. Du solltest nur eines beherzigen: Lass die Finger von Maggies Jackentaschen, selbst wenn du Süßigkeiten darin vermutest.«
»Was?«
»Tu einfach, was ich dir sage.«
Mehr konnte ich für David nicht tun. Ich überlegte, ob ich es riskieren sollte, in die Kellerwohnung zu schlüpfen.
»Was machst du heute Abend«, fragte ich scheinheilig.
»Zu Hause bleiben und ein gutes Buch lesen. Das kann ich dir nur empfehlen.«
»Klingt toll«, sagte ich. »Bis bald.«
Da ich keine Lust hatte, durch die Stadt zu irren, nahm ich das Risiko auf mich und schlich ums Haus.
Als es mir wieder gelungen war, unbemerkt einzudringen, holte ich meinen Laptop hervor und prüfte meine Mails.Und siehe da, fairydust611 hatte mich auch diesmal nicht enttäuscht.
Von: Fairy Dust [
[email protected]]
An: Izzy Ellmanspay [
[email protected]]
Betreff: AW: AW: Linda Truesdale
Hi Izzy, an Sharon Meade kann ich mich gut erinnern. Ein süßes Mädchen, zwei Stufen unter mir. Am besten kontaktieren Sie ein paar Absolventen aus dem Jahr 1983. Die wissen vielleicht mehr.
Viel Glück,
Betty
Ich schickte ihr ein paar Dankeszeilen und suchte mir dann eine Ehemalige aus Sharons Jahrgang, die ebenso rege postete wie fairydust611. Diese trug den exotischen Vornamen Lavae und betrieb sogar einen eigenen Blog. Ich mailte ihr meine Anfrage, danach legte mich hin. Es war schon spät, und ich musste für die nächste Nacht vorschlafen.
WER ZULETZT LACHT
Um Rae eine Lektion zu erteilen, hatten Henry und ich einen raffinierten Sabotageplan ausgetüftelt. Sie sollte nicht bloß auf frischer Tat ertappt werden – das wäre zu einfach gewesen. Wir wollten ihr im wahrsten Sinne des Wortes die Tour vermasseln .
Am folgenden Abend blinkte um halb eins das Alarmzeichen auf dem Bildschirm, um mir anzuzeigen,