Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
Henry solche Dinge überwiegend per E-Mail abwickelt, ist nämlich Rae.
Als Henry seine beziehungsweise Maggies Geschichte zu Ende erzählt hatte, stellte ich ihm die Frage, die mir am meisten unter den Nägeln brannte:
»Warum hat sie diesen Vierteldollar hingeknallt?«
»Das habe ich mich auch gefragt«, sagte Henry.
»Meinst du, das war für den Kaffee?«
»Kann sein.«
»Wie lang ist es her, dass man für einen Vierteldollar einen Kaffee kriegen konnte?«
»Sie hat sich in letzter Zeit eine Menge alter Filme angesehen«, erklärte Henry. Dann wechselte er das Thema. »Du musst mir einen Gefallen tun.«
»Schieß los.«
»Du musst Rae zur Vernunft bringen.«
»Warum ich?«
»Diese Frage stelle ich mir auch tagtäglich«, antwortete Henry.
»Hast du schon mal versucht, Rae zur Vernunft zu bringen?«
»Und du?«
»Na gut. Ich mach’s. Ich werde mit ihr reden«, sagte ich.
»Rede bitte auch mit Maggie. Ich brauche eine unabhängige Schiedsperson, um den Friedensplan auszuhandeln. Hier hast du ihre Karte.«
Eine Visitenkarte, die ich eingehend studierte, um Zeit zu gewinnen. Mir lag noch etwas anderes auf dem Herzen, aber ich traute mich nicht so recht, das anzusprechen.
»Du scheinst diese Maggie ja sehr zu mögen.«
»Du findest es vielleicht abwegig, aber ich bin in der Regel nur mit Menschen zusammen, die ich mag.« 35
»Aua. Diese Bemerkung übergehe ich jetzt am besten. Vergiss aber eins nicht: Du brauchst mich.«
»Tut mir leid. Ich habe Kopfschmerzen.«
»Wie ernst?«
»Eine Aspirin dürfte reichen.«
»Nein. Ich meinte Maggie. Wie ernst ist es dir mit ihr?«
»Du hast eine merkwürdige Art, Fragen zu stellen. Was für eine Privatdetektivin bestimmt von Nachteil ist. Hoffentlich klappt es besser, wenn du Fremde befragst.«
»Viel besser.«
»Gut.«
»Du weigerst dich also, meine Frage zu beantworten?«, fragte ich weiter.
»Vielleicht wird daraus was Ernstes. Ich weiß es noch nicht. Und falls ja: Hättest du dazu eine Meinung?«
»Hast du mich eben um meine Meinung gebeten?«
Henry hatte keine Lust, sich mit mir auf ein Frage-und-Antwort-Spiel einzulassen. »Nein, Isabel, ich will gar nicht wissen, ob du eine Meinung hast. Danke, dass du die Sache mit Rae in die Hand nimmst. Der Bourbon war ausgezeichnet«, sagte er, stellte sein leeres Glas ab und ging.
Tja. Diejenigen unter Ihnen, die die Vorgeschichte kennen, denken sicher, dass ich zu diesem Thema eine – sehr klare – Meinung habe und die Gelegenheit hätte nutzen sollen, um dieser Meinung Ausdruck zu verleihen. Stimmt. Ich habe dazu eine Meinung. Die behalte ich aber vorläufig für mich.
Fünf Minuten nachdem Henry gegangen war, tauchte mein Vater auf, um Rae abzuholen. Als ich ihm erklärte, dass sie seit einer guten halben Stunde weg war, beschloss Dad, das Beste aus der Situation zu machen, und legte sich in Davids Hot Tub. Nachdem er auf diese Weise seine Muskeln entspannt hatte, wollte er sein Hirn entspannen, indem er sich vor Davids Fernseher setzte. Er wollte sogar ganz unverfroren mit mir plaudern.
»Wie ist es dir so ergangen?«, fragte er.
»Kann nicht klagen«, antwortete ich und stellte den Fernseher lauter.
Dad schrie, um die Lachkonserve zu übertönen: »Was gibt’s Neues?«
»Bald bin ich mit der gerichtlich verfügten Therapie durch.«
»Ich bin stolz auf dich, Isabel.« Dad bemühte sich sehr, aufrichtig zu klingen.
»Weswegen?«, fragte ich. Die Therapie machte ich schließlich nicht aus freien Stücken. Ich hatte gar nichts unternommen, um meine Probleme zu bewältigen.
Dad starrte den Fernseher an, als hoffte er, dort eine Antwort zu finden. »Na ja, immerhin bist du nicht in neue Schwierigkeiten geraten, oder?«
Verwirrt wandte ich mich meinem Vater zu. Er war nicht der Typ, der einen für nichts und wieder nichts lobte (in meinem Fall für die Nicht-Schwierigkeiten). Offenbar sah ich weniger verwirrt als schuldbewusst drein, denn er fügte hinzu: »Oder täusche ich mich?«
»Nein, gar nicht«, sagte ich und stellte den Fernseher noch lauter.
Danach schwiegen wir beide längere Zeit, während vor unseren Augen ein unsäglich schlechtes Programm flimmerte und das Lachen vom Band uns so verzweifelt wie vergeblichanzustecken versuchte. Als Werbung kam, stellte ich die Lautstärke herunter.
»Was Gutes im Kino gesehen?«, fragte Dad.
Für mein Gefühl reichte es allmählich mit dem Smalltalk, also erinnerte ich ihn an die Vereinbarung, die wir ein paar Tage zuvor in der Bar getroffen
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