Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

dass mein Auto bewegt wurde. Ich warf mir die Jacke über, packte den Laptop ein und schulterte meinen Rucksack, bevor ich auf Zehenspitzen hinausschlich. Ich lief bis zur Ecke Van Ness und Broadway vor, um ein Taxi anzuhalten. Unterwegs klingelte ich Henry an: »Es geht los. Die Zielperson sitzt im Auto. Ich bin gleich bei dir.«
    Phase 1
    Eine knappe Viertelstunde später saß Henry am Steuer seines Autos, während ich ihn vom Beifahrersitz aus dirigierte, das aufgeklappte Laptop auf den Knien. Mein Fahrzeug parkte inzwischen auf der Baker Street (in der Nähe des Golden Gate Park).
    Henry drosselte das Tempo, als wir die Baker Street erreichten. Bald erspähte ich meinen ollen Buick vor der Einfahrt eines noblen Einfamilienhauses.
    »Wenn sie die Einfahrt blockiert, fährt sie vermutlich gleich wieder los, was meinst du?«, fragte ich.
    »Ich denke, du kannst es trotzdem wagen. Ich halte solange Ausschau. Wenn du den linken Hinterreifen nimmst, ist das vom Haus aus nicht zu sehen.«
    Bei ausgeschalteten Scheinwerfern rollte er ein Stück weiter vor. Ich stieg aus und eilte geduckt zu meinem Auto.Nachdem ich die Kappe abgenommen hatte, stach ich mit einer Nadel in das Ventil. Kurz darauf, es war schon einige Luft entwichen, vibrierte mein Handy. Rasch brachte ich die Kappe wieder an und schlich im Schutz einer Reihe geparkter Autos zur nächsten Straßenecke. Dort versteckte ich mich hinter einem Baum, bis Henry mich ein paar Minuten später auflas.
    Er wendete und fuhr so schnell wieder zurück, dass wir meine Schwester bald auf der Divisadero Street Richtung Süden eingeholt hatten.
    »Sie fährt einfach weiter«, sagte ich verwundert.
    »Einen platten Reifen bemerkt man nicht immer auf Anhieb.«
    Rae bemerkte ihn auch später nicht, als sie seelenruhig nach rechts abbog und auf den Outer Sunset zuhielt. Dort fand sie wundersamerweise gleich einen regulären Parkplatz. Sie stieg mit drei Gleichaltrigen aus, zwei Mädchen und einem Jungen. Keinem fiel der Platten auf.
    Die Zielperson und ihre Begleiter betraten in der Nähe ein Haus, aus dem Musik und Gelächter gedämpft zu uns drangen. Henry und mir war weniger nach Lachen zumute. Der Abend verlief ganz anders, als wir ihn geplant hatten.
    »Was jetzt?«, fragte ich. »Wenn sie den Reifen nicht aufpumpt, ist das Rad bald futsch, und ich muss ein neues kaufen. Damit wäre nicht Rae die Gestrafte, sondern ich.«
    »Mal überlegen«, sagte Henry stirnrunzelnd.
    Ich schwieg, um seinen Denkprozess nicht zu stören.
    »Ich hab’s«, sagte er kurz darauf. »Im Kofferraum findest du eine Luftpumpe. Während du den Reifen wieder aufpumpst, klemme ich die Batterie ab.«
    »Du hast eine Luftpumpe dabei?«
    »Batteriebetrieben«, bestätigte er.
    »Wow. Du denkst aber auch an alles«, sagte ich fast zärtlich.
    Er parkte in zweiter Reihe, wir sprangen beide raus, sprinteten über die Straße und erledigten, was wir zu erledigen hatten. Dann setzten wir uns im Auto auf die Lauer.
    Phase 2
    Nach einer Stunde trat die Zielperson allein aus dem Haus, nahm in meinem Buick Platz und versuchte, den Motor zu starten. Kurz darauf stieg sie wieder aus, öffnete die Haube und warf einen prüfenden Blick auf den Motor. Dann ging die Zielperson zum Haus und kehrte eine Minute später mit einem unbekannten jungen Mann und einer Taschenlampe zurück. Beide machten sich eine Weile am Motor zu schaffen, dann setzten sie sich ins Auto. Nach einem erfolgreichen Startversuch fuhr die Zielperson los.
    »Das haben die aber schnell gelöst«, sagte ich niedergeschlagen.
    Henry schwieg und konzentrierte sich auf seine Aufgabe, wie es sich für einen erfahrenen Cop gehört. Er war ein Meister der Beschattung, und bei besserer Stimmung hätte ich mir mit Vergnügen den einen oder anderen Trick abgeschaut. Wir verfolgten die ahnungslose Zielperson zu einer Villa in West Portal und hielten in zweiter Reihe, während der unbekannte junge Mann ausstieg und an die Villentür klopfte. Daraufhin trat ein zweiter unbekannter junger Mann aus dem Haus und ging mit dem UJM Nr. 1 zum wartenden Buick.
    Anschließend fuhren die Zielperson und ihre beiden Begleiter zur Party im Outer Sunset zurück. Das Auto stellte die Zielperson an der nächsten Straßenecke ab.
    Henry parkte gegenüber von meinem Auto in einer Einfahrt.
    »Und jetzt bleiben wir stundenlang in der Kälte sitzen?«, fragte ich.
    »Vielleicht ist das die Strafe für unsere Rachsucht«, erwiderte er mit der Andeutung eines Lächelns.
    »Dann