Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
hatten. Worauf er mir die vielen Fälle vorhielt, in denen ich wortbrüchig geworden war. Nachdem Dad meine Abendplanung über den Haufen geworfen hatte (Fortsetzung der Hausdurchsuchung), wollte ich wenigstens verhindern, dass er mich um den Schlaf brachte. Ich rief Mom an, die Dad anrief, der sich dann auf die Socken machte. Gegen eins konnte ich endlich ins Bett gehen. Vor dem Einschlafen zählte ich statt Schäfchen die Gründe, die David zur Anschaffung einer Pistole bewogen haben mochten.
KEINE GUTE TAT
Am nächsten Morgen klingelte das Telefon schon bei Sonnenaufgang. Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist, aber sechs Stunden Schlaf sind mein Minimum.
»Hallo?«
»Izzele, hier spricht Morty. Ich brauche jemanden, der mich fährt.«
»Wie spät ist es?«
»Sechs.«
»Wo musst du denn so früh hin?«
»Ich muss noch nirgends hin. Aber ich habe um zehn einen Termin bei deinem Zahnarzt-Spezi. Ich dachte, du könntest mich zu ihm fahren.«
»Warum rufst du um sechs Uhr morgens an?«
»Damit du es rechtzeitig einplanen kannst. Holst du mich ab?«
»Klar. Mach ich.«
»Ich erwarte dich um neun.«
»Aber dein Termin ist erst um zehn.«
»Ich bin gern ein bisschen früher da.«
»Ich nicht.«
»Weißt du eigentlich, dass gerade die neuen Cadillacs ausgeliefert wurden? Ich könnte heute Nachmittag bei meinem Autohändler vorbeischauen.«
»Und wie willst du da hinkommen?«
»Mit dem Taxi. Und dann fahre ich mit einer funkelnagelneuen viertürigen Limousine nach Hause, auf der mein Name steht.«
»Wir sehen uns um neun«, sagte ich und legte auf.
Ich versuchte, wieder einzuschlummern, aber das Universum hatte sich gegen meine Morgenruhe verschworen, oderzumindest die Golden Gate Recycling Company. Der schrill klirrende Klang zerschellender Glasflaschen stört selbst mich, obwohl ich eine zähe Schläferin bin. Um viertel vor sieben stellte ich die Versuche ein.
»Isabel! Was für eine nette Überraschung«, rief der Zahnarzt, als er mich gemeinsam mit Morty in das Behandlungszimmer treten sah. Daniel Castillo, Doktor der Zahnheilkunde, zugleich mein Ex-Freund Nr. 9, gab mir einen herzlichen Kuss auf die Wange und fragte mich, was zum Teufel ich in seiner Praxis verloren hätte.
»Sie ist meine Chauffeurin«, erklärte Morty, während er im Behandlungsstuhl Platz nahm.
»Seid ihr beide verwandt?«, fragte Daniel.
»Nein«, antwortete ich.
»Ich bin ihr Anwalt«, antwortete Morty.
»Anwalt?« Daniel schien verwirrt.
»Ich sorge dafür, dass sie nicht im Gefängnis landet. Sie ist mir was schuldig.«
»He!«, rief ich. »Was ist mit der anwaltlichen Schweigepflicht?«
»Moment mal«, warf Daniel ein. »Heißt das, du arbeitest jetzt für Mr. Schilling?«
»Nein«, sagte ich. »Er darf sich bloß nie wieder ans Steuer setzen.«
»Meinen Führerschein habe ich noch.« Morty funkelte mich zornig an. »Offiziell darf ich sehr wohl Auto fahren«, sagte er zu Daniel.
»Aha«, erwiderte Daniel, der an dieser Stelle lieber nicht weiterbohren wollte. »Fangen wir an.«
Er legte Morty das Papierlätzchen um und fuhr den Stuhl in die Waagerechte.
»Kannst du etwas gegen sein Schmatzen unternehmen?«, fragte ich.
»Mr. Schilling, Sie sollten nach jeder Mahlzeit Zahnseide benutzen. Oder zumindest einmal am Tag.«
»Iiiih aaaaah eee iiieeh«, röchelte Morty, in dessen Mund bereits Spiegel und Schaber steckten.
»Was? Ich verstehe dich nicht«, sagte ich.
»Er sagt, er schmatzt nicht«, dolmetschte Daniel.
»Manchmal gibt er auch so ein komisches Schnalzen von sich, vielleicht sitzt sein Gebiss zu locker.«
Morty röchelte wieder etwas Unverständliches. Ich wandte mich hilfesuchend zu Daniel dem Dolmetscher.
»Geh bitte ins Wartezimmer, Isabel.«
»Das hat Morty gesagt?«
»Nein. Ich.«
Nach zwanzig Minuten kam Morty aus dem Behandlungszimmer und fing gleich wieder an zu schmatzen.
Ich sah Daniel verständnisheischend an, was er mit einem verständnislosen Blick quittierte. Ich nehme an, dass Zahnärzte für solche Geräusche
irgendwann taub werden. Dass sie sich mit der Zeit an das Schmatzen, Schnalzen, Saugen, Klappern und Klicken gewöhnen. Beim Abschied überreichte mir Daniel eine
Liste der Spellman-Familienangehörigen, die dringend einen Termin benötigten. Dann regte er vage an, dass wir uns mal wieder treffen sollten; seine Frau 36 würde sich wirklich wahnsinnig freuen, wenn ich mal zum Abendessen käme – der übliche befangene Austausch zwischen zwei Exen, wobei ich in
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